„Das Unternehmertum und seine Chancen liegen mir am Herzen“
Spartenobmann Dieter Bitschnau lässt im Interview mit „die wirtschaft“ die vergangenen 13 Jahre Revue passieren und spricht über aktuelle Herausforderungen und innovative Maßnahmen für die Zukunft.
Lesedauer: 4 Minuten
Warum engagieren Sie sich in der Wirtschaftskammer?
Weil mir das Unternehmertum und seine Chancen am Herzen liegen. Das ist die Grundlage der Wertschöpfung für uns alle. Zudem bin ich überzeugt, dass wenn es die Wirtschaftskammer nicht gebe und diese nicht tagtäglich gegen bürokratische Auswüchse und weitere Belastungen kämpfen würde, die unternehmerischen Interessen unter die Räder kommen würden.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell?
Künstliche Intelligenz verändert auch die Arbeitswelt von uns Dienstleistern. Daher setzen wir den Fokus darauf, unsere Betriebe zu qualifizieren und zu unterstützen. So fördern wir den Mut, neue Dinge und somit das eigene Unternehmen zu entwickeln.
Was wünschen Sie sich für die Unternehmen Ihrer Sparte?
Die Sparte Information und Consulting vereint wie keine andere die Zukunftsbranchen – von Digitalisierung über Kommunikation bis hin zu Beratung und Innovation. Unsere Selbständigen und Betriebe haben die Kompetenz und die Leidenschaft andere Unternehmen und Organisationen bei diesen Herausforderungen branchenunabhängig zu begleiten. Und helfen ihnen damit, die geschäftlichen Chancen zu nutzen, die sich dadurch bieten.
Sie sind bereits seit 2012 Spartenobmann. Wollen wir gemeinsam auf diesen Zeitraum zurückblicken, denn in dieser Zeit hat sich ja sehr vieles verändert.
Zunächst muss gesagt werden, dass die Branchen der Sparte IC sehr vielschichtig und wir daher mit vielfältigen Themen und Bereichen konfrontiert sind. Die IC umfasst zehn Branchen, dennoch gibt es trotz der Unterschiedlichkeit einen gemeinsamen Nenner – die kompetente Dienstleistung.
Wir haben stets versucht zweigleisig zu fahren als Interessenvertretung, das heißt einerseits haben wir Unterstützungsprogramme und -initiativen für unsere eigenen Mitglieder geschaffen, andererseits immer versucht, spartenübergreifend zu agieren, da wir uns mit den Zukunftsthemen beschäftigen, die alle betreffen. Da sehen wir uns auch innerhalb der Wirtschaftskammerorganisation als Dienstleister, um auch den anderen Branchen diese Themen zugänglich zu machen. Dieser Mehrwert ist auch sichtbar.
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Gerne. Wir wissen alle, dass es gerade bei den Genehmigungen für Betriebsanlagen häufig zu Verzögerungen kommt. Im Rahmen des Betriebsanlagen-Coachings können sich Unternehmen an unsere Ingenieurbüros wenden, die dann bei der komplexen Einreichung unterstützen. Dadurch verkürzt sich dieser Prozess. Dies ist ein Angebot der Wirtschaftskammer, das gesamthaft einen Mehrwert für unsere Mitglieder bietet.
Gerade in diesem Bereich gibt es viele Ein-Personen-Unternehmen. Was hat sich in der Interessenvertretung dieser Betriebe in den vergangenen 13 Jahren verändert?
Als Wirtschaftskammer sehen wir es als unsere Aufgabe, auch die Interessen und Bedürfnisse der Ein-Personen-Betriebe zu vertreten, daher wurde das EPU-Service gegründet. Wir konnten einerseits die Leistungen mehr an den Bedürfnissen von EPU ausrichten und andererseits die Unternehmen mehr ins Licht rücken und somit ihre Position in der Wirtschaft stärken. Und das gilt natürlich für alle Branchen, nicht nur für die EPU der Sparte IC.
