F-Gase Zertifizierung für Elektrotechniker:innen
Fluorierte Treibhausgase-Personenzertifizierung für Mitarbeiter:innen betreffend Arbeiten mit elektrischen Schaltanlagen, Wärmepumpen, Kühl- und Klimatechnik und Brandschutz
Lesedauer: 5 Minuten
Die Verordnung (EU) 2024/573 über Fluorierte Treibhausgase (F-Gase-Verordnung) trat am 11.03.2024 in Österreich in Kraft. Die F-Gase-Verordnung regelt Umgang, Inverkehrbringen, Produktion, Verwendung, Rückgewinnung sowie Entsorgung von bestimmten fluorierten Treibhausgasen (z.B. HFKW, FKW, SF₆). Ziel der F-Gase-Verordnung ist es, die Emissionen dieser Gase drastisch zu reduzieren, da sie im Vergleich zu CO₂ ein vielfach höheres Treibhauspotenzial haben.
Mit der neuen F-Gase-Verordnung sollen die Maßnahmen verschärft werden, u.a. durch strengere Höchstmengen (Quoten), erweiterte Verbote und Förderungen für klimafreundlichere Alternativen.
Geplant ist ein kompletter Ausstieg aus bestimmten F-Gas-Verwendungen bis 2050.
Weitere Informationen zu fluorierten Gasen und den speziellen Regeln für Wärmepumpen, Kühl- und Klimatechnik, den Brandschutz und elektrische Schaltanlagen.
Bestimmte Tätigkeiten im Zusammenhang mit Einrichtungen, die fluorierte Treibhausgase (F-Gase) enthalten, dürfen nur von Unternehmen durchgeführt werden, die ausreichend qualifiziertes Personal beschäftigen und denen ausreichende Arbeitsmittel zur Verfügung stehen. Folgende Tätigkeiten sind erfasst:
- Installation, Wartung, Instandhaltung, Reparatur oder Stilllegung von
- ortsfesten Kälteanlagen,
- ortsfesten Klimaanlagen,
- ortsfesten Wärmepumpen,
- ortsfesten Brandschutzeinrichtungen,
- Kälteanlagen in Kühllastkraftfahrzeugen und -anhängern sowie
- elektrischen Schaltanlagen
- ortsfesten Kälteanlagen,
- Dichtheitskontrollen der in Art. 5 der Verordnung (EU) Nr. 2024/573 aufgeführten Einrichtungen
- Rückgewinnung von F-Gasen gemäß Art. 8 der Verordnung (EU) Nr. 2024/573
Arten von Zertifikaten
1) Unternehmenszertifikat
Nach der F-Gase-Verordnung müssen Unternehmen ein Unternehmenszertifikat und Arbeitnehmer:innen, die Arbeiten an Wärmepumpen und dergleichen mit Eingriff in den Kältekreislauf durchführen, Personenzertifikate besitzen. Für die Antragstellung und Ausstellung eines Unternehmenszertifikates ist das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft zuständig.
2) Personenzertifikate
Es wird zwischen Zertifikaten der Kategorie I und Kategorie II unterschieden.
Kategorie I
Die Kategorie I umfasst folgende Tätigkeiten: Installation, Wartung, Instandhaltung und Rückgewinnung von F-Gasen aus Anlagen mit einer Füllmenge von mehr als 3 kg bzw. aus hermetischen Systemen mit mehr als 6 kg.
Kategorie II
Die Kategorie II umfasst folgende Tätigkeiten: Installation, Wartung, Instandhaltung und Rückgewinnung von F-Gasen aus Anlagen mit einer Füllmenge von weniger als 3 kg bzw. aus hermetischen Systemen mit weniger als 6 kg.
Ausstellung von Personenzertifikate durch die Bundesinnung
Unter welchen Voraussetzungen können Personenzertifikate von der Bundesinnung ausgestellt werden?
