„Zentrale Partner für Unternehmen und Privatpersonen“
Bank und Versicherung. Spartenobmann Michel Haller spricht im Interview mit „die wirtschaft“ über die Auswirkungen der Instant-Payment-Verordnung sowie über die zentrale Rolle der Banken in unsicheren Zeiten.
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Warum engagieren Sie sich in der Wirtschaftskammer?
Ich bin überzeugt, dass wir die Rahmenbedingungen für unsere Branche nur gemeinsam verbessern können. Banken und Versicherungen sind zentrale Partner:innen für Unternehmen und Privatpersonen – sei es bei Finanzierung, Risikoabsicherung oder Vermögensaufbau. Ich möchte einen Beitrag leisten, die Interessen unserer Sparte aktiv zu vertreten, sachlich zu erklären, was wir leisten – und auch, was wir brauchen, um es weiterhin tun zu können.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell?
Wir stehen vor mehreren großen Herausforderungen. Die regulatorischen Anforderungen – insbesondere aus Brüssel – nehmen weiter zu, oft ohne Rücksicht auf regionale Gegebenheiten. Gleichzeitig spüren wir die Digitalisierung, verändertes Kundenverhalten und den Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften. Dazu kommen geopolitische Unsicherheiten, Zinsdynamiken und ein intensiver Wettbewerbsdruck – etwa durch neue Marktteilnehmer:innen aus dem Tech-Bereich. Unsere Branche ist stark, aber sie muss sich permanent weiterentwickeln.
Stichwort Regulatorik. Welche Auswirkungen bzw. Belastungen bringen diese für die Banken in der Region?
Die Regulatorik ist grundsätzlich wichtig, um Stabilität und Vertrauen im Finanzsystem sicherzustellen. Allerdings erleben wir zunehmend, dass europäische Vorgaben oft mit einem sehr hohen administrativen Aufwand verbunden sind – insbesondere für kleinere und regionale Institute. Jede neue Meldepflicht, jede zusätzliche Prüfung bindet Ressourcen, die wir lieber in Beratung, Service und Innovation investieren würden.
Und was bedeutet das für die Kundinnen und Kunden?
Für Kundinnen und Kunden bedeutet das letztlich auch weniger Flexibilität und teils höhere Kosten, weil die Umsetzung der Vorgaben Zeit und Geld kostet. Unser Ziel ist es daher, auf europäischer und nationaler Ebene für mehr Augenmaß einzutreten – mit Regeln, die sinnvoll, verhältnismäßig und praxisnah sind.
Mit Oktober trat die Instant-Payment-Verordnung in Kraft, was bedeutet das für Ihre Kundschaft?
Instant Payments sind ein wichtiger Schritt in Richtung moderner Zahlungsinfrastruktur. Kundinnen und Kunden können künftig rund um die Uhr, also 24/7, Geld in Sekundenschnelle überweisen und das europaweit. Das schafft mehr Komfort und Schnelligkeit, gerade für den Online-Handel oder spontane Zahlungen. Diese Innovation ist kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis kontinuierlicher Investitionen in Technologie und Sicherheit. Denn für die Banken bedeutet es vor allem, ihre Systeme technisch aufzurüsten und die Sicherheit weiter zu erhöhen.
Rund um die Uhr in Sekundenschnelle zu überweisen bietet viele Vorteile. Sehen Sie auch Herausforderungen?
Bei einer Sofort-Überweisung ist das Geld der Kund:innen eben auch sofort auf dem Konto des/der Empfänger:in und eine Rückholung damit kaum mehr möglich – wir plädieren hier für eine besonders große Sorgfalt und Vorsicht unserer Kundinnen und Kunden, damit sie bestmöglich vor Betrügern geschützt sind!
In Hinblick auf den Rückgang der Investitionen im Land – wie können Banken hier für Wachstum und Stabilität sorgen?
Banken spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Investitionen wieder anzukurbeln. Durch gezielte Finanzierung, persönliche Beratung und ein tiefes Verständnis für die regionale Wirtschaft können wir Betriebe dabei unterstützen, Chancen zu nutzen und Projekte umzusetzen. Gerade in unsicheren Zeiten braucht es Vertrauen und Verlässlichkeit – beides können Banken bieten. Wenn zudem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen, leisten wir einen entscheidenden Beitrag, um Wachstum, Beschäftigung und Stabilität zu sichern.
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Finanzwissen für unsere Gesellschaft bzw. Jugend ein?
Finanzbildung ist eine wichtige Grundkompetenz. Wer finanzielle Zusammenhänge versteht, kann bessere Entscheidungen treffen, sei es beim Sparen, Investieren oder in der Altersvorsorge. Gerade junge Menschen sollten früh lernen, wie Geld, Wirtschaft und Märkte funktionieren.
Welchen Beitrag kann Firi hierzu leisten?
Hier leistet die Initiative einen wertvollen Beitrag: Sie macht wirtschaftliche Themen greifbar und praxisnah und vermittelt Kompetenzen, die weit über die Schule hinaus wirken. Damit stärken wir nicht nur das individuelle Know-how, sondern auch das Vertrauen in die Wirtschaft und die Finanzbranche insgesamt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Nora Ionian-Weiß