Voith Austria GmbH: Ein Familienunternehmen als global agierender Komplettanbieter
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Voiths erster Standort in St. Pölten
Es erinnert an tagesaktuelle Meldungen aus der globalen Wirtschaft: Die drastische Erhöhung der Einfuhrzölle auf Eisen und Eisenwaren in die Länder der Habsburgermonarchie veranlasste den deutschen Industriebetrieb Voith, 1903 – ein Werk in St. Pölten zu errichten – als erste Auslandsniederlassung des Familienunternehmens aus Baden-Württemberg. In Niederösterreich war damit der Grundstein für einen Standort gelegt, der seither die Unternehmenslandschaft in der späteren Landeshauptstadt entscheidend mitprägt. Voith ist zudem Mitglied der Metalltechnischen Industrie der Wirtschaftskammer Niederösterreich und trägt als solches maßgeblich zur regionalen Wirtschafts- und Innovationskraft bei.
Ausbau zum Kompetenzzentrum Wasserkraft
Aus der anfänglichen Gießerei samt Maschinenhalle wurde damals der österreichisch-ungarische, aber auch der russische und chinesische Markt bearbeitet. So lieferte Voith aus der Linzer Straße im Südwesten St. Pöltens bereits 1910 Wasserturbinen für das erste chinesische Wasserkraftwerk. Ein Kompetenzfeld, das sukzessive ausgebaut wurde und die Voith Hydro in St. Pölten heute zu einem festen Bestandsteil des weltweit agierenden Konzerns in Sachen Wasserkraft macht. Dafür wurde und wird regelmäßig in den Ausbau des 6 Hektar großen Standortareals investiert. Neben der kürzlich abgeschlossenen Sanierung bestehender Hallen zur Unterbringung der Logistik sowie der Werksmontage für Kleinturbinen wird aktuell die Turbinenwerksmontagehalle erweitert sowie eine hochmoderne Sandstrahl- und Beschichtungshalle errichtet. In einem weiteren Schritt entsteht eine neue Kleinmaschinenhalle, die künftig modernste Bearbeitungsmaschinen beherbergen wird.
„Diese Investitionen kommen genau zur richtigen Zeit, um die weltweit steigende Nachfrage nach Hydro-Equipment und Pumpspeichertechnologie zu bedienen“, betont Martin Rohrer, gewerberechtlicher Geschäftsführer bei Voith Hydro. Das Produkt- und Serviceportfolio umfasst damit den gesamten Lebenszyklus und alle wesentlichen Komponenten für Groß- und Kleinwasserkraftwerke, von Generatoren, Turbinen, Pumpen und Automatisierungssystemen bis hin zu Ersatzteilen, Wartungs- und Schulungsservices sowie digitalen Lösungen für die intelligente Wasserkraft, so Schneider.
Forschung, Entwicklung und Service
Neben dem Wasserkraft-Bereich in St. Pölten werden an den weiteren niederösterreichischen Standorten in Wimpassing, Theresienfeld und St. Georgen am Steinfelde sowie in Frankenmarkt und Laakirchen in Oberösterreich Komponenten, Anlagen und Maschinen für eine ressourcenschonende Produktion in der Papierindustrie (Voith Paper) sowie intelligente Antriebssysteme (Voith Turbo) für Branchen wie Öl und Gas, Energie, Bergbau und Maschinenbau, Schiffstechnik, Schienen- und Nutzfahrzeuge produziert. Auch in diesem Bereich wurzelt die Expertise in der Geschichte des Unternehmens. So wurde 1933 bei Voith das erste Turbogetriebe produziert und in Zusammenarbeit mit der damaligen Steyr Daimler Puch AG die serienmäßige Fertigung begonnen. Zu den Abnehmern zählten ab 1935 die Österreichischen Bundesbahnen.
Heute liefert Voith von Österreich aus Hardware und Dienstleistungen sowohl an Betreiber großer Wasserkraftanlagen als auch an regionale und internationale Papierhersteller sowie Verkehrsunternehmen, Bergbauunternehmen und Automobilhersteller. Dank der Stellung als globaler Komplettanbieter – etwa über die Full‑Line‑Strategie Voith Paper oder das HyService‑Servicepaket im Hydro‑Bereich – werden Kunden mit integrierten Lösungen vom Engineering bis Betrieb unterstützt.
Betriebsstätten in Wimpassing, Laakirchen und Theresienfeld
Die Betriebsstätten in Wimpassing und Laakirchen bieten durch die Kombination der Bereiche Walzenbezüge und Walzenservice ein kosten- und zeitsparendes Komplettangebot für die Papierindustrie. So werden auf der Produktionsfläche in Wimpassing Gummi-, Polyurethan- und Verbundstoffmischungen produziert und daraus Walzenbezüge hergestellt. Darüber hinaus bietet man zahlreiche Serviceleistungen, unter anderem eine zertifizierte Rissinspektion, Ultraschall-Prüfungen, Messungen der Beschichtungsdicke sowie Lagersitzmessungen. Hier befindet sich außerdem das globale Walzen Forschungs- und Entwicklungszentrum des Konzerns. Materialspezialisten, Chemiker und Verfahrensingenieure arbeiten hier mit modernster Forschungs- und Analyseausrüstung und testen am Walzenprüfstand künftige Produkte unter simulierten Bedingungen.
In Theresienfeld werden seit 2006 Schaberklingen produziert. Sie werden zur Reinigung von Walzen und Zylindern in der Papier- und Stahlindustrie eingesetzt, wo eine saubere Oberfläche von entscheidender Bedeutung ist. Vor neun Jahren hat Voith an diesem Standort die gesamte Entwicklung und Produktion der Schabertechnologie zusammengefasst und dabei das Produktportfolio grundlegend erweitert.
Standorte in über 60 Länder der Welt
Das breite Portfolio aus Anlagen, Produkten, Services und digitalen Anwendungen macht die Voith Austria GmbH damit zu einem wirtschaftlichen Eckpfeiler des Konzerns, der mit Standorten in über 60 Ländern der Welt zu den großen Familienunternehmen Europas gehört. Weltweit beschäftigt Voith rund 21.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – rund 800 davon in Österreich – und erwirtschaftete zuletzt etwa 4,9 Milliarden Euro Umsatz.
Lehrlingsausbildung
Ein besonderer Schwerpunkt liegt zudem auf der Lehrlingsausbildung: Derzeit werden bei Voith rund 15 engagierte Lehrlinge ausgebildet und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses am Standort. Für die Ausbildung steht eine eigene, speziell dafür eingerichtete Lehrwerkstatt zur Verfügung.