Gute Chancen für Ältere am Arbeitsmarkt
Argumente der WKÖ
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2024 waren in Österreich 77,4 % der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 – 64 Jahre) erwerbstätig, in der EU 75,8 %. Bei den 55- bis 64-Jährigen waren 2024 in Österreich 58,8 % erwerbstätig, im EU-Schnitt waren es 65,2 %. Hauptgrund für die unterdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung Älterer ist das frühe Pensionsantrittsalter in Österreich. Stabile Dienstverhältnisse älterer Beschäftigter, Arbeitsrecht und höhere Lohnansprüche erschweren die Reintegration älterer Arbeitsloser.
2024 ist die Beschäftigung Älterer abermals überdurchschnittlich angestiegen.
Die Beschäftigung Älterer stieg gegenüber dem Vorjahr mit +2,1 % überdurchschnittlich. 1,17 Mio. Personen 50+ waren unselbständig beschäftigt. Über alle Altersgruppen blieb die Beschäftigung nahezu konstant.
Seit 2014 ist die Erwerbstätigenquote der 55 – 64-Jährigen von 45,1 % auf 58,8 % angestiegen. Besonders stechen die Frauen zw. 55 und 59 Jahren mit plus 23,8 Prozentpunkten hervor. Bei Männern zw. 60 und 64 hat sich die Erwerbstätigenquote seit 2014 um 16,4 Prozentpunkte erhöht. Die Erwerbstätigenquoten sinken jedoch stark, sobald der Pensionsantritt möglich wird.
Die Arbeitslosigkeit Älterer stieg unterdurchschnittlich
Im Jahresschnitt 2024 stieg die allgemeine Arbeitslosenquote um +0,6%-Punkte auf 7,0 %. Jene der 50+ um 0,4 %-Punkte auf 7,3 %. Ältere werden seltener arbeitslos. Wenn Ältere arbeitslos werden, haben sie eine längere Suchdauer (158 Tage, alle Altersgruppen:114 Tage). Ein Grund dafür sind gesundheitliche Einschränkungen: 41,7 % der Arbeitslosen 50+ und 46,6 % der Arbeitslosen 55+ haben laut AMS gesundheitliche Einschränkungen (alle Altersgruppen: 23,3 %).
Endigungsgründe von Dienstverhältnissen über 50-Jähriger
Rund 74 % aller Dienstverhältnisse von über 50-Jährigen, die im Jahr 2024 geendet haben, endeten durch einvernehmliche Lösung, DN-Kündigung, Zeitablauf oder Pensionierung. Lediglich 9 % endeten durch Dienstgeberkündigung.
Ältere sind gut in den Arbeitsmarkt integriert und stabil beschäftigt
Ältere treten zu 70 % direkt aus dem Erwerbsleben in die Pension über. Weitere 12 % aus Arbeitslosigkeit, der Rest aus erwerbsfernen Positionen (AMS, EWKM, Abfrage Dez.2025). Bei Frauen sind die Werte mit 72,6 % und 8,9 % besser als im Schnitt. Männer mit Anspruch auf Korridorpension (ab 62 Jahre) können weitere 364 Tage Arbeitslosengeld beziehen und dadurch ihre Pension aufwerten. Dies bietet einen Anreiz für Männer, weiter im Arbeitslosengeldbezug zu bleiben, obwohl ein Pensionsantritt bereits möglich wäre.
Das faktische Pensionsantrittsalter lag unter Einbeziehung der Personen mit Reha-Geldbezug in Österreich 2024 bei 60,9 Jahren und lag damit kaum höher als 2020 mit 60,3 Jahren.
In Deutschland arbeiteten 2024 fast doppelt so viele über 60-Jährige als in Österreich
Hauptursachen Pensionssystem und Pensionsmentalität
Hauptursachen für die geringe Erwerbsintegration Älterer ist das Pensionssystem, das einen frühen Pensionsantritt ermöglicht. Der stärkste Hebel zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung Älterer liegt in der Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalter. 2024 stieg die Erwerbstätigenquote der 60- bis 64-jährigen Frauen gegenüber dem Vorjahr von 18,8 % auf 22,9 %!
Maßnahmen zugunsten der Beschäftigung Älterer
Es im Interesse aller, die Beschäftigung Älterer zu steigern: Die Betroffenen erzielen höhere Einkommen und Pensionen. Die Unternehmen halten oder bekommen qualifizierte Arbeitskräfte mit viel Erfahrung. Das Sozial-, insbesondere das Pensionssystem bleibt finanzierbar.
- Pensionssystem: Die Lebenserwartung, aber auch die Erwartung gesunder Lebensjahre steigt stetig an. Es braucht Anreize für längeres Arbeiten bis oder während der Pension. Etwa eine bessere Arbeitsmarktintegration nach erfolgter Rehabilitation, oder die steuerliche Entlastung des Zuverdiensts von Personen in regulärer Alterspension. Viele EU-Länder koppeln das gesetzliche Pensionsalter an die steigende Lebenserwartung.
- Löhne: Ältere Arbeitskräfte kommen Unternehmen teurer als Jüngere (mehr Urlaub, längerer Entgeltfortzahlung im Krankenstand, etc.). Während in den meisten Kollektivverträgen der Privatwirtschaft die Einkommen abgeflacht wurden, gibt es im öffentlichen Dienst noch eine große Gehaltskluft zwischen Jung und Alt. Eine gezielte Senkung der Lohnnebenkosten bei Neueinstellung älterer Arbeitskräfte könnte steigende Kosten reduzieren.
- Altersteilzeit (ATZ): Die Altersteilzeit fördert einen teilweisen Rückzug aus dem Erwerbsleben. Der Rechnungshof kritisiert sie als teuer und ohne Effekt auf Verlängerung des Erwerbslebens. Im Jahresschnitt 2024 waren 36.460 Personen in ATZ, die Kosten betrugen 594 Mio. €. Eingeleitete Reformen lassen aufgrund langer Übergangsfristen erst ab 2029 niedrigere Ausgaben erwarten.
- Beschäftigungsanreize: Die Eingliederungsbeihilfe (EB) des AMS geht an Unternehmen, die ältere Arbeitslose einstellen. Eine Evaluierung von L&R (Okt 2025) zeigt, dass die EB die Beschäftigungschancen älterer Arbeitsloser verdreifacht und weniger kostet als andere Förderungen für ältere Arbeitslose.
Autor: Mag. Maria Kaun
Stand: Dezember 2025