NAAN- Präsidenten fordern weniger Bürokratie und mehr Diplomatie
Mit einem eindringlichen Appell an die Europäische Union hat das Präsidententreffen des New Alpe Adria Network (NAAN) in Nova Gorica/Gorizia, an dem Vertreter der Wirtschafts- und Handwerkskammern aus Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien teilnahmen, seine gemeinsame Position bekräftigt. Die zentrale Botschaft des NAAN-Vorsitzenden und WK-Präsidenten Mandl: „Weniger Bürokratie für Unternehmen und mehr diplomatische Lösungen für internationale Konflikte.“
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Treffender hätte der Ort nicht gewählt werden können: In der Europäischen Kulturhauptstadt Nova Gorica/Gorizia, wo tagtäglich grenzüberschreitende Zusammenarbeit gelebt wird, trafen sich die Präsidenten des NAAN-Netzwerkes, um ein starkes gemeinsames Zeichen für ein vereintes, wirtschaftlich starkes und friedliches Europa zu setzen. Im Mittelpunkt der Konferenz stand ein klarer Appell an die Europäische Union: weniger Bürokratie für Unternehmen und mehr diplomatische Lösungen für internationale Konflikte.
„Wir fordern von Brüssel weniger Bürokratie und die Möglichkeit, bereits vor der Ausarbeitung neuer EU-Verordnungen angehört zu werden, denn deren übermäßige Komplexität erdrückt unsere Unternehmen“, erklärte Antonio Paoletti, Präsident der Handelskammer Venezia Giulia.
Das NAAN-Netzwerk vertritt nahezu 850.000 Unternehmen in vier Ländern mit rund neun Millionen Menschen. „Die italienischen, slowenischen, österreichischen und kroatischen Kammern sind sich einig: Die EU darf das Leben der kleinen und mittleren Unternehmen – des Rückgrats unserer Volkswirtschaften – nicht durch übermäßige Bürokratie erschweren“, so Paoletti weiter.
Wirtschaftskammer Kärnten als starke Stimme der Region
Besonders deutlich positionierte sich Jürgen Mandl, Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten und Vorsitzender des New Alpe Adria Network (NAAN). Er unterstrich einmal mehr die strategische Bedeutung der Alpe-Adria-Zusammenarbeit. Mandl betonte, dass Kärnten „nicht nur geografisch, sondern auch wirtschaftlich im Herzen Europas liegt“ und forderte mehr europäische Unterstützung für grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte und mittelständische Unternehmen. Ein zentrales Beispiel ist der Koralmtunnel, dessen Eröffnung am 14. Dezember 2025 einen neuen Meilenstein markiert: „Unsere Regionen erhalten damit eine schnelle Verbindung für Personen- und Güterverkehr. Der Koralmtunnel wird zur neuen Hauptachse zwischen der Ostsee und dem Mittelmeer – mit deutlich kürzeren Fahrzeiten als bisher. Wir sehen mit der Eröffnung der Koralmbahn einen entscheidenden Impuls für die Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität Südösterreichs und der gesamten Alpe-Adria-Region“. Als Vorsitzender des NAAN sieht Mandl in der engen Zusammenarbeit der Handelskammern aus vier Ländern einen Schlüssel für die Zukunft Europas: „In Zeiten globaler Unsicherheit und geopolitischer Spannungen sind grenzüberschreitende Netzwerke wie das NAAN unverzichtbar, um Stabilität, Wachstum und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit zu sichern.“
Ein starkes Zeichen für Diplomatie und Frieden
Zu Beginn der Konferenz setzten die beteiligten Kammern auf Initiative der Handelskammer Venezia Giulia ein klares Zeichen für den Frieden. In einer gemeinsamen Erklärung forderten sie ein „starkes Bekenntnis zu einem gerechten Frieden in der Ukraine“, der auf Dialog, Kompromissen und diplomatischen Verhandlungen beruht. „Das aktuelle Beispiel im Nahen Osten zeigt: Friedensabkommen werden am Verhandlungstisch erreicht“, so der gemeinsame Tenor. Die Handelskammern sprechen sich geschlossen gegen jegliche Form von Krieg aus und bekennen sich zur Vision einer Friedenswirtschaft, die Wohlstand, Innovation und sozialen Ausgleich fördert.
Kultur, Kreativität und Kooperation als Wachstumsmotoren
Neben politischen Themen standen auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Chancen im Fokus. Besonders im Hinblick auf Gorizia und Nova Gorica, die 2025 gemeinsam Europäische Kulturhauptstadt sind, betonte das Netzwerk die zentrale Rolle der Kultur- und Kreativwirtschaft. „In unserer Region gibt es über 5.000 Kultur- und Kreativunternehmen mit rund 31.500 Beschäftigten. Sie tragen 5,8 Prozent zur regionalen Wertschöpfung bei“, erläuterte Paoletti.
Das Treffen des GECT GO (Gorizia, Nova Gorica, Šempeter Vrtojba) und des ISIG unterstrich die vorhandene Expertise der Region – von der Kulturförderung bis zu EU-Finanzierungsprogrammen wie Interreg. Das Netzwerk vereinbarte daher, den Kultur- und Kreativsektor bei der Ausarbeitung künftiger EU-Projekte gezielt einzubeziehen. Positiv bewertet wurden auch die Chancen der Enterprise Europe Network (EEN) – dem weltweit größten Netzwerk zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen bei Internationalisierung, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsförderung.
Gemeinsam stark für die Zukunft Europas
Mit ihren Beschlüssen und ihrem klaren Bekenntnis zu Kooperation und Dialog sendeten Präsidenten des NAAN ein starkes Signal nach Brüssel: Europa braucht weniger Bürokratie, mehr Miteinander – und Regionen, die über Grenzen hinweg an einem Strang ziehen.
Was ist das NAAN?
Das New Alpe Adria Network (NAAN) ist ein seit 2007 bestehender Zusammenschluss von Wirtschafts-, Handels- und Handwerkskammern aus Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien. Ziel des Netzwerks ist die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen im Alpen-Adria-Raum und die gemeinsame Interessenvertretung auf europäischer Ebene. Dem NAAN gehören derzeit zehn Kammern aus vier Staaten an – darunter die Wirtschaftskammer Kärnten und die Wirtschaftskammer Steiermark, die Handelskammern Venezia Giulia und Gorizia, Udine sowie Bozen, die Wirtschafts- und Handwerkskammern Sloweniens (GZS und OZS) sowie seit 2024 auch die kroatische Handwerkskammer als jüngstes Mitglied. Gemeinsam repräsentieren sie rund eine Million Unternehmen mit zehn Millionen Bürgerinnen und Bürgern. Das Netzwerk engagiert sich für weniger Bürokratie, mehr Wettbewerbsfähigkeit und stärkere Förderung grenzüberschreitender Projekte in Bereichen wie Infrastruktur, Energie, Innovation und Nachhaltigkeit.