Neues Logo für das Handwerk der österreichischen Zuckerbäckerei
Glanzvolles Logo würdigt Eintragung als immaterielles Kulturerbe der UNESCO in Österreich − Shootingstar Anna Saurer bei Berufs-WM für Spitzenleistung prämiert
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Das Handwerk der österreichischen Zuckerbäckerei kann auf eine reichhaltige Tradition bauen: Bei der jüngsten Sitzung der österreichischen UNESCO-Kommission wurde die Eintragung in die Liste des immateriellen Kulturerbes in Österreich beschlossen.
Ebenfalls blendend sind die Zukunftsaussichten: Shootingstar Anna Saurer wurde bei den soeben beendeten WorldSkills Competition 2022 Special Edition, der 46. Berufsweltmeisterschaft junger Fachkräfte, im schweizerischen Luzern für ihre außergewöhnliche Leistung prämiert.
"Wir haben doppelten Grund zur Freude. Deshalb feiern wir die erfolgreiche Eintragung als immaterielles Kulturerbe mit einem überarbeiteten Markenauftritt: Dieses neue Logo symbolisiert die Bedeutung der Auszeichnung für unser Handwerk und die Freude, ein Teil dieser Gemeinschaft der Zuckerbäckermeister:innen in Österreich zu sein. Es spiegelt unsere Traditionen, Identität und Persönlichkeit perfekt wider", freut sich Leo Jindrak, Innungsmeister der Konditoren Österreich.
Das neue Branchen-Logo wurde am 29. November 2022 im Rahmen eines Pressegesprächs in der k.u.k. Hofzuckerbäckerei L. Heiner in Wien präsentiert.
"Schleier der Geheimhaltung"
"Welches Gewerbe oder welche handwerkliche Tradition könnte man in Österreich mit mehr Recht als immaterielles Kulturerbe ansehen, als die Tradition der Zuckerbäcker:innen und der Mehlspeisküche? Familiäre und unternehmerische Traditionen in der Weitergabe betriebseigener Techniken und Rezepte spielen eine erhebliche Rolle und sind nach wie vor mit einem süßen Schleier der Geheimhaltung umgeben", erklärt Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber von der Johannes Kepler Universität in Linz.
"Immaterielles Kulturerbe hängt mit dem Wissen und Können zusammen, das Menschen in der kreativen Auseinandersetzung mit ihrem Umfeld gewinnen und immer wieder erneuern und anpassen", erläutert Martin Fritz, Generalsekretär der Österreichischen UNESCO-Kommission. "Erfahrungswerte treffen auf zeitgemäße Veränderungen, die sich in der Weitergabe an kommende Generationen widerspiegeln. Das Handwerk der Zuckerbäcker:innen ist ein Beispiel der fortlaufenden Erneuerung tradierter Fertigkeiten und ist eine bereichernde Ergänzung für das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich", so Fritz.
"Als Familienunternehmen in sechster Generation freuen wir uns sehr über die Wertschätzung unserer Handwerkstradition durch die UNESCO. Wir sehen es als unsere Aufgabe, dieses Kulturerbe an die nächsten Generationen weiterzugeben", sagt Michael Stuller, Konditormeister und Geschäftsführender Gesellschafter der K.u.K. Hofzuckerbäckerei L. Heiner in Wien.
In der Weltspitze
Doch die Branche blickt auch hoffnungsfroh in die Zukunft. Wie weit man es mit Leidenschaft und Engagement bringen kann, zeigt Anna Saurer vor: Die 22-jährige Tirolerin wurde 2020 Staatsmeisterin und hat Österreich im Oktober bei WorldSkills 2022 SE in Luzern (Schweiz) vertreten. Und das sehr erfolgreich. Die gebürtige Außerfernerin holte in der besonders stark besetzten Kategorie „Pâtisserie and Confectionery“ ein Medallion for Excellence, eine Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen knapp hinter den Medaillenrängen.
Zum Thema "Zirkus" kreierte Anna in vier Modulen an zwei Tagen zu je sieben Stunden ein Zuckerschaustück, zwei Torten, Marzipanfiguren, ein Schokoladenschaustück und Pralinen: Prachtvolle Kunstwerke, die man sogar essen kann. Insgesamt trat die Weltelite von 15 Konditor:innen bei dem Bewerb an.
"Es ist eine einzigartige Erfahrung, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt kreative Ideen und Techniken ausprobieren zu können, die über das Alltägliche hinausgehen. Die Anspannung davor war enorm, das legt sich aber rasch, sobald der Startschuss gefallen ist. Wie anspruchsvoll die lange Zeit der Vorbereitung, des intensiven Trainings und dann auch die Wettbewerbstage waren, habe ich erst gemerkt, als der Countdown heruntergezählt wurde – und in den Tagen danach", sagt Anna Saurer.
