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Bürgermeister KommR Mag. Gerold Stagl, Generalmajor Dr. Peter Vorhofer, Fachgruppenobmann Gurgenland KommR Helmut Bauer und Fachverbandsobmann KommR Christoph Berghammer, MAS
© Sabine Klimpt | Lichtblick KG
Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten, Fachgruppe

Expert:innentreffen der Versicherungsmakler 2025: Die (Versicherungs)welt ordnet sich neu

Themen: Retail Investment Strategy und Beziehungsdreieck Versicherungsmakler:innen, Kund:innen und Versicherungen

Lesedauer: 6 Minuten

16.09.2025

Am 11. September 2025 versammelten sich im Seehotel Rust zahlreiche Versicherungsmakler:innen zum diesjährigen Expert:innentreffen, das unter dem Leitthema "Die (Versicherungs)welt ordnet sich neu" stand.

Das Datum – 9/11 – verlieh der Veranstaltung eine besondere Tiefe. In seiner Keynote erinnerte Generalmajor Peter Vorhofer an die historische Bedeutung dieses Tages und spannte den Bogen zur aktuellen sicherheitspolitischen Lage Europas. Seit ihrer Gründung als Projekt des Friedens und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit gilt die Europäische Union als historisch einzigartig. Doch in Zeiten geopolitischer Spannungen, innerer Zerreißproben und multipler Krisen stehen die EU und ihre Mitgliedstaaten zunehmend unter Druck – eine Entwicklung, auf die auch Österreich reagieren muss. Vorhofer skizzierte eindrucksvoll, wie sich diese Herausforderungen auf die Stabilität und Sicherheit Europas auswirken und welche Rolle Österreich dabei einnimmt.IS

RIS: Zwischen Vertrauen, Transparenz und Transformation

MMag. Dr. Martin Ramharter während seines Vortrags auf dem Expert:innentreffen der Versicherungsmakler 2025
© Sabine Klimpt | Lichtblick KG MMag. Dr. Martin Ramharter, BMF

MMag. Dr. Martin Ramharter beleuchtete die Retail Investment Strategy (RIS) als zentralen Impulsgeber für die künftige Savings and Investments Union (SIU).

Die geplanten EU-Vorgaben werden Vertrieb, Beratung und Produktgestaltung maßgeblich beeinflussen. Im Fokus stand die Balance zwischen Anleger:innenschutz und Kapitalmarktstärkung. Ramharter betonte, dass die RIS Vertrauen und Wachstum fördern solle – nicht nur Kontrolle. Besonders die Rolle der ungebundenen Makler:innen wurde hervorgehoben.

Themen wie Provisionen, digitale Informationspflichten und die PRIIP-Verordnung zeigen: Die Customer Journey wird komplexer, aber auch transparenter. Sein Fazit: Die RIS ist Chance und Auftrag zugleich.

Univ.-Prof. Dr. Stefan Perner während seines Vortrags auf dem Expert:innentreffen der Versicherungsmakler 2025
© Sabine Klimpt | Lichtblick KG Univ.-Prof. Dr. Stefan Perner, WU Wien

Univ.-Prof. Dr. Stefan Perner (WU Wien) zeigte auf, wie die Retail Investment Strategy (RIS) das österreichische Vermittlerrecht und das Rollenverständnis von Versicherungsmakler:innen verändern könnte. Die Differenzierung zwischen gebundener, ungebundener und unabhängiger Beratung sowie die damit verbundenen Vergütungsmodelle werfen rechtliche und standespolitische Fragen auf.

Perner betonte, dass die RIS eine Phase der Klärung und Neupositionierung einläutet – mit weitreichenden Folgen für die Zukunft des Berufsstandes.

Michael H. Heinz, Präsident des BVK, während seines Vortrags auf dem Expert:innentreffen der Versicherungsmakler 2025
© Sabine Klimpt | Lichtblick KG Michael H. Heinz, Präsident Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V.

Michael H. Heinz, Präsident des BVK, setzte sich in seinem Vortrag kritisch mit dem "Value-for-Money"-Konzept im Nicht-Lebensversicherungsbereich auseinander. Er zeigte auf, dass reine Kostenorientierung zu kurz greift und forderte eine stärkere Betonung von Beratungsqualität, Transparenz und fairer Produktauswahl. Besonders hob Heinz die Rolle der Versicherungsmakler:innen als treuhänderische Interessenvertreter hervor, die durch ihre Marktkenntnis und individuelle Beratung echten Verbraucherschutz leisten.

Sein Appell: Makler:innen sollten sich als Qualitätsberater positionieren – nicht als "Sparfüchse". Denn: "Wer Value-for-Money aktiv lebt, gewinnt Vertrauen – und schützt Kund:innen nachhaltig." 

In der ersten Podiumsdiskussion des Expert:innentreffens diskutierten Vertreter:innen aus Ministerien, Aufsicht, Wissenschaft und Interessenvertretung die politischen und rechtlichen Dimensionen der Retail Investment Strategy (RIS). Eingeleitet durch einen pointierten Kurzvortrag von Prof. (FH) Dr. Armin Kammel, der das geplante Provisionsverbot kritisch hinterfragte, beleuchtete das Panel die Auswirkungen auf die Versicherungsvermittlung in Österreich. Im Fokus standen Fragen zur Rolle Österreichs im EU-Trilog, zur Einflussnahme durch Interessenvertretungen und zur Position der Aufsichtsbehörde EIOPA. Die Diskussion machte deutlich: Die RIS könnte zum Wendepunkt für die Branche werden.

