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Gruppenfoto WK Kärnten, Landesregierung und Vertreter der WKO
© WKK | Peter Just

Zukunftsmut statt Belastungswut: Kärntner Wirtschaft fordert Kurswechsel

Die aktuelle Konjunkturerhebung der Wirtschaftskammer Kärnten zeigt eine leichte Stabilisierung der Stimmung, aber weiterhin deutliche wirtschaftliche Unsicherheiten. Während sich Geschäftserwartungen und Umsatzprognosen verbessern, bleiben Kostenbelastungen, hohe Regulierung und Investitionsrückgang zentrale Bremsfaktoren. Dazu kommen schwächere Exportaussichten der Betriebe.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 04.12.2025

Die Wirtschaft erholt sich etwas, der Aufschwung lässt aber weiter auf sich warten. So lässt sich die aktuelle Stimmungslage der Kärntner Betriebe zusammenfassen. Bei der 23. Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK) mit Spitzenvertretern von Wirtschaftskammer und Landesregierung wurden die Ergebnisse aus der jüngsten Umfrage zum Kärntner Konjunktur- und Investitionsbarometer vom Herbst präsentiert. Die Daten zeigen eine leichte Entspannung, doch die Realität bleibt herausfordernd: Hohe Arbeitskosten, ein angespannter Arbeitsmarkt, Investitionszurückhaltung und ein deutlicher Einbruch im Export dämpfen die Erwartungen. Gleichzeitig wächst die Ungeduld, weil strukturelle Entscheidungen aus Sicht vieler Unternehmer:innen zu lange auf sich warten lassen. 

Verhaltene Erholung – aber auf niedrigem Niveau

Die jüngste Konjunkturumfrage zeigt erstmals seit über einem Jahr eine Verbesserung zentraler Indikatoren. Das Wirtschaftsklima liegt weiterhin bei –50 %, verbessert sich jedoch gegenüber dem Frühjahr 2025 deutlich. Auch die Geschäftstätigkeit zeigt eine Aufhellung: Der Saldo steigt von –28 % auf –14 %. Dennoch bleiben Kostendruck, bürokratische Hürden und schwache Investitionsbereitschaft klare Standortbremsen. 

Mandl: „Erholung zu zerbrechlich für weitere Belastungen“

WK-Präsident Jürgen Mandl betonte bei der KIKK, dass aktuelle Vorhaben der Landesregierung zur Unzeit kommen: „Eine wirtschaftliche Stabilisierung ist gut, aber noch lange kein Aufschwung. Diese leichte Erholung ist zu zerbrechlich, um sie durch zusätzliche Belastungen aufs Spiel zu setzen. Die von der Landesregierung geplanten Abgabenerhöhungen wie eine Leerstandsabgabe und eine Zweitwohnsitzabgabe und eine Motorbootabgabe sind kein Standortaufbau, sondern ein Standortrisiko.“ Mandl forderte einen klaren Kurswechsel: „Wenn wir Zukunftsmut wollen, dürfen wir keine Belastungswut produzieren. Wir brauchen Entscheidungen, die den Standort stärken – nicht solche, die ihn schwächen.“ Dafür brauche es strukturelle Reformen, die Planbarkeit schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Steigende Löhne und Gehälter sind nach wie vor für fast Dreiviertel der Unternehmen der Grund für Preissteigerungen, gefolgt von hohen Materialkosten (56 %) und Energiepreisen (50 %).  

Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig sieht weiter große Herausforderungen für Kärntens Wirtschaft. Steigende Kosten und unklare Aussichten belasteten Unternehmen wie auch die öffentliche Hand. „Umso wichtiger sind daher Maßnahmen, die wir setzen, um etwa die Exportaktivitäten unserer Betriebe zu stärken, oder auch Investitionen in standortrelevante Infrastruktur. Denn es zeigt sich, dass sich jede Investition in die Infrastruktur auch positiv auf den Wirtschaftsstandort niederschlägt“, betont Schuschnig und erwähnte etwa das geplante Veranstaltungszentrum oder die Investitionen in den Flughafen Klagenfurt, gerade auch im Hinblick auf die Inbetriebnahme der Koralmbahn. Es brauche aber gerade in Zeiten wie diesen auch den Mut zu Reformen im System. Der Wirtschaftslandesrat verwies u. a. auf die geplante Reform im Tourismus sowie die initiierten Strukturreformen in der Verwaltung, bei den Landesgesellschaften und den Bezirkshauptmannschaften. „Ziel ist es, durch eine moderne Verwaltung, durch Schwerpunktsetzungen und Aufgabenkonzentration zu wirtschaftsstärkenden Rahmenbedingungen und einer besseren Positionierung des Standorts beizutragen“, so Schuschnig.   