Leidenschaft und Detailversessenheit
Was motiviert junge Menschen, solche Anstrengungen auf sich zu nehmen? Annas Trainerin und WorldSkills-Expertin Veronika Schmidt, Sous Chef Pâtisserie im Wiener Café Central: "Um auf diesem Spitzenniveau mit der Weltelite mitzuhalten, gehört viel Liebe, Detailversessenheit und Ehrgeiz dazu. Es ist schön zu sehen, wenn junge Menschen über sich hinauswachsen und stolz sind, etwas zum ersten Mal zu schaffen. Das Schönste ist, wenn die Schaustücke fertig sind – man sieht diesen nicht an, wie viel Schweiß, Tränen und Emotionen dahinter stehen. Wie viele Gedanken sich die Teilnehmer dazu gemacht haben, wie viele kreative Überlegungen, zur Statik, zur zeitlichen Machbarkeit, sie angestellt haben. Wir haben einen wahnsinnig schönen Beruf - ich sehe es als Investition in die Zukunft an, wenn Ausbildungsbetriebe jungen Menschen ermöglichen, solche einzigartigen und wertvollen Erfahrungen zu sammeln."
Mit der Überarbeitung der Ausbildungsordnung und Schwerpunktsetzungen wie "Allgemeine Konditorei", "Pâtisserie" und dem neuen Lehrberuf "Chocolatier/Chocolatière" wird sichergestellt, dass die Ausbildungsqualität weiter ausgebaut werden kann und stets am Puls der Zeit bleibt.
"Wir brauchen Vorbilder, an denen junge Menschen sich orientieren können. Nachwuchsstars wie Anna Saurer helfen uns ungemein dabei, die Begeisterung für unser Handwerk und unsere Ausbildung in die nächsten Generationen zu tragen: Mit ihrer Leidenschaft für den Beruf und ihren kunstvollen Kreationen ist sie ein perfektes Aushängeschild unserer Branche – herzlichen Glückwunsch, Anna. Wir sind sehr, sehr stolz auf deine Erfolge", schwärmt Leo Jindrak.
Antreten bei EuroSkills in Danzig
Jetzt bereitet sich Anna Saurer darauf vor, im September 2023 bei EuroSkills in Danzig (Polen) erneut auf die Jagd nach Edelmetall zu gehen. Was motiviert sie, die Strapazen der harten Wettbewerbsvorbereitung erneut auf sich zu nehmen?
"Ich empfinde es gar nicht als Strapazen. Ich hatte das Glück, meine Leidenschaft zum Beruf machen zu können und freue mich drauf, dass ich die Gelegenheit bekomme, die Erfahrungen, die ich jetzt bei WorldSkills gemacht habe, in Danzig anzuwenden – und neue zu sammeln", sagt Österreichs beste Jungkonditorin. In Polen wird der Wettbewerb "Pâtisserie and Confectionery" erstmals als offizieller Skills-Bewerb ausgetragen.
Erwartungen fürs Weihnachtsgeschäft
Die Konditorbranche steuert unterdessen ihrer wichtigsten Jahressaison zu, dem Weihnachtsgeschäft. Und sie bleibt trotz schwieriger Umstände - Stichwort Energiekosten, Teuerung, Fachkräftemangel – optimistisch: "In den vergangenen Wochen waren die Temperaturen noch etwas zu hoch, aber so bald diese etwas ‚weihnachtlicher‘ werden, kommen unsere Kundinnen und Kunden in Weihnachtsstimmung", erwartet Innungsmeister Leo Jindrak.
Auch der Kalender 2022 meint es gut: Die Feiertage fallen auf ein Wochenende, somit gibt es im Dezember mehr Einkaufstage als sonst. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich das sehr positiv auf die Umsätze auswirken kann", so Jindrak. "Originalität und regionale Produkte haben stark an Bedeutung gewonnen", stellt der Innungsmeister fest.
Bei Süßigkeiten, die verschenkt werden, werde besonders auf Qualität geachtet, so Leo Jindrak: "Die Kundinnen und Kunden schätzen unsere handgefertigten Köstlichkeiten, die Frische und unsere Flexibilität. In unseren Meisterbetrieben können wir ganz gezielt auf Wünsche eingehen. Wenn wir in diesen schwierigen Zeiten ein bisschen zu einer frohen Weihnachtszeit beitragen können, sind unsere Erwartungen – fast - schon erfüllt."
Stand: 22.11.2022