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Person arbeitetet an einem Roboterarm in einem technischen Labor
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Sparte Industrie

Forschung & Technologie

Die Industrie forscht: Wachstum, Wirkung, Wettbewerbsfähigkeit

Lesedauer: 5 Minuten

20.10.2025

Industrieunternehmen sind das Herzstück der österreichischen Forschungslandschaft. Keine andere Sparte der gewerblichen Wirtschaft investiert so umfassend in Forschung und experimentelle Entwicklung (F&E). Das bestätigen die aktuellen Zahlen der F&E-Vollerhebung der Statistik Austria für das Jahr 2023. Mit mehr als 6 Mrd. Euro an F&E-Ausgaben und rund 35.000 Vollzeitäquivalenten setzt die Industrie starke Impulse für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Standortentwicklung.

Wo Fortschritt entsteht, wird Zukunft gesichert – Österreichs Industrie

Die Industrie ist das Zugpferd der gewerblichen Forschung in Österreich: 62 % der gesamten F&E-Ausgaben stammen aus den heimischen Industrieunternehmen. Von den rund 10 Mrd. Euro, die die sieben Sparten der gewerblichen Wirtschaft im Jahr 2023 in Forschung und Entwicklung investierten, entfielen allein 6,2 Mrd. Euro auf 716 industrielle F&E-Einheiten. Auch beim Personal liegt die Industrie klar vorne: 57 % der F&E-Beschäftigten arbeiten in der Sparte Industrie. Seit der letzten Erhebung 2021 ist die Bedeutung weiter gestiegen – damals lagen die Ausgaben noch bei 5,3 Mrd. Euro. Die Zahl der Vollzeitäquivalente (VZÄ) erhöhte sich auf knapp 35.000. Mit ihrer Expertise sorgen sie für den nötigen Forschungs­output – keine andere Sparte verzeichnete einen vergleichbaren Zuwachs an Ausgaben und Personal.

Industrie als F&E-Motor der Wirtschaft

Grafik zur Bedeutung der Industrie in der Gewerblichen Wirtschaft
© Bundessparte Industrie Anm.: VZÄ=Vollzeitäquivalent. Kooperativer Bereich und firmeneigener Bereich. Anteile der Sparten an der Gewerblichen Wirtschaft ohne sonstige nicht der Wirtschaftskammer angehörenden Einheiten. Keine Visualisierung von Spartenanteilen < 5 %.
Quelle: Statistik Austria (2025), Sonderauswertung der Erhebung über Forschung und experimentelle Entwicklung 2023 in Kammersystematik

Den Löwenanteil der industriellen F&E stemmen vier Fachverbände: die Metalltechnische Industrie, die Elektro- und Elektronikindustrie, die Fahrzeugindustrie sowie die Chemische Industrie. Gemeinsam verantworten sie 91 % der gesamten F&E-Ausgaben der Industrie. Im Jahr 2023 war die Industrie der größte Arbeitgeber im Bereich Forschung und Entwicklung innerhalb der gewerblichen Wirtschaft: Mehr als jeder zweite F&E-Beschäftigte arbeitete in einer industriellen F&E-Einheit – über 32.000 davon allein in den vier forschungsstärksten Fachverbänden. Die industrielle Forschung setzt auf Expertise: 55 % der F&E-Beschäftigten sind Wissenschaftler:innen oder Ingenieur:innen, weitere 37 % zählen zum höher qualifizierten nichtwissenschaftlichen Personal – darunter Maturant:innen, Techniker:innen und Laborant:innen. In der Elektro- und Elektronikindustrie liegt der Anteil an wissenschaftlichem Personal sogar bei 67 %, während die Fahrzeugindustrie mit 59 % besonders viele hochqualifizierte Fachkräfte nichtwissenschaftlich beschäftigt.

