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Digital Skills
© Max Slovencik

Digitaler Reality-Check für Wien: Massive Kompetenzlücken trotz hoher Nutzung

Wien steht im Zentrum der digitalen Transformation. Gleichzeitig zeigt die Sonderauswertung des Digital Skills Barometer 2025/26, dass die digitalen Fähigkeiten der Wiener Erwerbstätigen hinter ihren eigenen Erwartungen zurückbleiben.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 10.12.2025

Wie der „Vienna Digital Skills InSight“ von fit4internet, der Wirtschaftskammer Wien und ETC zeigt, liegen Selbsteinschätzung (69 von 100 Punkten) und Wissenstest rund um Cloud, Cyber, Data und KI (39 Punkte) weit auseinander

Signifikante Überschätzung bei digitalen Grundlagen

Besonders ausgeprägt ist die Diskrepanz im Umgang mit Informationen und Daten: Die Lücke zwischen Selbstbild und geprüftem Wissen beträgt 45 Punkte.  Auch bei digitalen Grundlagen zeigt sich eine Differenz von 42 Punkten

„Diese Selbstüberschätzung ist ein reales Risiko für Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Österreich“, betonte Markus Schaffhauser, Präsident von fit4internet sowie SVP Atos Group und CEO SFA. „Wer glaubt, digital souverän zu sein, tatsächlich, aber zentrale Mechanismen nicht versteht, trifft im Zweifel falsche Entscheidungen.“

Wien ist bei Cybersecurity am stärksten, schwächelt aber bei Cloud und Daten

Zwischen den Technologiefeldern zeigen sich klare Unterschiede:

  • Cybersecurity erreicht 57 Punkte, weist aber in der praktischen Anwendung weiterhin Lücken auf.
  • Cloud-Kompetenzen liegen bei 39 Punkten, besonders schwach in kleineren Unternehmen.
  • Die Künstliche Intelligenz erreicht 35 Punkte und wird zwar genutzt, aber selten verstanden.
  • Die Daten-Domäne bildet mit 27 Punkten den Tiefstwert.

„Wer KI sinnvoll einsetzen will, muss zuerst das Prinzip verstehen, nach dem Daten entstehen, verarbeitet und bewertet werden“, erklärte Christoph Becker, Geschäftsführer des ETC.

Gender Gap und Bildung als prägende Faktoren

Die Studie zeigt markante Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen:

  • Männer weisen eine Technologieaffinität von 54 Prozent auf, Frauen 30 Prozent
  • Personen mit höherer formaler Ausbildung liegen je nach Domäne 30–40 Prozent über dem Durchschnitt .
  • Unter 30-Jährige erzielen die höchsten Werte in Cybersecurity, Daten und KI; über 50-Jährige fallen deutlich zurück.

„Der digitale Gender Gap ist aber kein altersbedingtes Phänomen, sondern ein strukturelles“, sagte Martin Heimhilcher, Spartenobmann Information & Consulting der WK Wien.

Private Nutzung hoch, berufliche Nutzung unterschätzt

Digitale Technologien werden privat bewusst genutzt, beruflich jedoch oft nicht als solche wahrgenommen:

  • KI: 62 Prozent privat, 34 Prozent beruflich
  • Cloud: 65 Prozent privat, 39 Prozent beruflich
  • Cybersecurity: 75 Prozent privat, 48 Prozent beruflich

„In vielen Unternehmen sind digitale Tools längst vorhanden, werden aber entweder nicht bewusst wahrgenommen oder nur teilweise genutzt“, erklärte Petra Postl, Geschäftsführerin der Raiffeisen Digital GmbH. „Im Bereich Data Analytics sehen wir jedenfalls, dass Systeme und Anwendungen bereitstehen, die Nutzung und die Kompetenzen zum aktiven Einsatz aber hinterherhinken. Hier geht viel Innovationskraft verloren.“

Unternehmen auf Transformationskurs, aber ohne klare Orientierung

Rund 47 Prozent der Beschäftigten verstehen die Zielrichtung digitaler Initiativen im Unternehmen, 44 Prozent erkennen Digitalisierung als Transformationsprozess – aber nur 39 Prozent behalten den Überblick. Zudem verfügen lediglich 43 Prozent der Unternehmen über verbindliche KI-Regeln.

Hohe Mitgestaltungsbereitschaft als Zukunftspotenzial

Mehr als die Hälfte der Wiener Erwerbstätigen (51 Prozent) möchte die digitale Transformation aktiv mitgestalten. Bei den 16- bis 29-Jährigen sagen dies sogar 67 Prozent.

Wir haben in Wien enormes Potenzial, aber wir müssen es aktiv heben.

„Wir haben in Wien enormes Potenzial, aber wir müssen es aktiv heben“, sagte Heimhilcher. „Die Menschen wollen beitragen – wir müssen ihnen die Fähigkeiten geben.“

Wien braucht digitale Grundlagen, Datenkompetenz und klare Leitlinien

Der „Vienna Digital Skills InSight“ macht sichtbar, dass Wien die digitale Zukunft gestalten kann – wenn Datenkompetenz, digitale Grundlagen und klare Strukturen verstärkt werden.

Oder wie es Markus Schaffhauser treffend zusammenfasst: „Digitalisierung ist kein Spitzensport für wenige, sondern eine gemeinsame Aufgabe für viele, die an der Basis bei den Kompetenzen beginnt.“