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SPIK - Sozialpolitik informativ & kurz

Newsletter Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit 17.12.2025

Lesedauer: 10 Minuten

Aktualisiert am 17.12.2025

Inhaltsübersicht

  • Alle Änderungen im Arbeits- und Sozialrecht 2026: Licht, Schatten und Hoffnung
  • Soft-Start der Marke „Your Future Made in Austria“ mit Hackathon in Mexiko
  • Neuer Look, klare Struktur der WKO-Fachkräfte-Webseite
  • OECD-Vergleich: Österreich mit Aufholbedarf bei Prävention
  • Veranstaltungstipp „Präsentation DAS JAHRBUCH GESUNDHEIT 2026“


Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Licht, Schatten und Hoffnung prägen den Ausblick auf das neue Jahr – das gilt für die Konjunktur, aber auch für die Sozialpolitik. Licht, da 2026 Rechtssicherheit bei Kündigungsfristen und Trinkgeld und Entlastung bei Überstunden und Feiertagsarbeit bringt; Schatten mit der Hitzeschutz-VO (wenigstens mit „Beraten statt Strafen“); und Hoffnung auf weniger Bürokratie und Entlastung bei Arbeiten im Alter. Wir haben die vielen Änderungen 2026 zusammengefasst.

Das Prinzip Hoffnung gilt auch für den prognostizierten (leichten) Aufschwung, der Fachkräfte erfordern wird. Mit einem Hackathon in Mexiko starteten WKÖ und ABA „sanft“ die Marke „Your Future Made in Austria“. Dazu passt die neue Fachkräfte-Webseite der WKÖ.

Zu hoffen ist auch, dass Prävention und Gesundheitsverhalten in Ö sich verbessern. Die OECD bestätigt unseren Nachholbedarf, aber es gibt Fortschritte.

Am 13.1. wird das neue Jahrbuch Gesundheit online präsentiert mit einer Keynote zur „Gesundheitsrevolution“.

Damit beschließen wir ein weiteres schwieriges Jahr für die Wirtschaft. Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir ruhige, besinnliche Weihnachtstage und einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches Jahr 2026.

Rolf Gleißner, Christina Marx und das gesamte Team Sozial- und Gesundheitspolitik der Wirtschaftskammer Österreich



Alle Änderungen im Arbeits- und Sozialrecht 2026: Licht, Schatten und Hoffnung

Das erste Regierungsjahr ist traditionell produktiv, so auch heuer im Arbeits- und Sozialrecht. Per 1.1.2026 ergibt sich eine Vielzahl an Änderungen, im Endspurt vor Weihnachten kamen noch wichtige dazu.

Wie immer mischen sich dabei für die Wirtschaft Licht, Schatten und das Prinzip Hoffnung: Das neue Jahr bringt Rechtssicherheit, etwa für die 29 Branchen, die die Kündigungsfristen für Arbeitgeber vom Gesetz abweichend in den Kollektivverträgen regeln. Diese Fristen wurden jahrelang vor Gericht in Frage gestellt, nun sind sie gesetzlich abgesichert.

Klarheit auch beim Trinkgeld: Mit 1.1.2026 gelten in allen Trinkgeldbranchen einheitliche Pauschalen für die Sozialversicherung, Unternehmen drohen keine Nachzahlungen mehr. Positiv für den Tourismus und alle, die an Feiertagen im Einsatz sind, ist auch ein Gesetzesentwurf, der das Feiertagsarbeitsentgelt steuerfrei stellt (nachdem das Bundesfinanzgericht die Befreiung verneint hat). Ein gutes Signal an die Leistungsträger ist schließlich die geplante Verlängerung der Steuerbegünstigung für Überstunden.

Rechtssicherheit auch für die Pharmawirtschaft, da das Preisband für Arzneimittel und die Preisregelung für Generika und Biosimilars verlängert werden.

Die Budgetlage führt 2026 zu unangenehmen, aber vernünftigen Einsparungen bei Regelungen, die die Wirtschaft viel gekostet und Beschäftigung reduziert haben, nämlich bei Bildungskarenz, Arbeitslosengeld, Altersteilzeit und Pensionen. Die Bildungskarenz wurde bereits 2025 abgeschafft, voraussichtlich ab Mai 2026 gilt stattdessen die neue, zielgerichtete Weiterbildungszeit. Die Kombination Geringfügigkeit-Arbeitslosengeld wird stark eingeschränkt, weil sie vollversicherte Beschäftigung verhindert hat.

