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Präsentation der KMU Studie
© WKK, Studiohorst

Kärntner Handel: Es bleibt kompliziert

Der Handel ist eine tragende Säule der Kärntner Wirtschaft. Doch steigende Kosten, sinkende Kaufkraft und der Druck durch den Onlinehandel belasten die Branche erheblich. Der aktuelle Konjunkturbericht zeigt: Die Herausforderungen sind größer geworden, eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 26.09.2025

Kärntens Handel, zu dem neben dem Einzel- und dem Großhandel auch die Kfz-Wirtschaft gehört, ist das Rückgrat der Kärntner Wirtschaft. Er schafft Arbeitsplätze, sichert die Versorgung und trägt wesentlich zur regionalen Wertschöpfung bei. Mit rund 10.000 Betrieben, über 33.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 13,2 Milliarden Euro ist der Handel eine Schlüsselbranche Kärntens. Rund ein Viertel aller Umsätze und 16 Prozent der Unternehmen entfallen auf diesen Bereich. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um kleine und mittlere Unternehmen.

Doch die Branche steht an einem Wendepunkt und vor großen Herausforderungen. „Der Kärntner Handel ist weit mehr als nur Einkauf und Verkauf – er ist Lebensader, Arbeitgeber und Wirtschaftsmotor zugleich. Insolvenzen nehmen zu und der Druck durch den internationalen Onlinehandel und die Kostenlawine wächst“, umriss KommR Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Kärnten die Konjunkturdaten, die von der KMU Austria erhoben und bei der heutigen Pressekonferenz präsentiert wurden. KMU-Studienautor Wolfgang Ziniel: „Zwischen Anfang 2024 und Mitte 2025 sind die Umsätze im Einzelhandel nominell leicht gestiegen. Real, also inflationsbereinigt, ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Die Kaufkraft stagniert, und nominelle Zuwächse spiegeln keine tatsächliche Entlastung wider.“ Die aktuellen Herausforderungen in der Branche sind deutlich spürbar.

Entwicklung der Umsätze

KMU-Studienautor Ziniel erklärt: „Die Zuwächse gehen fast ausschließlich auf die hohen Verbraucherpreise zurück. Real betrachtet, stagniert die Kaufkraft und die Umsätze verlieren inflationsbereinigt an Wert. Damit bleibt die Teuerung ein massiver Belastungsfaktor für Unternehmen und Konsument:innen gleichermaßen und zeigt, dass nominelle Zuwächse keine echte Entlastung bringen.“ Mit anderen Worten: mehr Umsatz auf dem Papier, weniger Geld in der Kasse. Für viele Betriebe bleibt unterm Strich weniger übrig.

Preisentwicklung und Wettbewerb

Die Teuerung im Einzelhandel lag über dem Verlauf des Verbraucherpreisindex. Vor allem Lebensmittel waren von überdurchschnittlichen Preissteigerungen betroffen, während Non-Food-Bereiche moderater zulegten. Kräftig Fahrt aufgenommen hat hingegen der Online-Handel ; Fast 70 Prozent haben per Mausklick eingekauft. „Der Druck auf die heimischen Geschäfte wächst rasant. Wer nicht digital mithält, verliert“, so Haberl. Nikolaus Gstättner, Geschäftsführer der Sparte Handel in der WK Kärnten, unterstrich diesen Punkt: „Der Onlinehandel schafft internationale Vergleichbarkeit – aber er führt auch dazu, dass regionale Händler unter immer härteren Wettbewerbsbedingungen bestehen müssen.“ Vor allem Plattformen aus Fernost, etwa Temu, sind den Händlern ein Dorn im Auge. „Diese können auf dem heimischen Markt nahezu ungehindert agieren. Von fairen Wettbewerbsbedingungen kann keine Rede sein – obwohl die EU eigentlich die europäischen Händler vor unfairen Praktiken schützen sollte, anstatt den Spieß umzudrehen.“

Betriebswirtschaftliche Situation

Die Ertragslage bleibt angespannt: 2023/24 lag der operative Gewinn mit 4,43 Prozent unter dem Vorjahreswert, und der Anteil profitabler Betriebe sank auf 62 Prozent. Zwar stieg die Eigenkapitalquote auf 35 Prozent, doch Insolvenzen nehmen deutlich zu – 19 Prozent aller Unternehmenspleiten in Kärnten betreffen den Handel, im Einzelhandel hat sich ihre Zahl seit 2022 sogar verdoppelt.

Prognose: Durchwachsen bis düster

Die Aussichten bis Ende 2025 sind durchwachsen. Während im Bekleidungshandel leichte Verbesserungen erwartet werden, herrscht im Sportartikelhandel Zurückhaltung. Bau- und Heimwerkermärkte rechnen überwiegend mit gleichbleibenden Bedingungen. Ziniel: „Von einer echten Trendwende will niemand sprechen – bestenfalls ist mit einer schwachen Stabilisierung zu rechnen.“

Sollte es zu Kollektivneuverhandlungen kommen, stehen große Herausforderungen für den Handel an. Als stark personalintensive Branche ist der Kosten- und Anpassungsdruck besonders hoch. Steigende Personalkosten treffen auf ohnehin knappe Margen und hohe Betriebsausgaben. Vor diesem Hintergrund zeichnen sich für viele Handelsbetriebe düstere Aussichten ab, da wachsende Kostenstrukturen zunehmend die wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit belasten.

Die Aussichten für die nächsten Monate beurteilt Haberl daher abwartend. Die Kauflaune der Konsument:innen ist weiterhin getrübt. „Österreich hat in den letzten Jahren in puncto Wettbewerb an Boden verloren. Daher gilt es dringend Anreize für die Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu setzen. Unternehmer müssen bei den Lohnkosten entlastet werden. Auch mit der überbordenden Bürokratie muss endlich Schluss sein. Die Sicherung der Zukunft des Handels wird entscheidend davon abhängen, wie gut es gelingt, die Betriebe bei den Themen Kostenentwicklung, Digitalisierung und Standortpolitik zu unterstützen.“

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