Zum Inhalt springen
Gruppenfoto
© WKK | Jasmin López Photography

St. Veiter Wirtschaft: Infrastruktur und Arbeitsmarkt als Schlüsselthemen

Die aktuelle wirtschaftliche Lage im Bezirk St. Veit ist stabil, aber weiterhin herausfordernd. In einem gemeinsamen Pressegespräch sind sich die Wirtschaftskammer (WK) und das Arbeitsmarktservice (AMS) einig: Es sind Investitionen in die Infrastruktur, mehr Tempo bei regionalen Projekten und zielgerichtete Arbeitsmarktmaßnahmen notwendig.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 11.12.2025

Der Bezirk St. Veit steht wirtschaftlich solide da, muss aber weiter in Bewegung bleiben. Rund 3.500 Mitgliedsbetriebe bilden ein starkes Fundament. Sie schaffen mehr als 19.000 Arbeitsplätze und bilden insgesamt 718 Lehrlinge aus. Die derzeit anspruchsvollen Rahmenbedingungen erhöhen allerdings die Kosten, Fachkräfte sind weiterhin Mangelware und infrastrukturelle Engpässe erhöhen den Druck. Gleichzeitig zeigen regionale Initiativen, welches Potenzial im Bezirk steckt, wenn Wirtschaft, Politik und Arbeitsmarkt eng kooperieren. 

St. Veit braucht vier starke „S“: Straße, Schiene, Strom und Speed

WK-Bezirksstellenobmann Walter Sabitzer betonte, dass die wesentlichen Standortfragen längst bekannt sind, ihre Umsetzung jedoch zu lange dauert. „Für den Bezirk St. Veit sind die vier S entscheidend: gut ausgebaute Straßen, verlässliche Schienenverbindungen, eine sichere Stromversorgung und schnelles Breitband. Ohne diese Infrastruktur gibt es keinen Aufschwung.“ Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist in den letzten Wochen gelungen: der fixe Ausbau der S37. Nun gilt es den Lückenschluss auf der B317 bis zur Landesgrenze weiter voranzutreiben. „Mit dem Ausbau der S37 und den Planungen für einen Sicherheitsausbau der B317 setzen Bund und Land ein wichtiges Zeichen für Sicherheit, Erreichbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit – ein großer Erfolg für uns als Wirtschaftskammer. Seit Jahren fordern wir einen Lückenschluss bis zur steirischen Landesgrenze, damit Kärnten vollständig an die zentralen Verkehrsachsen angebunden wird. Jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache“, so Sabitzer.  

Sabitzer verwies auch auf die aktuelle Entwicklung im Kärntner Handel, der trotz stabiler Nachfrage unter Frequenzrückgängen, hohen Kosten und zunehmendem Wettbewerb leidet. Entscheidend sei nun die Einschätzung des bisherigen Weihnachtsgeschäfts: „Die Stimmung ist verhalten positiv, aber weit entfernt von Entwarnung. Viele Betriebe kämpfen um jeden Umsatz, und die kommenden Wochen entscheiden über das Gesamtjahr.“ 

10-Punkte-Programm: Fortschritte sichtbar, aber noch nicht am Ziel

Bezirksstellenleiter Robert Schratt zog eine Zwischenbilanz zum regionalen Arbeitsprogramm. Die zentralen Projekte – von Mobilität über Betriebsnachfolge bis hin zur Innenstadtbelebung – seien zwar in Umsetzung, aber noch nicht abgeschlossen. „Wir haben positive Schritte gesetzt, etwa bei Pop-up-Ansiedlungen, der engeren Abstimmung mit den Gemeinden oder der Begleitung von Betriebsübergaben. Doch unser Ziel ist klar: Wir wollen St. Veit dauerhaft auf Schiene bringen“, so Schratt. Besonders im Bereich der Betriebsnachfolge gebe es großen Bedarf an Begleitung und Bewusstseinsbildung. Heuer wurden 32 Übergabefälle aktiv begleitet, 15 davon konnten bereits positiv abgeschlossen werden. Auch die Innenstadtbelebung nimmt weiter Fahrt auf: 14 Pop-up-Projekte wurden in Friesach, Althofen und St. Veit gestartet, zwölf davon haben bereits eröffnet. Diese zusätzlichen Flächen sorgen für mehr Frequenz in den Ortskernen und beleben die regionale Wirtschaft. Zudem zeigen Rückmeldungen aus Betrieben, dass Behördenverfahren spürbar kürzer und besser planbar werden – ein wichtiges Signal für Investitionen. 