Die Altersteilzeit wird schrittweise von fünf auf drei Jahre verkürzt, der Zugang zur Korridorpension von 62 auf 63 Jahre angehoben – richtige, aber halbherzige Schritte.

Der Hitzeschutz wird konkret 

Also einiges an Licht, aber auch Schatten: Schon im Regierungsprogramm vorgesehen und lange angekündigt, wird die Hitzeschutz-Verordnung in Kürze kundgemacht. Schon bisher mussten Arbeitgeber für Hitzeschutz am Arbeitsplatz sorgen. Die Verordnung sieht aber nun konkrete Schutzmaßnahmen für Arbeiten im Freien ab 30 Grad vor. Dabei sind keineswegs alle, nur die jeweils geeigneten Maßnahmen zu treffen. Immerhin gilt ausdrücklich der Grundsatz „Beraten statt Strafen“, den wir uns im Vollzug ohne wenn und aber erwarten!

Das Prinzip Hoffnung gilt beim Bürokratieabbau: Die Regierung stellte zuletzt zahlreiche Erleichterungen in Aussicht. Im Arbeits- und Sozialrecht sind diese besonders schwer durchsetzbar, wir erwarten uns hier Verbesserungen vor allem bei Rot-Weiß-Rot-Karte und Arbeitnehmerschutz.

Hoffnung auf Entlastung auch beim Arbeiten im Alter: Für Zuverdienste neben der Alterspension sollen ab 1.1.2027 ein Steuerfreibetrag und der Entfall des Pensionsversicherungsbeitrags für Dienstnehmer bzw. die Beitragsreduktion für Selbständige kommen.

Liste gesetzliche Änderungen ab 1.1.2026 (pdf)



Soft-Start der Marke „Your Future Made in Austria“ mit Hackathon in Mexiko

Die Demografie schlägt in ganz Europa zu. Mexiko ist mit 132 Mio überwiegend jungen Einwohnern ideal, um Fachkräfte für Österreich zu gewinnen.  

Was haben Salma Hayek, Frida Kahlo, Carlos Santana und Sergio Pérez gemeinsam? Die Herkunft aus Mexiko und den Erfolg im Ausland. Um Talente aus Mexiko ging es auch beim IT-Hackathon zum Thema „Mobilität und künstliche Intelligenz“, der am 22.–23. November 2025 am Campus des „Instituto Politécnico Nacional“ in Mexiko-Stadt stattfand. Damit wurde auch die neue Dachmarke Your Future Made in Austria erstmals gestartet. Mit dieser Marke der WKÖ soll in Partnerschaft mit dem Bundesministerium für Wirtschaft (BMWET) und der Austrian Business Agency (ABA) künftig um Fachkräfte für den Arbeitsstandort Österreich geworben werden.

Selbst in der aktuellen schwierigen Wirtschaftslage mangelt es in vielen Berufen an Fachkräften. Die Demografie und damit die Verschärfung dieses Mangels sind vorhersehbar und bremsen bereits Unternehmen und Wirtschaft. Österreich muss sich darauf vorbereiten und konkurriert mit vielen anderen Ländern mit ähnlichem Schicksal. Deutschland wirbt bereits seit über 10 Jahren im Ausland um Fachkräfte, und zwar einheitlich mit der Marke: „Make it in Germany“. Dem soll mit „Your Future Made in Austria“ nun eine österreichische Antwort gegenübergestellt werden.

Mexikaner entwickelten Lösungen binnen 24 Stunde 

Der Hackathon in Mexiko war der erste Auftritt der neuen Marke und der Startschuss für weitere Aktivitäten ab 2026. In einem innovativen Ideen-Wettbewerb arbeiteten vier österreichische Unternehmen (ÖBB, SIEMENS, Plasser & Theurer, ALPLA) mit 120 jungen mexikanischen IT-Fachkräften an Herausforderungen in Logistik und Mobilität. Mittels Technologie und Kreativität wurden in 24 Stunden Prototypen und Lösungsansätze zu entwickelt.

„Your Future Made in Austria“ mit Hackathon in Mexiko 2025
© WKÖ

Die präsentierten Ideen der mexikanischen Teams zeigten eindrucksvoll die Verbindung von Mobilität und KI. Die Studenten entwickelten in kurzer Zeit

  • Smart-Mobility-Apps zur Optimierung urbaner Verkehrsströme,
  • KI-gestützte Plattformen für nachhaltige Transportlösungen sowie
  • innovative Datenmodelle, die Effizienz und Umweltfreundlichkeit vereinen.