Mir als Spartenobmann war es wichtig aufzuzeigen, dass die IC aber nicht nur aus EPU besteht. Wir haben rund 5.000 Mitgliedsbetriebe, wovon knapp 1.000 Arbeitgeberbetriebe sind. Daher war es wichtig, das EPU-Service branchenübergreifender zu gestalten und das ist uns auf jeden Fall gelungen.
Sie haben vorhin davon gesprochen, dass Ihre Sparte vielfach mit Zukunftsthemen konfrontiert ist und hier eine Vorreiterrolle einnimmt. Von welchen Themen sprechen wir hier genau?
Da geht es vielfach um Themen der Digitalisierung – und zwar in allen Bereichen. Natürlich geht es bei unseren Mitgliedern im Bereich der IT um die technische Umsetzung, aber auch unsere Beraterinnen und Berater, die die Digitalisierungsprozesse begleiten, beschäftigen sich sehr früh mit diesen Zukunftstechnologien. Aber es geht auch um die Schattenseiten, die die moderne Technik mit sich bringt – und da haben wir mit der Cybersecurity Vorarlberg eine Plattform geschaffen, die einerseits Hilfe für Betroffene bietet andererseits aber auch Präventionsarbeit leistet, um Cyberattacken zu verhindern. Dieses Thema bleibt auch weiterhin ein Spartenschwerpunkt.
Auch damit verbundene Infrastrukturthemen, wie etwa der Glasfaserausbau, konnten wir deutlich vorantreiben. Das ist die zwingende Voraussetzung für die weitere Digitalisierung.
Sie haben eingangs Künstliche Intelligenz als große Herausforderung unserer Zeit genannt, welche Maßnahmen haben Sie geplant?
Wir haben uns für die kommenden fünf Jahre Schwerpunkte gesetzt, die wir für unsere Sparte und darüber hinaus zugänglich machen wollen. Ein Thema ist da natürlich Künstliche Intelligenz. Uns ist es ein Anliegen, die Potenziale der KI für unsere Unternehmen nutzbar zu machen. Denn nicht jede:r hat den gleichen Bedarf. Die zentrale Frage ist also “Wo kann ich KI in meinem Unternehmen sinnvoll einsetzen?” Denn solange man nicht weiß, wofür es nutzbar ist, fehlt der Antrieb KI zu nutzen. Da braucht es nun wiederum unsere Berater, die KI-versiert sind, und mit den Unternehmern ihre Arbeitsprozesse beleuchten und ihnen erklären, in welchen Bereichen KI unterstützen könnte. Es freut mich, dass die KI nicht nur von unserer Sparte, sondern von der Wirtschaftskammer Vorarlberg insgesamt als Zukunftsthema gesehen wird und Initiativen gestartet werden.
Ein weiteres Thema, welches bereits seit Jahren aktuell ist, aber auch in Zukunft nicht an Aktualität verlieren wird ist die Nachhaltigkeit. Wie geht Ihre Sparte damit um?
Das ist der zweite Schwerpunkt, den wir uns für die kommenden Jahre gesetzt haben. Wir verstehen Nachhaltigkeit als Innovationsmanagement, es gilt diesem Thema die negative Konnotation zu nehmen, die bisweilen bei vielen Unternehmen herrscht. Mit der neuen Omnibus-Verordnung ist die Aktualität für viele wieder etwas in den Hintergrund gerückt, wir wollen aber die Zeit nutzen und unsere Berater:innen qualifizieren. Daher haben wir gemeinsam mit dem WIFI Dornbirn die Akademie für Nachhaltigkeit gegründet.
Da tut sich einiges. Worauf sind Sie persönlich besonders stolz – beruflich oder privat?
Es freut mich zu sehen, wie sich unser Unternehmen in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Zum einen das Wachstum, das uns gelungen ist, aber auch der Mut, Entscheidungen zu treffen, hinsichtlich der Ausrichtung unseres Unternehmens. Zu sehen wie sich die Spezialisierungen, die wir getroffen haben, nun im Markt und bei unseren Kunden widerspiegelt, ist eine schöne Bestätigung. Aber die Reise ist noch lange nicht zu Ende.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Nora Ionian-Weiß.