Voraussetzungen zur Erlangung eines Personenzertifikats der Kategorie I:
- Vorliegen einer Lehrabschlussprüfung im Lehrberuf Kälte- und Klimatechnik oder
- Vorliegen einer Meisterprüfung im Handwerk Kälte- und Klimatechnik
oder
1) Vorliegen einer Lehrabschlussprüfung im Lehrberuf Installations- und Gebäudetechnik bzw. eines Vorläuferberufes (Sanitär- und Klimatechniker – Gas- und Wasserinstallation, -Heizungsinstallation, -Lüftungsinstallation)
und
Vorliegen eines Prüfungszeugnisses über einen spezifischen, die Inhalte der Anforderungen gemäß Anhang der 2. Verordnung vom 7.1.2011 abdeckenden Zusatzkurses (dieser muss nicht notwendigerweise die bereits im Lehrberuf vermittelten Kenntnisse enthalten)
oder
2) Vorliegen einer Befähigungs- bzw. Meisterprüfung im reglementierten Gewerbe Gas- und Sanitärtechnik, oder Heizungstechnik oder Lüftungstechnik
und
Vorliegen eines Prüfungszeugnisses über einen spezifischen, die Inhalte der Anforderungen gemäß Anhang der 2. Verordnung vom 7.1.2011 abdeckenden Zusatzkurses (dieser muss nicht notwendigerweise die bereits im Lehrberuf vermittelten Kenntnisse enthalten)
oder
3) Vorliegen eines Zeugnisses über den erfolgreichen Abschluss eines fachlich einschlägigen Studiums an einer Universität oder eines fachlich einschlägigen Fachhochschul-Studienlehrganges
und
Vorliegen eines Prüfungszeugnisses über einen spezifischen, die Inhalte der Anforderungen gemäß Anhang der 2. Verordnung vom 7.1.2011 abdeckenden Zusatzkurses (dieser muss nicht notwendigerweise die bereits im Studium oder Fachhochschul-Studiengangs vermittelten Kenntnisse enthalten)
oder
4) Vorliegen eines Zeugnisses über den erfolgreichen Abschluss einer berufsbildenden höheren Schule, deren schwerpunktmäßige Ausbildung im Bereich eines reglementierten Gewerbe Kälte- und Klimatechnik, Heizungstechnik, Lüftungstechnik, Gas- und Sanitärtechnik, Mechatronik für Elektromaschinenbau und Automatisierung, Mechatronik für Maschinen- und Fertigungstechnik, Mechatronik für Elektronik, Büro- und EDV-Systemtechnik oder Elektrotechnik eingeschränkt auf Wärmepumpen, liegt
und
Vorliegen eines Prüfungszeugnisses über einen spezifischen, die Inhalte der Anforderungen gemäß Anhang der 2. Verordnung vom 7.1.2011 abdeckenden Zusatzkurses (dieser muss nicht notwendigerweise die bereits im Studium oder Fachhochschul-Studiengangs vermittelten Kenntnisse enthalten; außer bei Kälte- und Klimatechnik, Heizungstechnik, Lüftungstechnik, Gas- und Sanitärtechnik wird vermutlich hier der volle Umfang der im Anhang der Verordnung beschriebenen Kenntnisse nachzuweisen sein)
oder
5) Vorliegen eines Zeugnisses über den erfolgreichen Abschluss einer schulischen Ausbildung an einer einschlägigen Fachschule oder eines einschlägigen Lehrgangs
und
Vorliegen eines Prüfungszeugnisses über einen spezifischen, die Inhalte der Anforderungen gemäß Anhang der 2. Verordnung vom 7.1.2011 abdeckenden Zusatzkurses (dieser muss nicht notwendigerweise die bereits in der Ausbildung oder im Lehrgang vermittelten Kenntnisse enthalten)
Voraussetzungen zur Erlangung eines Personenzertifikats der Kategorie II:
1) Vorliegen einer Lehrabschlussprüfung im Lehrberuf Installations- und Gebäudetechnik oder Lehrabschlussprüfung im Lehrberuf Elektrotechnik
oder
2) Vorliegen einer Befähigungsprüfung Gas- und Sanitärtechnik
oder
3) Vorliegen einer Meisterprüfung Heizungstechnik/Lüftungstechnik
oder
4) Vorliegen einer Befähigungsprüfung Elektrotechnik
und
Vorliegen eines Prüfungszeugnisses über einen spezifischen, die Inhalte der Anforderungen gemäß Anhang der 2. Verordnung vom 7.1.2011 abdeckenden Sachkundekurses (dieser muss nicht notwendigerweise die bereits im Lehrberuf vermittelten Kenntnisse enthalten)
Sachkundekurs
Folgende Möglichkeiten von Kursen bestehen zum Nachweis der erforderlichen Kenntnisse im Zusammenhang mit F-Gasen: Planung, Errichtung und Wartung von Wärmepumpen mit Personenzertifizierung gemäß EU-DVO 2024/2215 beim AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY
Antragstellung
1) Werden die oben gelisteten Anforderungen erfüllt, wird mit einem Antrag an die Bundesinnung für Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker mit den beigefügten Zeugnissen gestellt.