Die jungen Entwickler zeigten damit nicht nur technische Kompetenz, sondern auch Praxisnähe und einen Blick für die Zukunft. Das Gewinnerteam „Los Zepedas“ entwickelte mit „Maia“ eine Software, die Städten dabei hilft, frühzeitig Probleme im Mobilitätsnetzwerk zu erkennen. Zur Anerkennung der Leistung werden die jungen Mexikaner nach Österreich eingeladen, um das Land und die Unternehmen vor Ort kennenzulernen.

Was verbindet Mexiko und Österreich? 

Der Wettbewerb fand am Instituto Politécnico Nacional statt, einer der führenden technischen Universitäten Mexikos mit über 170.000 Studenten. Mexiko ist nicht nur aus österreichischer Sicht ein Fokusland für Fachkräfte. Das Land hat über 130 Mio Einwohner, die zweitstärkste Industrie am amerikanischen Kontinent und Universitäten mit bis zu 2.000 deutschsprachigen Studenten. Viele blicken inzwischen mehr nach Europa als in die USA, denn Europa und vor allem Österreich bieten hochwertige Jobs, Lebensqualität und Sicherheit. Zudem sind die kulturellen Ähnlichkeiten ein großer Attraktivitätsfaktor.

Durch den Hackathon konnten heimische Unternehmen mit Nachwuchstalenten aus Mexiko in Kontakt treten. Eine Investition in internationale Netzwerke, die schon jetzt, aber jedenfalls beim nächsten Aufschwung dringend benötigt werden. Gleichzeitig steht Österreich als Beschäftigungsstandort im Schatten großer Einwanderungsländer. Die Marke „Your Future Made in Austria“ soll Österreich bei internationalen Fachkräften bekannt machen.


von Georg Kirchmair, MA



Neuer Look, klare Struktur der WKO-Fachkräfte-Webseite

Fachkräftesicherung ist aktuell und vermehrt in Zukunft eine zentrale Herausforderung für Unternehmen. Um Betriebe noch besser zu unterstützen, wurde die WKO-Webseite zum Thema umfassend überarbeitet und neu strukturiert.

Ab sofort finden Unternehmen alle relevanten Informationen zum Thema Fachkräfte untergliedert in drei zentrale Bereiche:

  • Fachkräfte suchen
  • Fachkräfte halten
  • Fachkräfte qualifizieren

Auch ist die Seite nun ein zentraler Informations-Hub und bietet unter anderem News rund um Fachkräftethemen (in Kürze kommt die neue Mangelberufsliste!), Events und Zugang zum SPIK-Newsletter.

Jetzt entdecken: https://www.wko.at/fachkraefte/start



OECD-Vergleich: Österreich mit Aufholbedarf bei Prävention

OECD-Daten zeigen: Österreich kämpft mit hohen Risikofaktoren und vermeidbarer Krankheitslast – jetzt braucht es mehr Gesundheitskompetenz, Vorsorge, digitale Angebote und Anreize für Betriebe. 

2024 gab Österreich mit 8.401 Euro pro Kopf nach Deutschland und den Niederlanden am meisten für Gesundheit aus in der EU. Demografie, Ineffizienz und technischer Fortschritt treiben die Kosten weiter in die Höhe und damit die Abgabenbelastung für Bürger und Unternehmen. Im OECD-Schnitt werden laut der Studie Health at a Glance 2025 nur 5.967 Euro ausgegeben.

Obwohl das Gesundheitsverhalten die Gesundheit viel stärker beeinflusst als die Gesundheitsversorgung, wird in Prävention nur wenig investiert. OECD-weit entfallen nur 3 % der Ausgaben auf Prävention, also Impfprogramme, Früherkennungsuntersuchungen, Gesundheitsförderung und Maßnahmen gegen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel. Österreich liegt mit 4 % Prozent über dem OECD-Schnitt, aber immer noch weit hinter dem Spitzenreiter Kanada mit 7 % (die WHO empfiehlt 5 %). 

