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WK Präsident Karlheinz Kopf
© Marek Knopp

Verkehrte Welt?

Kommentar von WKV-Präsident Karlheinz Kopf zum Jahresausklang.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 11.12.2025

Ein Länderranking hat neulich wieder einmal ausgewiesen, dass neun der zehn Länder mit der weltweit höchsten Lebensqualität sich in Europa befinden und Österreich mittendrin in diesem Spitzenfeld liegt. Eigentlich kein Wunder, liegen doch bei uns Faktoren, wie Stabilität, Sicherheit, Gesundheit, Planbarkeit und nicht zuletzt die Haushaltseinkommen auf einem konstant hohen Niveau.

Warum also die große Unzufriedenheit, die sich derzeit durchs ganze Land zieht?

Da ist zum Ersten die andauernde, aber leider berechtigte Diskussion über den Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit, gepaart mit einer allgemeinen Konjunkturflaute, die inzwischen zu Produktionseinschränkungen, verstärkten Abwanderungstendenzen, und Personalabbau führen. Das verunsichert und führt zu starker Zurückhaltung bei betrieblichen und privaten Investitionen.

Da ist zum Zweiten die andauernde und leider teils berechtigte Diskussion über die hohe Inflation und der subjektiv gefühlte Verlust an Kaufkraft des eigenen Einkommens. Obwohl die Kaufkraft im Durchschnitt real weitgehend erhalten wurde, sind viele verunsichert und das führt, gepaart mit der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheit, zu starker Zurückhaltung beim privaten Konsum und hoher Sparneigung.

Und da ist zum Dritten das offenbar vielfach verloren gegangene Zutrauen in die eigenen Stärken und in die Gestaltungskraft der Politik, aber auch eine veränderte individuelle Prioritätensetzung in der Lebens- und Arbeitseinstellung.

Wenn wir also unsere eingangs beschriebene, hohe Lebensqualität erhalten wollen, werden wir mehrere Dinge brauchen, die uns in der Vergangenheit stark gemacht haben: Innovationskraft, Leistungsbereitschaft und Zuversicht bzw. Mut.

Zur Ankurbelung der Konjunktur wäre die einfachste Lösung, diese durch staatlichen Konsum zu stimulieren. Dagegen spricht allerdings die Budgetsituation bei Bund, Ländern und Gemeinden und die Tatsache, dass der Hauptverursacher der Konjunkturschwäche die beeinträchtigte Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Industrie ist. Es gilt daher durch eine nachhaltige, ausgabenseitige Budgetsanierung die vertrauensvolle Erwartung zu schüren, dass die Inflation sinkt, Spielraum für Entlastung der Wirtschaft geschaffen wird und keine neuen Steuern drohen.

Eine gewisse Zuversicht erzeugt die Wachstumsprognose für 2026 von knapp unter ein Prozent, wenngleich die ab jetzt abnehmende Zahl der Erwerbstätigen das Wachstum generell bremst. Dadurch sinkt zwar trotz der niedrigeren Wachstumsraten der Wohlstand pro Kopf nicht signifikant, sehr wohl aber jener des Gesamtstaates durch nominell gleichbleibende oder sogar steigende Aufwendungen, insbesondere für Arbeitslosigkeit, Pensionen, Gesundheit und Pflege. Wir müssen daher größtmögliche Anstrengungen unternehmen, um die Innovationskraft zu stimulieren, die Summe der Arbeitsstunden zu erhöhen und damit die Produktivität wieder zu steigern.

Bezüglich der Inflation besteht berechtigte Hoffnung: ÖNB-Gouverneur Martin Kocher rechnet für den Euroraum mit einer stabilen Entwicklung knapp unter zwei Prozent und für Österreich mit einem Rückgang auf 2,4 Prozent und mit einer Annäherung an den Euroraum - das vor allem dank des Wegfalls des Einmaleffektes nach Auslaufen der Strompreisbremse im Jahr 2025.

Trotz mancher widrigen Umstände besteht also angesichts der Prognosen durchaus Anlass, mit mehr Zuversicht in die unmittelbare Zukunft zu blicken. Und Mut und Zuversicht haben auch die Haltung jener geprägt, die uns in eine Spitzenposition bei Lebensqualität und Wohlstand gebracht haben - nämlich alle leistungsorientierten, mutigen Männer und Frauen der Vergangenheit bis herauf zur Gegenwart.

Euch, allen Mutigen, Zuversichtlichen, Leistungsorientierten der heutigen Zeit wünsche ich ein frohes Fest im Kreise Eurer Liebsten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles erdenklich Gute für 2026!