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Auf einer blauen Unterfläche liegt in der linken Hälfte ein Miniatur-Einkaufswagen. Über dem Einkaufswagen liegen drei bunte Einkaufstaschen und zwei Kartons. Auf einem Karton steht fragile.
© William W. Potter | stock.adobe.com

Daten entlang der Lieferkette und klimabewusster E-Commerce stehen im Handel zunehmend im Fokus

WKÖ-Bundessparte Handel lud am EDAY 2025 zu spannender Zukunftsdiskussion und stellte praktische Nachhaltigkeitsservices vor

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 21.05.2025

„Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind nicht nur wichtige Zukunftsthemen. Es gilt auch, diverse Anforderungen, die die Transformation mit sich bringt, zu erfüllen und sich im Dschungel der EU-Regulatorien im Rahmen des Green Deals zurechtzufinden“, betonte Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel am EDAY, den die WKÖ am 8. Mai bereits zum 26. Mal veranstaltete.

Die Bundessparte Handel gestaltete bei der ganztägigen Digitalisierungsveranstaltung zwei inhaltliche Programmpunkte und stellte die Service-Website „Nachhaltigkeit im Handel“ vor. 

Klare Rechtslage und Fortschritte bei Digitalisierung und Standardisierung nötig

Einen Einblick, wie Unternehmen aktuell mit Nachhaltigkeitsdaten umgehen, gaben Expert:innen bei der Paneldiskussion „Daten entlang der Lieferkette: Herausforderungen für Groß und Klein“. Besonders für KMU stellen die kommenden gesetzlichen Vorgaben eine große bürokratische Belastung dar, aber auch Großunternehmen sehen sich gefordert, bestehende Prozesse und Tools zu adaptieren. 

Lukas Wiesmüller, Konzernleiter Bereich Nachhaltigkeit SPAR AG, berichtet über die Herausforderungen, die das Management von 140.000 Sortimentsartikeln von tausenden Lieferanten mit sich bringt. Beispielsweise entstehen die mit den Produkten verbundenen Emissionen fast ausschließlich in der vorgelagerten Wertschöpfungskette und liegen außerhalb des direkten Gestaltungsbereichs des Unternehmens.

Ein weiteres Beispiel ist die Entwaldungsverordnung, bei deren Verpflichtungen man die Daten bis zum Anbaufeld rückverfolgen können muss. Dafür brauche es technische Lösungen, die über Schnittstellen automatisiert miteinander kommunizieren. Digitalisierung und Standardisierung entlang der Lieferkette seien aber auch in der Praxis von Großunternehmen noch nicht vollständig angekommen, schilderte Wiesmüller.

Durch die gesetzlichen Anforderungen werde man künftig etwa den Nachhaltigkeitsfußabdruck auf Produktebene benötigen (Product Carbon Footprint). Derzeit werden diese Daten bei Lieferanten nicht angefragt, weil sie schlichtweg nicht verfügbar sind. Für nachhaltigen Einkauf werden solche Detaildaten aber künftig gebraucht. Das Fortschreiten der Digitalisierung werde ein wichtiger Hebel sein, um dies zu ermöglichen. 

Angela Reithuber, ESG-Managerin bei der Josef Manner & Comp. AG, betrachtet die aktuellen Entwicklungen auch als Chance, um Professionalisierung anzustoßen. Man sehe, welche Kennzahlen gefordert sind und könne sich daran orientieren, um die eigene Nachhaltigkeitsagenda voranzubringen. Zudem bringen Nachhaltigkeitsmaßnahmen handfeste wirtschaftliche Vorteile, etwa in Form von erhöhter Resilienz durch ein adäquates Risikomanagement.

Derzeit brauche es aber sehr viel manuelle Arbeit und intensiven Austausch mit den Lieferanten, um Nachhaltigkeitsdaten zu erheben. Die unklare Rechtslage habe Bremswirkung für die Entwicklung geeigneter Tools und zukunftsweisender Pilotprojekte. 

