Wohnbau-Talsohle tiefer als erwartet, aber Trendwende ab 2026 in Sicht
Die Kärntner Immobilienwirtschaft präsentiert das aktuelle Quartalsupdate 03/2025 zum Österreichischen Neubaubericht und zieht eine ernüchternde Bilanz: Der Rückgang der Wohnbauleistung in Kärnten fällt 2025 drastischer aus als prognostiziert.
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„Die aktuellen Zahlen müssen als unüberhörbarer Alarmruf an die Politik verstanden werden“, so Paul Perkonig, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder Kärntens. „Der Neubau in unserem Bundesland ist auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Nur wenn wir jetzt die richtigen Weichen stellen, können wir eine dramatische Verknappung von Wohnraum in den kommenden Jahren abwenden.“
Die Talsohle erreicht: Kärnten mit niedrigster Neubauquote
Der aktuelle Österreichische Neubaubericht, Quartalsupdate 03/2025, erstellt von der Bauträgerdatenbank Exploreal im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), belegt den anhaltenden Negativtrend:
• Österreichweit wird für 2025 die Fertigstellung von nur etwa 24.600 Wohneinheiten prognostiziert, was einem weiteren Rückgang von
-32 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
• Kärnten ist von dieser Entwicklung besonders stark betroffen: Die Prognose für die fertiggestellten Wohneinheiten im Jahr 2025 liegt bei nur 917.
• Die prognostizierte Fertigstellungsquote, also die Anzahl der Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner, sinkt in Kärnten auf nur mehr 1,61. Im Vergleich dazu liegt der österreichweite Durchschnitt für den Betrachtungszeitraum bei 3,6.
„Diese extrem niedrige Quote macht Kärnten zum Schlusslicht unter den Bundesländern. Der Trend der Abnahme der Wohneinheiten, der sich bereits 2024 fortsetzte, wird bis Ende 2025 noch deutlicher ausfallen und den Druck auf den ohnehin angespannten Kärntner Wohnungsmarkt massiv verstärken,“ unterstreicht der Fachgruppenobmann.
Markt-Einbruch: Transaktionen sinken stark, aber Trendwende in Sicht
Hauptursachen des Rückgangs sind laut Bericht die strengen Finanzierungsbedingungen und die hohen Baukosten. „Was uns besonders Sorge bereitet, ist der extreme Einbruch bei den Verwertungszahlen. Während sich die Transaktionszahlen in anderen Bundesländern stabilisieren, kam es im letzten Quartal in Kärnten zu einem besonders stark ausgeprägten Rückgang der Verwertungen." Trotz dieser Herausforderungen gibt der Experte eine vorsichtige Entwarnung für die mittelfristige Entwicklung, womit sich die Richtung des Wohnbaus klar abzeichnet. Ein Blick auf die im Bau befindlichen und geplanten Projekte zeigt: Die Talsohle ist fast durchschritten. Österreichweit erwarten wir für 2026 bereits einen leichten Zuwachs auf 27.100 Fertigstellungen. Dieser Aufwärtstrend wird sich in den Folgejahren noch deutlicher fortsetzen, da viele Projekte bereits bewilligt sind und nur aufgrund der bisher zu geringen Nachfrage gestoppt wurden. „Wer jetzt die Möglichkeit hat zu kaufen oder zu investieren, sollte diese nutzen. Die drastische Verknappung des Wohnungsangebots in den nächsten Jahren wird unweigerlich zu steigenden Preisen führen und Neubauten werden aufgrund des geringen Angebots künftig deutlich im Wert steigen."
Handlungsbedarf: Sofortige Maßnahmen für den Kärntner Wohnbau
Die Kärntner Immobilienwirtschaft appelliert angesichts der dramatischen Zahlen einmal mehr an die Politik, dringend notwendige Maßnahmen zur Belebung des Wohnbaus einzuleiten. „Wir müssen mit gezielten Maßnahmen gerade auch für junge Familien das Wohnen in den eigenen vier Wänden endlich wieder ermöglichen,“ fordert Perkonig.
Appell für konkrete Maßnahmen:
• Der Zugang zu Wohnbauförderungsmitteln soll künftig auch Personen offenstehen, die eine Wohnung oder ein Haus von einem gewerblichen Bauträger erwerben; damit würde der bislang meist auf Eigenbauer und gemeinnützige Bauträger beschränkte Förderzugang auf private Käufer gewerblich errichteter Objekte ausgeweitet.
• Abbau bürokratischer Hürden: Dies soll die Baukosten senken und die Umsetzung von Projekten beschleunigen.
• Steuerliche Anreize für Investitionen in den Wohnbau und Neuausrichtung der Wohnbauförderung.
• Schaffung eines modernen Wohn- und Mietrechts: Es soll ein zeitgemäßer Rechtsrahmen geschaffen werden, der Generalsanierungen wirtschaftlich ermöglicht.