§ 57a-Begutachtung: Fakten statt Mythen zur periodischen Fahrzeugüberprüfung
Pickerl-Überprüfung
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Ich mache das Service, warum muss ich dann auch noch die periodische Fahrzeugüberprüfung machen?
Service ist freiwillig und nicht verpflichtend. Daher ersetzt das Service die Periodische Fahrzeugüberprüfung nicht.
Die Periodische Fahrzeugüberprüfung wird im Auftrag des Staates durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Fahrzeug verkehrs- und Betriebssicher ist, sowie den Umweltstandards entspricht.
Diese stellt eine Zeitpunktüberprüfung dar, damit rechtzeitig Mängel erkannt werden können. Auch potentielle Mängel (leichte Mängel) werden zeitgerecht erkannt, um diese rechtzeitig zu beheben, bevor sie zu einer Gefährdung der Verkehrs- und Betriebssicherheit führen.
Andere Länder haben längere Intervalle.
Der Hinweis auf eine "überdurchschnittlich hohe Prüfhäufigkeit" in Österreich greift zu kurz. Die Situation in anderen EU-Ländern ist kaum vergleichbar, da sich deren Fahrzeugbestände, klimatische Bedingungen, Fahrleistungen und Sicherheitskulturen teils erheblich unterscheiden. Diese Faktoren werden je nach Land in Verhältnis gesetzt.
Die EU setzt einen Mindeststandard mit 4-2-2 (künftig 4-2-2-1). Die 4-2-2 Regelung gibt es nur in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.
Andere Länder haben das Intervall auf 3-2-1 (Österreich, Schweden), 3-1-1 (Großbritannien) oder sogar nach Antriebsart unterschiedlich gestaltet, wie z.B. generell 4 - 2 – 2 für Benziner, Diesel jährlich nach 3 Jahren (Niederlande).
Eine pauschale Harmonisierung der Prüfintervalle nach oben wird diesen Unterschieden nicht gerecht und gefährdet die hohen Sicherheitsstandards, für die Österreich in Europa bekannt ist.
Das Pickerl ist doch nur Geldabzocke.
Die Periodische Fahrzeugüberprüfung wird im Auftrag des Staates gemacht, um sicherzustellen, dass das Fahrzeug verkehrs- und Betriebssicher ist, sowie den Umweltstandards entspricht. Das Prüforgan in der ermächtigen Werkstätte agiert im Moment der Durchführung der periodischen Fahrzeugüberprüfung im Auftrag des Bundes (und nur diesem weisungsunterstellt) und ist dazu verpflichtet unabhängig und objektiv zu urteilen.
Im Europäischen Preisvergleich liegt die österreichische Fahrzeugüberprüfung im Durchschnitt (60-90 Euro). Diese Preise sind auch davon abhängig, ob akkreditierte Prüfstellen (z.B. TÜV, DEKRA in Deutschland), staatliche Prüfzentren (Belgien, Schweiz, Slowakei) oder ermächtigte Werkstätten (Österreich, Niederlande) diese Überprüfung durchführen.
Die niedrigsten Preise sind in Spanien (30-60 Euro), die höchsten in Deutschland (150-180 Euro).
Werterhalt durch die Fahrzeugüberprüfung
Durch die periodische Fahrzeugüberprüfung wird frühzeitig der Verschleiß erkannt, sowie der Kilometerstand laufend aufgezeichnet. Diese Maßnahmen sichern den Wert des Fahrzeuges z.B. im Zuge einer Verkaufsabsicht und beugen gleichzeitig dem Kilometerstandbetrug vor.
Die Schweiz hat 5-3-2 Regelung.
Das stimmt nur bedingt, denn dies ist eine Bundesmindestvorschrift die von jedem Kanton (Bundesland) unterschritten werden kann und auch wird. Darüber hinaus ist nach jeder größeren Reparatur oder Ein- und Umbauten eine periodische Überprüfung notwendig (z.B. Unfälle). Diese Überprüfungen werden von den kantonalen Verkehrsämtern (vgl. Landesregierung) durchgeführt. Da die Kapazität dieser Ämter beschränkt ist soll die Bundesvorschrift überarbeitet werden, denn derzeit sind ca. 600.000 fällige Fahrzeuge NICHT überprüft. Außerdem ist die Schweiz nicht Teil der EU.
Hat das Pickerl Einfluss auf die Verkehrssicherheit?
Regelmäßige technische Fahrzeugüberprüfungen sind ein zentrales Instrument der Unfallprävention. Längere Intervalle führen zwangsläufig dazu, dass sicherheitsrelevante Mängel wie defekte Bremsen, beschädigte Fahrwerksteile oder Ausfälle der Beleuchtung später oder gar nicht erkannt werden. Besonders im österreichischen Straßenverkehr – geprägt von hohen Jahresfahrleistungen, ausgeprägten Winterbedingungen und alpinem Gelände – ist ein dichtes Prüfnetz unabdingbar. Eine Ausweitung der Prüffristen würde die Wahrscheinlichkeit technikbedingter Unfälle erhöhen.
Österreich liegt in der Unfallstatistik rund 20 % unter dem EU-Schnitt – ein klarer Hinweis darauf, dass regelmäßige technische Überprüfungen ihren Zweck erfüllen. Bei jeder einzelnen Kontrolle werden im Durchschnitt drei Mängel festgestellt. Drei potenzielle Gefahrenquellen, die ohne rechtzeitige Prüfung im Straßenverkehr Konsequenzen haben könnten. (Quelle: www.tuev-verband.de/pressemitteilungen/tuev-report-2026 )
Welchen Einfluss hätten größere Intervalle auf die Auswirkungen auf Umwelt und Emissionen?
Die technische Überprüfung hat eine wichtige ökologische Dimension: Defekte Abgasreinigungssysteme werden im Zuge der § 57a-Begutachtung aufgedeckt und behoben. Eine Verlängerung der Prüfintervalle würde dazu führen, dass Fahrzeuge länger mit erhöhten Emissionen unterwegs sind – mit entsprechenden Folgen für die Luftqualität und die Erreichung nationaler und europäischer Klimaziele.
Wie sieht eine Volkswirtschaftliche Betrachtung aus?
Die Kosten einer regelmäßigen § 57a-Prüfung sind im Verhältnis zu den gesamtgesellschaftlichen Vorteilen gering. Die angedachte neue Regelung würde dem Fahrzeughalter ca, 200 Euro in zehn Jahren weniger kosten, also ca. 20,00 Euro pro Jahr.
Demgegenüber können technische Defekte, die unentdeckt bleiben, enorme volkswirtschaftliche Kosten verursachen – durch Unfälle, Folgekosten für Rettungsdienste, Versicherungen, Reparaturen und Produktionsausfälle. Eine scheinbare kurzfristige Entlastung für Einzelne könnte langfristig zu höheren Kosten für die Allgemeinheit führen.
Wieso wird die Überprüfung nicht auf die Kilometerleistung abgestellt?
Unbestritten ist, dass Fahrzeuge mit sehr hoher Kilometerleistung eine höhere Belastung für Fahrwerk, Bremsen udgl. ausgesetzt sind. Jedoch können Umstände auch bei geringer Kilometerleistung zu Mängeln führen, wie z.B. ein unbemerkter Steinschlag der einen Scheibenbruch ausläsen kann oder ein Marderbiss, der zu Flüssigkeitsverlust führt. Auch unbemerkter Rost (z.B. durch Streusalz) kann das Fahrwerk schwächen.