Arbeitsmarkt: stabile Lage, aber Strukturwandel spürbar

Der Leiter der AMS-Regionalstelle St. Veit, Günter Krassnig, präsentierte aktuelle Zahlen und Schwerpunkte. Die Arbeitslosenquote lag im Oktober mit 5,6 Prozent unter dem Kärnten-Schnitt von 6,9 Prozent. Ende November zählte der Bezirk St. Veit 1.373 Arbeitslose und Schulungsteilnehmer, was einen Rückgang von 3,2 Prozent gegen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dem gegenüber stehen 307 offene Stellen (+7 gegenüber dem Vorjahr). „Trotz der leicht positiven Zahlen im Bezirk, bleibt die Lage angespannt. Die Unternehmen suchen zwar in vielen Bereichen Fachkräfte, sind bei Neueinstellungen aber trotzdem zurückhaltend. Wir beobachten in den vergangenen Monaten keine dramatischen Veränderungen, eine Trendwende ist derzeit aber nicht absehbar“, so Krassnig. Er sieht den Ausbau der digitalen Dienste als entscheidend: „Mit der Umstellung vom eAMS-Konto auf das neue MeinAMS schaffen wir einen modernen, sicheren und mobil nutzbaren Zugang. Die Verwaltung wird digitaler, und der Anteil des Selbstservices steigt deutlich.“ Gleichzeitig bleibt die persönliche Beratung ein wesentlicher Faktor. „Wir sind intensiv in den Betrieben unterwegs, um Unterstützungsbedarf frühzeitig zu erkennen. Betriebsbesuche sind ein elementarer Teil unserer Arbeit.“ 

Bereits jetzt kündigt das AMS für das Jahr 2026 wichtige Schwerpunkte an: den Kampf gegen den Fachkräftemangel in Kooperation mit der Wirtschaftskammer, etwa durch Formate wie das aktuelle Lehrlingscasting in Althofen sowie Innovationen wie das Kompetenzmatching zur besseren Vermittlung. Auch gesetzliche Neuerungen stehen bevor: Der Leistungsbezug während geringfügiger Beschäftigung wird ab 1. Jänner 2026 stark eingeschränkt. Weiterbildungsteilzeit und Weiterbildungszeit sollen ab Mitte 2026 wieder möglich sein. 

Gemeinsamer Blick nach vorne

Die aktuellen Zahlen zeigen: Der Bezirk St. Veit verfügt zwar über stabile Grundstrukturen, steht angesichts von Fachkräftemangel, teilweise fehlender Infrastruktur und veränderten Konsumgewohnheiten jedoch unter Zugzwang. Wirtschaftskammer und AMS wollen daher ihre gemeinsamen Maßnahmen dagegen weiter stärken. Sabitzer bringt es abschließend auf den Punkt: „Der Bezirk St. Veit hat enormes Potenzial. Wir müssen es aber entschlossen heben. Mit einer starken Infrastruktur, einer aktiven Arbeitsmarktpolitik und den richtigen regionalen Projekten können wir unseren Bezirk nachhaltig weiterentwickeln und zum unternehmerfreundlichsten in Kärnten machen.“

Weitere interessante Artikel
  • Tag der Gründung machte Lust auf Selbstständigkeit
    Tag der Gründung machte Lust auf Selbstständigkeit
    Weiterlesen
  • Teilnehmer der Diskussionsrunde zum Wölfe in Kärnten
    Wölfe in Kärnten: vorausschauender Schulterschluss für die Zukunft wichtig
    Weiterlesen