Im Jahr 2023 stemmten Industrieunternehmen rund drei Viertel ihrer Ausgaben für Forschung und Entwicklung aus eigenen Mitteln. 64 % entfielen auf Eigenmittel – inklusive FFG-Darlehen –, weitere 10 % auf die Forschungsprämie und etwa 1 % auf Beiträge inländischer (verbundener) Unternehmen. Der öffentliche Sektor spielt mit mehr als 2 % bei der Finanzierung eine eher untergeordnete Rolle (z.B. FFG-Zuschüsse) ebenso wie die EU. Weder der gemeinnützige private Sektor noch der Hochschulbereich spielten bei der Finanzierung industrieller F&E eine Rolle. Allerdings spielt das Ausland als Finanzierungsquelle für die Industrie eine bedeutende Rolle. Rund 22 % der F&E-Ausgaben wurden von ausländischen (verbundenen) Unternehmen finanziert. Diese internationale Vernetzung ist besonders für die vier forschungsstärksten Fachverbände der Industrie von zentraler Bedeutung. Mehr Zahlen, Daten und Fakten finden sich in der aktuellen Kennzahlenbroschüre der Sparte Industrie.

Forschungsschwerpunkte in den Bundesländern

Im Jahr 2023 konzentrierten sich rund die Hälfte der internen F&E-Ausgaben der heimischen Industrie in Oberösterreich und der Steiermark, wenn eine Analyse nach den F&E-Standorten des Unternehmens stattfindet. Rund die Hälfte der internen F&E-Ausgaben der Industrie Österreichs lassen sich dort lokalisieren, rund jeder zweite F&E-Beschäftigte arbeitet dort, wenn in VZÄ gerechnet wird. Wien, Kärnten und Niederösterreich vervollständigen die TOP 5 der F&E-Bundesländer in der Industrie.

Während die F&E-Ausgaben in Kärnten überwiegend von der Elektro- und Elektronikindustrie getätigt werden, sind die Forschungsschwerpunkte in den anderen Bundesländern nicht in diesem Ausmaß konzentriert - wenngleich auch dort Schwerpunkte vorhanden sind. In der Steiermark liegt der Fokus auf der Elektro- und Elektronikindustrie sowie der Fahrzeugindustrie. Niederösterreich und Oberösterreich konzentrieren sich auf die Metalltechnische Industrie, wobei in Niederösterreich auch die Chemische Industrie hinsichtlich Forschung stark vertreten ist.

Stabile Finanzierung und politische Rückendeckung

Forschung und Entwicklung sind zentrale Treiber für Wettbewerbsfähigkeit und Standortqualität – besonders in einem Hochlohnland wie Österreich. Damit Unternehmen ihre Innovationskraft entfalten und den Produktionsstandort sichern können, braucht es kontinuierlich steigende Investitionen in F&E. Studien zeigen: Die Projektkosten steigen, die Anforderungen werden komplexer – und die Wirkung ist enorm. Keine andere Sparte erzielt mit einem Fördereuro so viel zusätzlichen Umsatz wie die Industrie. Laut KMU Forschung Austria generiert ein Fördereuro in der Industrie durchschnittlich 19 Euro Umsatz – mehr als doppelt so viel wie im gesamtwirtschaftlichen Schnitt. Diese beeindruckende Zahl unterstreicht die Bedeutung gezielter Forschungsförderung für die wirtschaftliche Stärke und Innovationskraft der österreichischen Industrie.

Die österreichische Industrie zeigt eindrucksvoll, wie gezielte Forschungsförderung zur wirtschaftlichen Stärke und ökologischen Transformation beiträgt. Mit jährlich über 300 Mio. Euro Projektkosten und 69 Mio. Euro Fördermitteln sind Industrieunternehmen die aktivsten Nutzer der FFG-Basisprogramme. Die Projektvolumina sind bemerkenswert und wesentlich dabei ist auch, dass die Projekte im Laufe der Zeit immer größer werden: Seit 2015 sind die Projektkosten um 61 % gestiegen. Zeitgleich ist der Anteil der Förderbarwerte an den Projektkosten mit 23 % am niedrigsten – das heißt: Industrieunternehmen investieren besonders viel Eigenmittel in ihre Innovationsprojekte.

