„Nur ein Haus mit Haltung hat eine Zukunft“
Hotelier Emanuel Moosbrugger spricht im Interview über die Bedeutung von Nachhaltigkeit, Umweltschutz und regionale Wertschöpfung und darüber, wie diese Haltung zur Silber-Medaille beim Exportpreis führte.
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Herr Moosbrugger, Sie haben mit Ihrem Biohotel Schwanen in Bizau den Exportpreis gewonnen. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für Sie persönlich und Ihren Betrieb?
Diese Auszeichnung bedeutet uns sehr viel. Sie zeigt, dass nachhaltiges Denken und regionales Handeln nicht im Widerspruch zum internationalen Erfolg stehen. Für mich persönlich ist es eine Bestätigung, dass unser Weg – mutig, eigenständig und konsequent – auch über Landesgrenzen hinaus wahrgenommen wird. Es ist auch ein Zeichen an unser Team, unsere Partner:innen und an unsere Region: Was wir hier im Bregenzerwald tun, hat Strahlkraft.
Sie haben einen Exportpreis gewonnen – wie genau „exportiert“ ein Hotelbetrieb?
Wir exportieren keine Produkte im klassischen Sinn, sondern etwas viel Wertvolleres: Erlebnisse, Haltungen und Werte. Unsere Gäste – viele aus Deutschland, der Schweiz, den Benelux-Ländern oder Skandinavien – nehmen nach ihrem Aufenthalt nicht nur schöne Erinnerungen mit, sondern auch Impulse für einen bewussteren Lebensstil. Die Verbindung aus biologischer Küche nach Hildegard von Bingen, nachhaltiger Architektur, regionalem Handwerk und echter Gastfreundschaft ist ein Angebot, das in dieser Form international selten ist.
Das Credo Ihres Hotels lautet „Reduce to the max“. Wie wirkt sich das auf den täglichen Betrieb aus?
„Reduce to the max“ ist für uns kein Design-Slogan, sondern eine Lebenshaltung. Wir konzentrieren uns bewusst auf das Wesentliche – bei der Auswahl der Lebensmittel, beim Raumdesign, in den Abläufen. Es geht darum, Qualität durch Klarheit zu schaffen. Weniger, aber besser. Das bedeutet zum Beispiel: keine Buffets, sondern servierte Speisen mit maximaler Sorgfalt. Keine Überinszenierung, sondern Echtheit. Das entlastet nicht nur unser Team, sondern schenkt auch unseren Gästen Ruhe und Fokus.
Sie haben den Betrieb von Ihrer Familie übernommen. Was hat Sie inspiriert, sich von einem konventionellen Hotelbetrieb zu einem Bio-Hotel weiterzuentwickeln?
Ich bin im Schwanen aufgewachsen, aber ich bin auch hinaus in die Welt – habe in New York, Kalifornien (San Francisco) und Zürich gearbeitet. Was mich inspiriert hat, war die Idee, diese Erfahrungen mit der Kraft des Ortes zu verbinden. Der Bregenzerwald hat alles: hochwertige Lebensmittel, starkes Handwerk, klare Natur. Ich wollte daraus etwas Eigenständiges entwickeln. Der Schritt zum Bio-Hotel war naheliegend – aber wir gehen noch weiter: Permakultur, Kreislaufwirtschaft, solidarische Landwirtschaft. Für mich war klar: Nur ein Haus mit Haltung hat eine Zukunft.
Wie reagieren Ihre Gäste auf das nachhaltige Konzept – gibt es Unterschiede zwischen nationalen und internationalen Gästen?
Die Reaktionen sind überwältigend positiv. Viele unserer Gäste suchen bewusst nach Orten mit Authentizität und Substanz. Internationale Gäste sind oft überrascht, wie konsequent wir das Bio-Konzept leben – vom Dinkelbrot am Frühstückstisch bis zur Fassadenbegrünung. Österreichische Gäste hingegen schätzen besonders die Verbindung von Regionalität und Bodenständigkeit. Unterschiede gibt es also, aber sie ergänzen sich gut: Die einen kommen wegen der Vision, die anderen wegen der Verankerung.
Was war Ihr größter „Aha-Moment“ auf dem Weg zum nachhaltigen Erfolg?
Ein Schlüsselmoment war für mich, als wir gemerkt haben: Unser konsequenter Weg inspiriert andere. Als Kolleg:innen begannen, sich für unsere Permakultur-Projekte oder das Wilde-Weiber-Menü zu interessieren – da wurde mir klar, dass wir nicht nur Gastgeber sind, sondern Teil einer Bewegung. Ein anderes Aha war wirtschaftlich: Nachhaltigkeit rechnet sich – nicht durch Masse, sondern durch Vertrauen, Wiederkehr und ein loyales Netzwerk von Produzent:innen und Gästen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Bio-Hotellerie im internationalen Tourismus?
Bio wird vom Nischen- zum Qualitätsmerkmal. Die Gäste von morgen wollen nicht nur entspannen – sie wollen verstehen, erleben, verbunden sein. Die Bio-Hotellerie hat das Potenzial, zum Leitmodell eines neuen Tourismus zu werden: entschleunigt, sinnvoll, ökologisch und sozial eingebettet. Es braucht mehr Mut zur Klarheit und weniger Angst vor der Reduktion. Der Schwanen zeigt: Man kann aus einem kleinen Ort wie Bizau einen Ort mit internationaler Relevanz machen – wenn man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Nora Ionian-Weiß.
Infos zum Exportpreis:
Mit dem Exportpreis 2025 wurden jene Betriebe vor den Vorhang geholt, die sich tagtäglich mit großem Engagement um ihre Gäste kümmern und damit die österreichische Gastfreundschaft auf eindrucksvolle Weise leben und nach außen tragen.
In der Kategorie „Tourismus und Freizeitwirtschaft“ holte die Schönbrunner Tiergarten GmbH Gold. Silber ging an das Biohotel Schwanen Emanuel Moosbrugger e.U. in Bizau sowie an die Young Austria – Österreichs Erlebnisgästehäuser GmbH aus Salzburg. Das Biohotel Schwanen wird in fünfter Generation geführt und vereint nachhaltigen Tourismus, regionale Kulinarik und moderne Architektur. Seit 2009 biozertifiziert, setzt das Hotel auf „Reduce to the max“, mit Zero-Waste-Küche, solidarischer Landwirtschaft und erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Erdwärme. Über 80 Prozent der Gäste stammen aus dem internationalen Raum, vor allem aus der DACH-Region, den Benelux-Ländern und Skandinavien. Als internationale Marke im nachhaltigen Luxustourismus überzeugt das Hotel mit innovativer Gastronomie und speziellen Retreat-Angeboten. Kulturelle Exportleistungen wie das Genuss Festival Alpen, der Export regionaler Produkte sowie Know-how im Bereich nachhaltiger Hotelarchitektur positionieren den Betrieb als Best-Practice-Beispiel.