Wirtschaftsdelegierte aus Europa zu Gast in der WK Kärnten
Wirtschaftsdelegierte aus Nord-, West- und Südeuropa machten heute Station in der Wirtschaftskammer Kärnten. Elf Vertreter:innen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien und dem Vereinigten Königreich standen Unternehmer:innen einen ganzen Tag lang für individuelle Beratungen zu Marktchancen, Exportstrategien und Standortfragen zur Verfügung.
Lesedauer: 5 Minuten
Wie erfolgreich Kärntens Unternehmen über die Grenzen hinaus agieren, beweisen zahlreiche internationale Erfolgsbeispiele. Der globale Wettbewerb, veränderte Lieferketten und die steigende Nachfrage nach spezialisierten Produkten eröffnen gerade in Nord-, West- und Südeuropa laufend zusätzliche Marktchancen. Um diese Potenziale frühzeitig zu erkennen, ist es entscheidend, Trends aufmerksam zu verfolgen und offen für neue Geschäftsmodelle zu bleiben. Der Wirtschaftsdelegierten-sprechtag bot dazu die ideale Plattform: 30 Kärntner Betriebe nutzten die Möglichkeit zu bilateralen Gesprächen, um sich über neue Märkte zu informieren und künftige Exportstrategien abzuwägen. „Unsere Exportwirtschaft ist ein zentraler Motor für Beschäftigung und Wachstum. Länder wie Deutschland, Italien oder die Schweiz sind seit Jahren stabile Absatzmärkte, während Regionen wie Skandinavien oder der iberische Raum noch enormes Entwicklungspotenzial bieten. Genau deshalb ist es so wichtig, dass unsere Unternehmen direkten Zugang zu den Wirtschaftsdelegierten haben. Sie sind die Brückenbauer zu neuen Kunden, neuen Märkten und neuen Chancen“, unterstreicht WK-Präsident Jürgen Mandl die Bedeutung solch internationaler Veranstaltungen.
Europäische Nahmärkte gewinnen an Bedeutung
„Angesichts eines zunehmend herausfordernden globalen Umfelds gewinnen vor allem europäische Nahmärkte als verlässliche Quelle für Stabilität, Innovation und neue Wachstumsimpulse an Bedeutung“, erklärt Hemma Kircher-Schneider, Leiterin der Außenwirtschaft der WK Kärnten. Das globale Netzwerk an Expert:innen unterstützt österreichische Unternehmen in allen Fragen der Internationalisierung – von der Geschäftsanbahnung über Lieferketten-Diversifizierung bis hin zu Innovationsscouting und Standortgründungen. „Unsere Wirtschaftsdelegierten liefern verlässliche Marktinformationen, öffnen Türen zu relevanten Partnernetzwerken und sind genau dort präsent, wo die Unternehmen Unterstützung benötigen“, so Kircher-Schneider.
Exportmärkte als stabiles Fundament
Deutschland, Italien, Schweiz und Frankreich bilden seit Jahren das stabile Fundament der österreichischen Exportwirtschaft. Die geografische Nähe, die enge industrielle Verflechtung und die hohe Nachfrage nach Maschinenbau-, Metall-, Holz- und Zulieferprodukten machen insbesondere den deutschen Markt zu einem verlässlichen Absatzmarkt. Das Greifenburger Unternehmen Weissenseer Holz-System-Bau beispielsweise realisierte bereits einige Holzbauprojekte in Deutschland, auch myAcker entwickelte Lösungen für Selbstbedienungsläden und platzierte seine Ackerboxen erfolgreich am Markt. Michael Scherz, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Berlin: „Deutschland ist und bleibt für österreichische Unternehmen der wichtigste Wirtschaftsmarkt. Als größte Volkswirtschaft Europas bietet dieser trotz des aktuellen Transformationsprozesses – insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Energiewirtschaft und erneuerbare Energien, Gesundheit und Medizintechnik, Maschinen und Anlagenbau, KI und Automatisierung, Mobilität und Logistik, Nahrungsmittel, Konsumgüter und Lifestyle – weiterhin hervorragende Chancen für eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen. Die enge wirtschaftliche Verflechtung, die geografische Nähe und die immer noch hohe Kaufkraft machen Deutschland zu einem unverzichtbaren Partner für Export, Kooperation und Innovation. Österreichische Betriebe profitieren von stabilen Rahmenbedingungen, einer nach wie vor starken Industrie und der Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Lösungen – gerade in Zeiten des Wandels.“
Kärntens Unternehmen eng mit der Schweiz und Italien verbunden
