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Julia Wertl
© Beigestellt

„Der zentrale Punkt für Veränderung sind die Menschen“

Unternehmensberaterin Julia Wertl erklärt im Interview mit „die wirtschaft“, was es braucht, um Veränderungen nachhaltig in Unternehmen zu verankern und effiziente Arbeitsweisen zu etablieren. 

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 29.08.2025

Wie definieren Sie Effizienz im Unternehmenskontext?
Effizienz bedeutet das Richtige zu tun und das am besten gepaart mit Effektivität. Das heißt, wie man etwas tut und was man tut, ist essenziell. Es gilt Zeit, Ressourcen und Kosten zu sparen, denn umso effizienter ein Unternehmen arbeitet, umso höher sind die Chancen auf nachhaltiges Wachstum. Effizienz ist daher das Kernthema, auf das alles hinausläuft.   

Das heißt auch das Augenmerk auf die Schwachstellen zu legen... 
Das Hauptthema ist der ‚Change‘, die Veränderung. Das habe ich bei sehr vielen Unternehmen gesehen und es zeigt sich einfach immer wieder, dass hier der Mensch der Schlüsselfaktor zum Erfolg ist. Wenn ich die betroffenen Mitarbeitenden nicht in den Prozess involviere, wird dieser nicht nachhaltig sein. Denn die jeweiligen Beschäftigten sind die Experten auf ihrem Gebiet, sie wissen, worauf es ankommt. Häufig werden Entscheidungen über Abläufe und deren effiziente Gestaltung an den falschen Stellen getroffen. Das kostet am Ende viel Geld, bringt den Unternehmen aber wenig, wenn die handelnden Akteure die Veränderungen nicht mittragen. Wenn der Change geklappt hat, ist es dazu essenziell das Wissen im Unternehmen zu behalten. Fluktuation kostet Geld und Expertise.

Zur Gestaltung effizienter Prozesse braucht es Methoden und Tools. Welche setzen Sie ein?

Es gibt in diesem Bereich zahlreiche Tools, die zur Anwendung kommen können. Essenziell für mich ist, dass es für meine Kunden einfach ist. Daher arbeite ich am liebsten mit Workshops. Ich als externe Beraterin muss nicht wissen, wie die einzelnen Bereiche eines Unternehmens funktionieren, das wissen die Mitarbeitenden. Meine Aufgabe ist es, mit diesen die effizientesten Abläufe zu definieren. Dadurch haben diese die Möglichkeit, Teil der Lösung zu sein und wir erreichen eine nachhaltige Veränderung für den Betrieb. Wichtig ist es zudem, die richtigen Fragen zu stellen und alltägliche Arbeitsschritte auf ihre Aktualität zu überprüfen.

Was hat Sie dazu bewegt, sich selbstständig zu machen?
Ich arbeite seit fast zehn Jahren in diesem Bereich. Nach einer längeren Zeit im Ausland, bin ich nach Vorarlberg zurückgekehrt und möchte nun Teil der Lösung sein. Wir leben in einer sehr innovativen Region mit zahlreichen Unternehmen, die fortschrittliche Ideen haben. Diese möchte ich unterstützen und will helfen, dass sie langfristig wachsen können. Denn KMU haben keine eigene Prozess-Abteilung und brauchen diese auch nicht. Diese Betriebe brauchen jemanden, der sie bei einem vorhandenen Problem unterstützt und schnell eine Lösung bietet, die rasch ihre Wirkung entfaltet. 

Welche Erfahrungen aus Ihrer Zeit als angestellte Beraterin bringen Sie in Ihre Selbstständigkeit mit?

In den Jahren vor meiner Selbstständigkeit hat sich immer wieder gezeigt, dass die Menschen der zentrale Punkt für die Veränderung sind. Es gilt möglichst transparent darzustellen, warum Prozesse umgestaltet oder neue Programme eingeführt werden. Wenn ich weiß, warum eine Veränderung vollzogen wird, kann ich diese besser akzeptieren. Wir Menschen sind resistent gegenüber Veränderungen. Daher braucht es eine Art Sicherheitsnetz, ein Raum, um Fragen zu stellen oder auch das Bewusstsein dafür, dass das Erlernen neuer Abläufe auch Zeit braucht. Hier ist es wichtig, jemanden zu haben, der einen an der Hand nimmt und jederzeit für Fragen zur Verfügung steht. Das Fazit lautet also: Umso besser die Menschen im Unternehmen abgeholt werden, umso nachhaltiger ist die Veränderung im Betrieb.

Danke für das Gespräch.

Das Interview führte Nora Ionian-Weiß.