Wirtschaftskammer läutet Reformen ein
Nach der harten Kritik in den vergangenen Tagen kündigt WKO-Präsident Mahrer Veränderungen an: „Wir müssen Fehler benennen, Vertrauen zurückgewinnen – und liefern.“ Kärntens WK-Präsident Mandl steht hinter Mahrer: „Ich trage die gemeinsamen Entscheidungen mit. Wir brauchen einen Wandel, keine Personaldiskussionen.“
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Nach der öffentlichen Debatte rund um Gehälter, Entschädigungen und Strukturen der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zieht Präsident Harald Mahrer klare Konsequenzen – und kündigt einen Reformprozess an, der weit über kurzfristige Maßnahmen hinausgeht. „Wir verstehen die Kritik und nehmen sie ernst. Fehlerkultur bedeutet, Dinge offen anzusprechen, zu analysieren und besser zu machen“, sagt Mahrer.
Gehaltserhöhung mit Maß und Zeichen der Solidarität
Für das Jahr 2026 wird die Gehaltsanpassung für die Mitarbeiter:innen der WKÖ halbiert: Statt der ursprünglich nach einer jahrelang bewährten Formel errechneten 4,2 Prozent, die unter anderem große KV-Abschlüsse aus dem Vorjahr berücksichtigt, werden durchschnittlich 2,1 Prozent umgesetzt – damit liegt die Erhöhung unter der aktuellen Inflationsrate. „Eine rechnerisch korrekte Anpassung ist aber nicht immer das richtige Signal zur richtigen Zeit. Unsere Betriebe kämpfen nach wie vor mit hohen Kosten und Unsicherheiten. Wer von anderen Zurückhaltung fordert, muss sie selbst leben“, betont Mahrer.
Gleichzeitig kündigt die WKÖ an, das System der Gehaltsanpassungen gemeinsam mit der Belegschaftsvertretung grundlegend zu überarbeiten. Künftig sollen die tatsächliche Wirtschaftslage und die Situation der Mitgliedsbetriebe stärker berücksichtigt werden.
Transparenz bei Funktionsentschädigungen
Auch die Entschädigungen für Kammerfunktionär:innen stehen im Fokus. Nach 30 Jahren wurde die bisherige Regelung reformiert – ein Schritt, der einstimmig von allen Fraktionen beschlossen wurde und sich am Bundesverfassungsgesetz zur Begrenzung öffentlicher Bezüge orientiert. „Wir haben ein transparentes, österreichweit einheitliches System geschaffen, das alte, teils unzeitgemäße Strukturen ablöst. Gleichzeitig wird es 2026 keine weitere Erhöhung geben – das ist ein klares Signal der Verantwortung“, so Mahrer. Die Wirtschaftskammer werde zudem den Rechnungshof aktiv ersuchen, das neue System im Zuge der kommenden Gebarungsprüfung zu evaluieren. „Transparenz ist kein Risiko, sondern eine Stärke“, betont Mahrer.
WK Kärnten: keine Erhöhung
Für die Wirtschaftskammer Kärnten hat Präsident Mandl entschieden, angesichts der wirtschaftlichen Gesamtsituation keinerlei Erhöhungen durchzuführen. Das gilt für die Spartenobleute, die Bezirksobleute und auch für ihn persönlich: Mandl bezieht seit seiner Wahl zum WK-Präsidenten im Jahr 2014 denselben Betrag von 6.976,50 Euro brutto, zwölfmal jährlich – ohne Valorisierung, ohne Abfertigungs- oder Pensionsanspruch. Mandl: „Ich kenne die betriebliche Realität am eigenen Leib und bin darüber hinaus in permanentem Austausch mit den Unternehmerkolleginnen und -kollegen in Kärnten. Aus dieser Perspektive ist klar, dass es keine Erhöhungen gibt.“
Reformen, Rückzug und externe Überprüfung
Parallel dazu startet Mahrer einen Reformprozess unter externer Begleitung: Strukturen und Leistungen der WKÖ sollen auf Effizienz, Wirkung und Modernität überprüft werden. „Wir scheuen keinen Vergleich, wissen aber, dass auch große Organisationen betriebsblind werden können. Deshalb stellen wir uns diesem Prozess bewusst und selbstkritisch“, erklärt Mahrer.
Mit seinem Rückzug aus dem Generalrat der Österreichischen Nationalbank zieht Mahrer auch eine persönliche Konsequenz: „Ich möchte meine ganze Kraft darauf konzentrieren, das Vertrauen in die Wirtschaftskammer zu festigen und die notwendigen Veränderungen umzusetzen. Das ist jetzt meine Verantwortung.“
„Weniger über uns, mehr für die Wirtschaft“
Das Ziel sei klar, so Mahrer: „In naher Zukunft soll wieder weniger über die Wirtschaftskammer selbst und mehr über das gesprochen werden, was unser Standort jetzt dringend braucht – Deregulierung, Wachstum und Beschäftigung.“