Robert Sobotka (Telemark Marketing) und Martin Weichbold (Universität Salzburg) während ihres Vortrags auf dem Expert:innentreffen der Versicherungsmakler 2025
© Sabine Klimpt | Lichtblick KG MMag. Robert Sobotka, MBA, Geschäftsführer Telemark Marketing und ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Weichbold, Fachbereich Soziologie und Sozialgeographie Paris Lodron Universität Salzburg

Im Rahmen einer Doppel-Conference präsentierten Robert Sobotka (Telemark Marketing) und Martin Weichbold (Universität Salzburg) die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Mehraufwand durch Digitalisierung in Maklerbüros. Die Befragung zeigt deutlich: Digitalisierung bringt spürbare Zusatzkosten und erhöhten Zeitaufwand – insbesondere in Angebotslegung, Schadenbearbeitung und Bestandsverwaltung. Einzelmakler:innen verzeichnen im Schnitt neun Stunden Mehraufwand pro Woche, größere Büros bis zu 16 Stunden.

Trotz steigender IT- und Prozesskosten wird die Unterstützung durch Versicherungsunternehmen als unzureichend bewertet. Die Studie unterstreicht den Handlungsbedarf: Digitale Systeme müssen praxistauglicher werden, um Makler:innen effektiv zu entlasten.

Kommunikation im Versicherungsdreieck: Risiken, Rechtsfragen und Reformansätze zur Stärkung der Rolle von Versicherungsmakler:innen

Priv.-Doz. Dr. Isabelle Vonkilch (WU Wien) während ihres Vortrags auf dem Expert:innentreffen der Versicherungsmakler 2025
© Sabine Klimpt | Lichtblick KG Priv.-Doz. Dr. Isabelle Vonkilch, WU Wien

Priv.-Doz. Dr. Isabelle Vonkilch (WU Wien) widmete sich in ihrem Vortrag dem sensiblen Kommunikationsdreieck zwischen Versichererung, Versicherungsmakler:in und Versicherungsnehmer:in. Immer häufiger würden Makler:innen bei wichtigen Vertragsentscheidungen außen vor gelassen – mit teils gravierenden Folgen für Kund:innen und das Vertrauen in die Branche. Vonkilch präsentierte drei Lösungsansätze: eine aufsichtsrechtliche Verpflichtung zur Einbindung der Makler:innen, eine Haftungskanalisierung bei Kommunikationsversäumnissen sowie eine rechtsgeschäftliche Regelung, bei der Erklärungen nur über Makler:innen wirksam werden. Ihr Fazit: Kommunikation, die an Makler:innen vorbeigeht, schafft Risiken statt Klarheit – und gefährdet das Gleichgewicht im Versicherungsdreieck.

Univ.-Prof. Sonja Bydlinski, Vorsitzende Rechtsservice- und Schlichtungsstelle (RSS) sowie Sigmund Freud Privatuniversität
© Sabine Klimpt | Lichtblick KG Univ.-Prof. Sonja Bydlinski, Vorsitzende Rechtsservice- und Schlichtungsstelle (RSS) sowie Sigmund Freud Privatuniversität

Univ.-Prof. Sonja Bydlinski (SFU) widmete sich in ihrem Vortrag der Frage, ob Versicherungsmakler:innen bei unberechtigter Deckungsablehnung durch Versicherer:innen einen Ersatzanspruch für ihren Mehraufwand geltend machen können. Sie zeigte auf, dass Makler:innen gesetzlich zur Unterstützung ihrer Kund:innen verpflichtet sind – auch bei verzögerter oder verweigerter Schadenregulierung. Kommt es dadurch zu zusätzlichem Aufwand, kann unter bestimmten Voraussetzungen ein vertraglicher Schadenersatzanspruch entstehen. Besonders relevant ist dabei die sogenannte Drittschadensliquidation, bei der der Schaden vom Versicherungsnehmer auf den Makler übergeht. Ihr Fazit: Die rechtliche Verantwortung der Versicherer:innen endet nicht mit der Ablehnung – sie beginnt oft erst dort.

Zukunft des Versicherungsdreiecks: Chancen, Herausforderungen und Perspektiven für eine Zusammenarbeit

Zum Abschluss des Expert:innentreffens diskutierten Vertreter:innen führender Versicherungsunternehmen gemeinsam mit der Interessenvertretung über Chancen und Herausforderungen im Dreiecksverhältnis zwischen Versicherer:in, Makler:in und Kund:in. Im Zentrum standen Fragen zur Schadenabwicklung, zur Rolle des Maklers im Spannungsfeld zwischen Effizienz und Kundenzufriedenheit sowie zur möglichen rechtlichen Verankerung einer echten Partnerschaft.

Auch die Digitalisierung und der Wunsch nach klaren Kommunikationsstandards wurden thematisiert. Die Diskussion zeigte: Gemeinsame Lösungen sind gefragt – und möglich. Fachverbandsobmann Christoph Berghammer brachte es auf den Punkt: "Wenn wir das Dreiecksverhältnis zukunftsfit machen wollen, braucht es klare Regeln, gegenseitiges Vertrauen und den Willen zur Zusammenarbeit – auf Augenhöhe."

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