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Mann hält Sparschwein verkehrt über einen Tisch. Am Tisch liegen Münzen
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Leistungsträger arbeiten fast ein halbes Jahr für den Staat

Fast die Hälfte des Jahreseinkommens fließen bei rund 1,7 Millionen Haushalten direkt oder indirekt in die Staatskasse. Eine EcoAustria-Studie entlarvt Verteilungsillusion und gibt Anlass für Debatte über Leistung, Gerechtigkeit und Anreizsysteme.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 18.06.2025

„In Österreich kippt das Gleichgewicht – immer mehr fordern, immer weniger tragen das System. Das ist gefährlich für unseren Sozialstaat“, warnt Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl anlässlich des heurigen „Tags der staatlichen Umverteilung“. Dieser fällt 2025 auf den 28. Juni – also fast zur Jahresmitte. Bis zu diesem Tag müssen sogenannte Nettozahler-Haushalte im Schnitt arbeiten, um ihre Steuer- und Abgabenpflichten zu erfüllen. Erst danach bleibt das Einkommen zur privaten Verfügung. Anders als beim „Tax Freedom Day“ wird bei dieser Analyse berücksichtigt, dass den gezahlten Steuern auch haushaltsbezogene öffentliche Leistungen gegenüberstehen – direkt etwa durch Pensionszahlungen oder Kinderbeihilfe, oder auch indirekt durch zur Verfügung gestellte Infrastruktur.  

Eine schrumpfende Gruppe trägt die Last für alle

Laut EcoAustria-Studie finanzieren von den insgesamt 4,1 Millionen Haushalte in Österreich nur 1,7 Millionen (42,3 %) das österreichische Gemeinwesen unter dem Strich. Im Umkehrschluss sind knapp 60 Prozent der Haushalte Nettoempfänger von staatlichen Leistungen. Damit zeigt die vorliegende Studie, dass der österreichische Wohlfahrtsstaat nicht durch eine große Solidargemeinschaft, sondern mittlerweile durch eine Minderheit getragen wird. Der Median dieser Nettozahler-Haushalte gibt 49 % des Bruttoeinkommens an den Staat ab. „Diese Haushalte – häufig Selbstständige, Unternehmerinnen und Unternehmer oder Doppelverdiener – stemmen die Hauptlast. Dafür verdienen sie nicht Dank, sondern erleben Misstrauen und immer neue Belastungsdebatten“, kritisiert Mandl. Besonders bemerkenswert: Die einkommensstärksten 30 % der unselbstständig Beschäftigten zählen zur Gruppe der Nettozahler – bei den Selbstständigen ist es jeder zweite Haushalt, bei Kapitalgesellschafts-Eigentümern fast alle. 

Leistung muss sich lohnen – sonst kippt die Motivation

Ein Haushalt mit zwei Vollzeitbeschäftigten und einem Jahresbruttoeinkommen zwischen 90.000 und 100.000 Euro zahlt im Jahr rund 27.700 Euro mehr ein, als er vom Staat zurückerhält. Bei 150.000 bis 200.000 Euro Jahreseinkommen liegt dieser Beitrag schon bei knapp 85.000 Euro, bei 400.000 bis 500.000 Euro sogar bei 290.000 Euro jährlich.

„Man muss sich ernsthaft fragen, wie lange die Leistungsträger dieses Spiel noch mitspielen. Die Frage ist nicht mehr, ob das System fair ist, sondern wann es kippt“, so Mandl. „Wir brauchen dringend ein Umdenken in Richtung Leistungsfreundlichkeit.“ 

Teilzeitfalle als Risiko für das System

Die Studie zeigt auch, dass viele Haushalte mit geringen Erwerbseinkommen mehr Leistungen vom Staat beziehen, als sie selbst erwirtschaften. Besonders kritisch wird dabei der hohe Anteil an freiwilliger Teilzeitarbeit gesehen: Laut Rechnungshof verzichten rund 347.000 Personen bewusst auf eine Vollzeitbeschäftigung, obwohl sie könnten. „Wir müssen über faire Verteilung reden – und auch darüber, wer mitträgt und wer nur mitnimmt“, sagt Mandl. „Niemand will Menschen unter Druck setzen, die aus guten Gründen Teilzeit arbeiten. Aber wer aus Bequemlichkeit nicht voll beiträgt, obwohl er könnte, gefährdet die Finanzierbarkeit unseres Staates.“ 

Klare Absage an neue Steuern

Trotz einer der EU-weit höchsten Abgabenquoten von 43,5 % in Österreich - nur in Frankreich, Belgien und Dänemark sind die Belastungen noch höher - flammt regelmäßig die Diskussion über Vermögens- oder Erbschaftssteuern auf. Mandl dazu unmissverständlich: „Wer neue Steuern fordert, gießt Öl ins Feuer der Neiddebatte. Statt über Vermögenssteuern zu fantasieren, sollte die Politik endlich über Entlastung reden – für jene, die das System aufrechterhalten.“ Mandl fordert stattdessen eine Rückbesinnung auf Budgetdisziplin, Leistungsgerechtigkeit und nachhaltige Anreize für mehr Eigenverantwortung und Eigenleistung.

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