Der Betrieb erhält eine Rechnung, nach deren Bezahlung die Personenzertifikate ausgestellt und dem Betrieb übermittelt werden.
2) Der zweite erforderliche Schritt nach der Personenzertifizierung ist das Ausfüllen des Antrags auf Unternehmenszertifizierung, der an das Umweltministerium zu richten ist.
Der Betrieb kann den Antrag auch an die Bundesinnung senden (die Anschrift auf dem Antrag muss jedoch das BMLFUW sein), die den Antrag weiterleitet
Gültigkeit von Zertifikaten aus anderen EU-Ländern
In anderen EU-Mitgliedsstaaten ausgestellte und bereits bestehende Zertifikate werden in Österreich anerkannt. Eine Ausstellung eines neuen Zertifikates für die Arbeit in Österreich ist somit nicht erforderlich.
Kein Zertifikat erforderlich
Für folgende Fertigungs- und Reparaturarbeiten, die in Fertigungsbetrieben von fluorierte Treibhausgase enthaltenden ortsfesten Kälteanlagen, Klimaanlagen und Wärmepumpen vorgenommen werden, benötigt man kein Zertifikat:
- Dichtheitskontrolle von Anlagen mit 3 kg fluorierten Treibhausgasen oder mehr und von Anlagen mit 6 kg fluorierten Treibhausgasen oder mehr in hermetisch geschlossenen Systemen, die als solche gekennzeichnet sind;
- Rückgewinnung;
- Installation;
- Instandhaltung oder Wartung.
Zertifizierungsstellen
Bundesinnung der Sanitär- Heizungs- und Lüftungstechniker
Schaumburgergasse 20/4, 1040 Wien
Telefon: +43 1 34 34 359 104
Bundesinnung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker
Schaumburgergasse 20/4, 1040 Wien
Telefon: +43 1 34 34 359 103
Musterbrief F-Gase Zertifizierung
Anbei finden Sie einen Musterbrief für die Zertifizierung von Personen sowie einen Musterbrief für die Zertifizierung von Unternehmen.
Weiterführende Infos
- Verordnung (EU) 2024/573 über fluorierte Treibhausgase, zur Änderung der Richtlinie (EU) 2019/1937 und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 517/2014
- Berichtigung der Verordnung (EU) 2024/573 über fluorierte Treibhausgase, zur Änderung der Richtlinie (EU) 2019/1937 und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 517/2014 (ABl. L, 2024/90731)
- Berichtigung der Verordnung (EU) 2024/573 über fluorierte Treibhausgase, zur Änderung der Richtlinie (EU) 2019/1937 und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 517/2014 (ABl. L, 2025/90271)
- Berichtigung der Verordnung (EU) 2024/573 über fluorierte Treibhausgase (ABl. L, 2025/90393, 7. Mai 2025)
- Berichtigung der Verordnung (EU) 2024/573 über fluorierte Treibhausgase, zur Änderung der Richtlinie (EU) 2019/1937 und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr. 517/2014 (ABl. L, 2025/90514, 18.6.2025)
- F-Gase-Portal
- Fluorierte Treibhausgase-Gesetz 2009