Diese Einschätzung teilt auch Gabriele Brandl, Senior Expertin bei der Österreichischen Energieagentur, die über eine aktuelle KMU-Befragung des klimaaktiv-Betriebsnetzwerkes berichtet. Zudem gebe es derzeit sehr viele verschiedene Tools und Wege, Daten zu erheben und auszuwerten. Standardisierungen und Vereinfachungen wären wünschenswert.

Die KMU-Landschaft sei sehr heterogen, wenn es um den Reifegrad an Digitalisierung und die Beschäftigung mit Nachhaltigkeitsdaten gehe. Angehende Nachhaltigkeitsprofis sind ebenso zu finden wie Betriebe, die ganz am Beginn stehen. Für Unternehmen, die Unterstützung benötigen, empfiehlt Gabriele Brandl geförderte Beratungen für KMU, die in den einzelnen Bundesländern angeboten werden. 

Nachhaltigkeit im Handel: Praktische Serviceseite der Bundessparte Handel

Auch die Bundessparte Handel hat ein Unterstützungsangebot geschaffen, um Handelsunternehmen durch den Dschungel an Nachhaltigkeitsthemen zu navigieren. Die eigene Nachhaltigkeits-Serviceseite soll vor allem KMU unterstützen, aber auch – passend zum heurigen EDAY-Motto „Digitalisierung trifft Nachhaltigkeit - Chancen für Ihr Unternehmen“ – Möglichkeiten aufzeigen, wie Handelsunternehmen etwa die Energieeffizienz steigern und dadurch von Kosteneinsparungen profitieren können. 

Konkret enthält die Nachhaltigkeits-Website von leicht umsetzbaren Tipps bis hin zur Anleitung, wie Handelsbetriebe eine eigene Klimastrategie entwickeln können, eine Vielzahl hilfreicher Tools.

Bei der Erstellung der Serviceseite kooperierte die Bundessparte Handel mit dem Handelsverband Deutschland (HDE) und hat von diesem bereits erprobte Leitfäden und Checklisten übernommen. Diese wurden in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Energieagentur an österreichische Rahmenbedingungen angepasst.

Klimabewusstsein vom Onlineshop bis zur Haustür

Im Serviceangebot enthalten ist unter anderem ein Leitfaden zum Thema klimabewusster Onlinehandel. Dieses wichtige Zukunftsthema wurde beim EDAY 2025 in Form eines Workshops von Expert:innen umfassend aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. 

Daniel Schuster, Gründer von eydl Wood Jewelry, beschrieb seinen individuellen Weg als Online-Händler hin zu einem strategischen Gesamtkonzept, das auf Nachhaltigkeitsprinzipien basiert. Aus seiner Erfahrung – untermauert mit Umfrageergebnissen – ist die Regionalität der angebotenen Produkte für Konsument:innen ein zentrales Kaufmotiv. 

Grünes Webhosting, Suchmaschinenoptimierung und Barrierefreiheit werden von Markus Angermann, Inhaber Angermann IT-Services GmbH als zentrale Bausteine eines nachhaltigen Onlineshops beschrieben. Wichtig sei vor allem der Grundgedanke, den Onlineshop für die Konsument:innen zu gestalten – ein barrierefreier Auftritt erweitert die Zugänglichkeit und damit den potenziellen Kundenkreis. 

Schließlich stellte Marc Sarmiento, Head of Research & Innovation bei der Post AG innovative Verpackungen und klimafreundliche Zustellungsmöglichkeiten vor. Besonders die neueste Entwicklung in Sachen Mehrwegversandverpackung und der dahinterliegende Prozess zur Mehrfachnutzung von Versandverpackungen stieß auf großes Interesse. (PWK161/DFS)

Nachberichte und Videoaufzeichnungen 

EDAY25 Panel der Bundessparte Handel: 

EDAY25 Workshop der Bundessparte Handel: 

Nähere Infos für österreichische Händler:innen zu den Service-Angeboten bereits jetzt auf Nachhaltigkeit im Handel.

Eindrücke vom EDAY 2025 am Donnerstag, 8. Mai 2025 - WKO