Stabilisierung auf niedrigem Niveau

Die jüngste Konjunkturerhebung zeigt ein verhaltenes Aufatmen in einzelnen Bereichen. Der Gesamtumsatz fällt als einziges im Rückblick (+4 %) als auch der Ausblick (+8 %) positiv aus. 49 % der Kärntner Unternehmen erwarten im kommenden Jahr stabile Umsätze, 30 % steigende und 21 % sinkende Werte. Die Exporterwartungen sind für 2026 verhalten. Hier hat es bei den Unternehmen einen klaren Stimmungsumschwung gegeben. Rückblickend erleiden die Betriebe starke Einbußen (-32 %). Zwar steigen die Erwartungen für 2026, allerdings bleibt der Saldo mit -20 % weiter klar negativ. 

Verschlechtert hat sich die Auftragslage in den vergangenen zwölf Monaten (Saldo -5 %) und noch schlechter schaut es für die kommenden zwölf Monate aus (Saldo -15 %). 72 % rechnen mit stabilen, 22 Prozent mit weniger und nur 7 % mit steigenden Aufträgen. Die Kapazitätsauslastung zeigt einen ähnlichen Trend: 73 % der Betriebe erwarten eine gleichbleibende, 20 % eine sinkende Auslastung. 

Keine Trendwende bei Investitionen und Beschäftigung

Der Investitionsmotor stottert weiter. Nur 7 % wollen für 2026 mehr investieren, 42 % planen Reduktionen. Das Hauptmotiv für Investitionen bleibt für knapp zwei Drittel der Unternehmen der Ersatzbedarf. Sowohl rückblickend als auch vorausschauend zeichnet sich ein deutlicher Rückgang ab – die Betriebe werden auch kommendes Jahr weniger investieren. Gerade deshalb nimmt das Land Geld in die Hand, so Gesundheitslandesrätin Beate Prettner: „Im Jahr 2026 investieren wir knapp 94 Millionen Euro in die Kärntner Fondskrankenanstalten. Damit stärken wir nicht nur unsere Gesundheitsversorgung, sondern setzen gleichzeitig einen kräftigen Konjunkturimpuls für die regionale Wirtschaft. Die Investitionen schaffen Aufträge und Arbeitsplätze und erhöhen die Attraktivität Kärntens als Wirtschafts- und Lebensstandort.“ 

Auch die Beschäftigungserwartungen bleiben verhalten: 6 % wollen mehr Personal einstellen, 34 % müssen reduzieren. Mandl dazu: „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Betriebe halten sich zurück, weil die Rahmenbedingungen nicht passen. Wir müssen dringend gegensteuern.“ 

Klare Forderungen an Politik

Im Rahmen der 23. KIKK haben die Sparten der Wirtschaftskammer Kärnten neuerlich konkrete Forderungen an die Landes- und Bundespolitik gestellt, um den heimischen Standort attraktiver zu machen. Die Themenpalette reicht von weniger Bürokratie und schnelleren Genehmigungsverfahren dank Digitalisierung über den sofortigen Stopp vom Bau neuer Verkaufsflächen auf der „grünen Wiese“ bis hin zur Harmonisierung von Landesgesetzen wie der Bauordnung zwischen Kärnten und der Steiermark wegen der Koralmbahn. „Wir werden uns mit aller Kraft dafür einsetzen, dass 2026 nicht das Jahr neuer Abgaben wird, sondern ein Jahr der Entlastung, des Investierens und des wirklichen Aufbruchs“, so Mandl abschließend.

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