
St. Veiter Wirtschaft: Große Chancen, aber unter Zugzwang
Die Wirtschaftskammer und das Arbeitsmarktservice präsentierten die aktuelle Lage und Zukunftsperspektiven im Bezirk St. Veit. Nun müssen die Weichen in Richtung einer besseren öffentlicher Anbindung, stärkerer Innenstädte und wirksamerer Betriebsnachfolge gestellt werden.
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Die Wirtschaft im Bezirk St. Veit steht stabil da: Über 4.200 Mitgliedsbetriebe, fast 19.000 Beschäftigte und 736 Lehrlinge sprechen eine klare Sprache. Doch bei der gemeinsamen Pressekonferenz der WK-Bezirksstelle St. Veit und des Arbeitsmarktservice St. Veit wurde auch deutlich: Wer den Bezirk zukunftsfit machen will, muss strukturelle Hürden abbauen und mutig in Infrastruktur, Bildung und Unternehmensentwicklung investieren. „Wir haben keine schlechten Ausgangsdaten, aber wir schöpfen unser Potenzial bei Weitem nicht aus“, brachte es Bezirksstellenobmann Walter Sabitzer auf den Punkt. „Der Bezirk muss endlich zur Priorität werden – nicht nur auf dem Papier, sondern in konkreten Maßnahmen.“
Mobilität: Anschluss statt Abstellgleis
Die Verkehrsanbindung bleibt ein Kernthema. Mit der bevorstehenden Eröffnung der Koralmbahn darf es nicht dazu kommen, dass die bestehende Strecke von Klagenfurt über St. Veit nach Friesach ausgedünnt oder gar vernachlässigt wird. „Gerade für Pendler:innen, Schüler:innen und Betriebe im ländlichen Raum ist eine gute Bahnanbindung unverzichtbar“, so Sabitzer. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Görtschitztalbahn. Ihre Reaktivierung wäre ein starkes Signal für das gesamte Tal – sowohl wirtschaftlich als auch infrastrukturell. „Die Gleise liegen, der Nutzen ist da – worauf warten wir?“, fragte Sabitzer. Jetzt braucht es die Ausarbeitung eines realistischen Betriebskonzepts und eine Perspektive für eine baldige Wiederinbetriebnahme. Auch der Sicherheitsausbau der S37 und der B317 bis zur steirischen Grenze ist und bleibt ein zentrales Anliegen. Die Wirtschaftskammer fordert Tempo und Klarheit. „Wir brauchen Planbarkeit – für Investitionen, für Logistik, für Mitarbeiter“, so Sabitzer. Die Bezirksstelle St. Veit engagiert sich dabei auch aktiv über Landesgrenzen hinweg. Sabitzer: „Gemeinsam mit der Regionalstelle Murau-Murtal und deren Obmann Norbert Steinwidder arbeiten wir kontinuierlich daran, einen raschen Ausbau dieser Verkehrsachsen zu erreichen.“
Mehr Attraktivität für Innenstädte
Die Wirtschaft lebt nicht nur vom Verkehr, sondern auch von attraktiven Standorten. Schrumpfende Ortskerne und leere Geschäftslokale sind auch für Stadtgemeinden im Bezirk St. Veit ein Problem. Sabitzer sieht in der Pop-up-Förderung ein wirksames Mittel gegen diesen Trend: „Wir sehen in der aktuellen Aktion einen wesentlichen Nutzen für unsere Städte. Insgesamt konnten 14 Betriebe in den Innenstädten von Althofen (7), Friesach (3) und St. Veit (4) angesiedelt werden. Aus den letzten Jahren ist bekannt, dass diese Förderung sehr nachhaltig ist und die Betriebe in den Innenstädten bleiben. Dadurch werden leerstehende Flächen wiederbelebt und die Innenstädte wieder attraktiver.“
Betriebsnachfolge aktiv begleiten
Eine große Herausforderung der kommenden Jahre ist der Generationenwechsel in vielen heimischen Betrieben. „Wenn wir diese Übergaben nicht aktiv begleiten, drohen regionale Strukturen zu kippen. Das gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch wertvolles Know-how und etablierte Netzwerke“, erklärt Bezirksstellenleiter Robert Schratt. Die WK-Bezirksstelle St. Veit hat es sich daher zum Ziel gesetzt, jährlich rund 25 erfolgreiche Übergaben zu ermöglichen. 18 konkrete Fälle wurden 2025 bereits bearbeitet – davon konnten sieben erfolgreich abgeschlossen werden, neun befinden sich aktuell in Begleitung, zwei sind derzeit pausiert. „Gerade in einem ländlich geprägten Bezirk wie St. Veit müssen wir jede Chance nutzen, um Betriebe in der Region zu halten und ihre Zukunft abzusichern“, betont Schratt.
Lage am Arbeitsmarkt stabil
Im Rahmen des gemeinsamen Pressegesprächs präsentierte auch das Arbeitsmarktservice St. Veit/Glan aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen. Günter Krassnig, Leiter der AMS-Regionalstelle St. Veit/Glan, unterstrich, dass die Lage zwar angespannt bleibe, es aber keine dramatischen Verschlechterungen zu verzeichnen seien: „Die Arbeitslosigkeit ist in unserem Bezirk gegenüber dem Vorjahr um 3,8 Prozent gestiegen – das ist moderat im Vergleich zur Gesamtlage. Wir beobachten eine gewisse Zurückhaltung bei Neueinstellungen, insbesondere in der Industrie. Gleichzeitig sehen wir Potenziale in der gezielten Qualifizierung und Vermittlung, die wir auch weiter ausschöpfen wollen.“
AMS Business Tour 2025: Nähe zu Betrieben aktiv gelebt
Iris Krainer, stellvertretende Leiterin der AMS-Regionalstelle St. Veit/Glan, zog ein positives Fazit zur diesjährigen AMS Business Tour: „Unter dem Motto ‚Gemeinsam packen wir es an‘ haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreiche Betriebe im Bezirk besucht, um sie vor Ort bei Personalfragen zu unterstützen. Die Herausforderungen reichen vom demografischen Wandel bis zum ökologischen Strukturwandel – und es zeigt sich klar: Nur durch direkte Gespräche und passgenaue Angebote gelingt es, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.“ Diese aktive Form der Einbindung der Betriebe sei besonders wichtig, um flexibel auf sich ändernde Anforderungen reagieren zu können – und ein starkes Signal für den Schulterschluss zwischen Arbeitsmarktservice und regionaler Wirtschaft.