Die Schweiz wiederum überzeugt mit hoher Kaufkraft, Stabilität und einer starken Nachfrage nach Qualitätsprodukten und ist für Kärntner Betriebe ein Premium- und Innovationsmarkt. Wie etwa für Hirsch Armbänder, das sich mit einer Niederlassung in Biel erfolgreich als Zulieferer der Schweizer Uhrenindustrie etabliert hat. Hightech-Unternehmen wie Infineon unterstreichen dies eindrucksvoll – zuletzt etwa mit ihrer ersten internationalen Präsentation von Chips für den Medizintechnikbereich bei der Swiss Medtech Expo in Luzern im September. Die Exporte der Kärntner Wirtschaft in die Schweiz beliefen sich im Jahr 2024 auf rund 300 Millionen Euro und verzeichneten damit einen positiven Trend im Vergleich zum Jahr davor. Akper Saryyev, der Assistent des Wirtschaftsdelegierten in Zürich, dazu: „Schweizerinnen und Schweizer kaufen am liebsten bei heimischen Anbietern. Nur 24 Prozent aller öffentlichen Aufträge werden im Rahmen von Ausschreibungen laut aktueller Studie an ausländische Anbieter vergeben, in Österreich beträgt der Vergleichswert 31 Prozent. Österreichische Unternehmen stehen aber immerhin an erster Stelle der bevorzugten ausländischen Geschäftspartner. Das hohe Qualitätsbewusstsein, die Innovationskraft und die gelebte Handschlagqualität österreichischer Betriebe sind auch in der Schweiz bestens bekannt. Die kleinteilige Struktur der österreichischen Wirtschaft und der hohe Anteil an Familienunternehmen verstärken diese Merkmale zusätzlich.“
Italien wiederum ist aufgrund seiner grenznahen Lieferketten eng mit Kärnten verbunden. Ein herausragendes Beispiel ist Amiblu, ein Joint Venture von Hobas und Flowtite, das nachhaltige Rohrsysteme produziert und mit Amiblu Italia nahe Florenz vertreten ist. 2025 profitiert das Unternehmen von umfangreichen Investitionen in die italienische Wasserinfrastruktur.
Portugal: Markt mit erheblichem Wachstumspotenzial
Neben den traditionellen Exportpartnern gibt es eine Reihe von Märkten mit vielversprechenden Zukunftschancen – darunter Portugal, Irland, Spanien, Schweden und die Niederlande. Portugal fungiert dabei als Brücke zu Afrika und Lateinamerika. Portugiesische Generalunternehmen erleichtern durch ihre regionalen Netzwerke den Marktzugang. Günther Schabhüttl, Wirtschaftsdelegierter in Lissabon, betont: „Portugal ist Europas westlichstes Tor und zugleich die Spitze eines globalen Wirtschaftsraum-Eisbergs, der tief nach Afrika und Lateinamerika reicht.“ Das Land punktet mit überdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum, einer Senkung der Körperschaftssteuer auf 20 Prozent sowie einer langfristigen Infrastruktur-Offensive. Zudem stammen bereits 71 Prozent der Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen. Die Tech-Hubs in Lissabon und Porto stärken zusätzlich die Dynamik des Standorts. Die Niederlande gelten als wichtigstes europäisches Logistikdrehkreuz, während der Handel im Vereinigten Königreich neue Impulse erhält – etwa durch das weltweit erste Handelsabkommen mit den USA.
Schweden - ein hochentwickeltes Land
Auch Schweden zählt zu den dynamischsten Regionen Nordeuropas und bietet großes Potenzial in den Bereichen Nachhaltigkeit, Umwelttechnik, Holz, Energie und Digitalisierung. Wer den Markt erschließen möchte, sollte auf Pünktlichkeit, frühzeitige Planung und eine sachliche Gesprächskultur achten – zentrale Elemente schwedischer Geschäftsetikette. Cosima Steiner, Wirtschaftsdelegierte in Stockholm: „Wie Österreich sind die nordischen Länder kleine, offene und hochentwickelte Märkte. Daraus ergeben sich Ähnlichkeiten in den Interessen der Marktteilnehmer und gute Anknüpfungspunkte für Kooperationen. In Schweden sehen wir Chancen für Zusammenarbeit beispielsweise in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Mobilität, Erneuerbare Energie und innovative Gesundheitslösungen. Hinzu kommt das enorme Potenzial, das sich aus dem hohen Innovationsgrad der nordischen Staaten ergibt, etwa in den Technologiefeldern GreenTech, Smart Manufacturing, Life Sciences, IKT und FoodTech.“ Neben ihrem Innovationsfokus sind die nordischen Länder stark auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Steiner: „Sie wird nicht als Trend gesehen, sondern als zentrale Voraussetzung, und wer hier punktet, hat gute Karten. Wichtig ist auch, die schwedische Geschäftskultur zu verstehen. Transparenz, Vertrauen und langfristige Partnerschaften sind bedeutende Faktoren.“
Der Wirtschaftsdelegiertensprechtag hat deutlich gemacht, wie wichtig der direkte Austausch für die international tätigen Betriebe in Kärnten ist. Die starke Beteiligung zeigt: Kärntner Unternehmen sind bereit, neue Chancen zu nutzen und internationale Märkte strategisch auszubauen. „Mit der Unterstützung des weltweiten Wirtschaftsdelegiertennetzwerks sind heimische Betriebe bestens gerüstet, neue Wege zu gehen und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter zu stärken“, so Kircher-Schneider abschließend.