In Kanada ist Prävention fest in der Primärversorgung integriert: Hausärzte und Gesundheitszentren sind verpflichtet, Vorsorgeuntersuchungen aktiv anzubieten und Risikofaktoren frühzeitig zu adressieren. Zusätzlich setzt Kanada auf digitale Lösungen wie Telemedizin und Gesundheits-Apps sowie auf Nudging-Strategien, die durch finanzielle Anreize die Teilnahme an Vorsorgeprogrammen fördern. Diese Kombination aus höheren Investitionen, klaren Strukturen und innovativen Methoden senkt die Krankheitslast und verbessert die Gesundheitsindikatoren deutlich – so liegt Kanada bei der gesunden Lebenserwartung im Spitzenfeld und weit vor Österreich. 

16.000 vermeidbare Todesfälle pro Jahr 

Hingegen liegt Österreich bei den Treibern für ungesundes Leben schlechter als der OECD-Schnitt: Rund 20,6 % der Erwachsenen rauchen täglich (OECD nur 14,8 %), der Alkoholkonsum beträgt 11,3 Liter reinen Alkohol pro Kopf (OECD 8,5 Liter). Nur bei der Fettleibigkeit schneiden wir besser ab - 16,6 % der Österreicher sind adipös, in der OECD 19 %. Allerdings verzeichnet Österreich hier bei Erwachsenen den stärksten Zuwachs, ein Alarmzeichen.

Vorzeigeländer wie Island, Japan und Korea schneiden in allen Kategorien deutlich besser ab. Diese Länder setzen laut Studie u.a. auf strikte Tabakkontrollen, flächendeckende Bewegungsprogramme und digitale Gesundheits-Apps mit Nudging-Elementen.

Die Folgen ungesunder Lebensweise sind dramatisch. Die OECD rechnet vor, dass in ihren Ländern 2023 über drei Millionen vorzeitige Todesfälle unter 75 Jahren vermeidbar gewesen wären durch bessere Prävention und medizinische Eingriffe. Männer sind hier auch aufgrund ungesünderer Lebensweise doppelt so stark betroffen wie Frauen. In Österreich wären demnach 16.000 Todesfälle vermeidbar gewesen und damit mehr als jeder sechste Fall! 

Fortschritte in Sicht 

Die Rezepte für mehr Gesundheit sind bekannt und teilweise auch im Regierungsprogramm verankert: Demnach sollen Prävention und Gesundheitskompetenz weiterentwickelt und weitere Anreize, insbesondere für die betriebliche Gesundheitsförderung geschaffen werden. Projekte gibt es genug, das Problem ist wie immer die flächendeckende Umsetzung: Z.B. sieht das Regierungsprogramm auch die Weiterentwicklung des Eltern-Kind-Passes bis 18 Jahre vor. Mit 1.10.2026 werden zwar die Untersuchungsprogramme erweitert, aber wie bisher nur für Kinder bis fünf Jahre. 

Auch die drei mit 1.1.2026 geschaffenen Gesundheitsreformfonds haben u.a. das Ziel, Prävention und Vorsorge zu stärken. Vorbild können die Vorsorgeprogramme der SVS sein. Zu hoffen ist, dass es nicht am Geldmangel und am Present Bias scheitert – der Neigung des Menschen, die kurzfristigen Vorteile den langfristigen und damit der Prävention vorzuziehen.

 

von Mag. Maria Cristina de Arteaga



Veranstaltungstipp „Präsentation DAS JAHRBUCH GESUNDHEIT 2026“

EINLADUNG zur Präsentation „Jahrbuch Gesundheit 2026“

Dienstag, 13. Jänner 2026 | 11:30 – 13:00 Uhr Livestream aus dem PULS 24-Studio 

Am 13. Jänner 2026 wird das 17. Jahrbuch Gesundheit 2026 präsentiert – eine Kooperation der Wirtschaftskammer Österreich und Sanofi Österreich. Zum Auftakt zeigt Univ.-Prof. Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, in seiner Keynote auf, wie medizinische Durchbrüche den Alltag bereits verändert haben und welche Rolle KI und Molekulartherapie als Innovationstreiber spielen. In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutieren Vertreter aus dem Wirtschaftsministerium, der Sozialversicherung und der Privatwirtschaft gemeinsam mit Univ.-Prof. Müller, was nötig sind, damit diese Innovation Realität wird und die Revolution der Gesundheit gelingt.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme! 

Die Diskussion wird via Livestream aus dem PULS 24-Studio übertragen. Die Anmeldung ist bis 12. Jänner 2026, unter diesem Link möglich.





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Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
Abteilung für Sozial- und Gesundheitspolitik
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