Besonders bemerkenswert ist, dass 82 % der geförderten Projekte im Jahr 2023 klimarelevant waren. Die Programme fördern gezielt Schlüsseltechnologien wie Produktion, Fertigung und IKT, die den Standort zukunftsfit machen. Die Wirkung ist messbar: 96 % der Unternehmen verwerten ihre F&E-Ergebnisse, 69 % schaffen oder sichern Arbeitsplätze. Industrieunternehmen weisen mit Abstand die höchste Beteiligungsintensität auf: Pro Jahr stellen rund 43 von 1.000 Industrieunternehmen einen Antrag, 35 werden gefördert – ein Vielfaches gegenüber anderen Sparten der Gewerblichen Wirtschaft. Zudem investieren Industrieunternehmen besonders stark in Forschung und Entwicklung: Jeder Fördereuro löst 3,4 Euro an privaten Investitionen aus – auch hier eine Spitzenleistung. Die FFG-Basisprogramme sind für die Industrie ein strategischer Wachstumstreiber und ein Garant für Innovation, Beschäftigung und Exporterfolge.

Die angewandte Forschung in der Industrie liefert entscheidende Impulse für marktfähige Produkte und Dienstleistungen. Dabei sind F&E und FTI – Forschung, Technologie und Innovation – eng miteinander verknüpft. FTI geht über die reine Forschung hinaus und umfasst auch die Anwendung neuer Technologien und Innovationsprozesse. Beide Bereiche schaffen die Grundlagen für neues Wissen und technologische Fortschritte, die Österreichs Wettbewerbsfähigkeit stärken. Nur mit klaren politischen Prioritäten und verlässlichen Rahmenbedingungen kann die Industrie ihre Rolle als FTI-Motor voll entfalten. Die Bundessparte Industrie ist eng mit dem Thema verbunden. Der Geschäftsführer der Bundessparte Industrie, Mag. Andreas Mörk, ist stellvertretender Vorsitzender des Beirats für die Basisprogramme der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

Die Herausforderungen sind vielfältig, technologische Souveränität ist gefragt. Zum einen bedarf es einer Verbesserung und Weiterentwicklung bereits bestehender Technologien (ggf. etwaiger Technologietransfers), zum anderen bedarf es gänzlich neuer Technologien. 

  • Produktionstechnologien und Materialwissenschaften (insbesondere Werkstoffe, maschinelles Lernen, additive Fertigung, Industrie 4.0, Robotik, statistische Prozessanalyse)
  • Technologien für die Energiewende (insbesondere Leichtbau, Photonik, Advanced Materials) und Energieeffizienz
  • Technologien für Mobilitätswende (insbesondere Fahrzeug- und Antriebstechnologien)
  • Digitale und Schlüsseltechnologien (insbesondere Halbleiter, Nanotechnologie, Quantentechnologie, Künstliche Intelligenz)
  • Technologien für den Medizinbereich (insbesondere Life Sciences)
  • Forschung in der Kreislaufwirtschaft (insbesondere Ökodesign, Additive Fertigung, Sensorik, Neue Materialien, Digitale Tools/Software, Reststoffverwertung, Biomasse)
  • Luftfahrt- und Weltraumtechnologien (Als Mitglied der AUSTROSPACE (Wer wir sind | AUSTROSPACE) ist die Bundessparte nah dran.)

Für heimische Industrieunternehmen sind Themenoffenheit, eine ausreichende Dotierung der angewandten Forschung, eine Forcierung von Schlüsseltechnologien und industriellen Kernthemen, die Stärkung der F&E-Netzwerke oder die Sicherung des heimischen FTI-Standorts wesentlich. Um die Ziele der heimischen FTI-Politik erreichen zu können, braucht es die Industrie. Sie ist einer der wichtigsten Akteure, kann Erhebliches bewirken und setzt wertvolle Impulse für den heimischen Standort. Dokumente zur FTI-Strategie bzw. zu den Empfehlungen des Rates finden sich online z.B. Forschungskoordination - Forschung, Technologie und Innovation (FTI) - Bundeskanzleramt Österreich oder bei den mit FTI-betrauten Ministerien. Der jährlich erscheinende Forschungs- und Technologiebericht bietet einen breiten Überblick und verankert die Position Österreichs im Spektrum der FTI-politischen Themen national wie international. 

Kontakt

Mag. Sandra Lengauer