Blick auf die Skyline von Downtown Sao Paulo, Hauptstadt von Brasilien, wolkiger Himmel und Gewässer im Vordergrund
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Brasilien: Wirtschaftslage

Die wichtigsten Informationen zur brasilianischen Wirtschaft – zuverlässig und aus erster Hand

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Aktuelle Lage: Wirtschaftsbericht

Die brasilianische Wirtschaft hat sich von der Pandemie-bedingten Rezession erstaunlich schnell erholt und schon 2021 wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht. Der positive Trend setzte sich auch 2022 mit einem Plus von 2,9 % fort. Für heuer herrschte aufgrund der hohen Zinsen und der globalen Konjunktureintrübung zunächst Pessimismus vor; es wurde ein Plus von ca. einem Prozent erwartet. Die Wachstumsprognosen sind aber in der letzten Zeit kontinuierlich angehoben worden und gehen jetzt sogar Richtung 3 %. Für die kommenden Jahre werden Wachstumsraten zwischen 1 % und 2 % prognostiziert, wobei die Haushaltseinschränkungen, Strukturprobleme und eine niedrige Arbeitsproduktivität einem höheren Wachstum entgegenstehen. Das Land verfügt generell über eine positive makroökonomische Ausgangslage. Aufgrund der enormen Agrar- und Rohstoffexporte besteht ein struktureller Handelsbilanzüberschuss, die Auslandsverschuldung ist niedrig und es existiert ein komfortabler Devisenreservenpolster. Negativ sind die hohe Staatsverschuldung und eine über die Jahre geringe Wachstumsdynamik. Produktivitätssteigernde Strukturreformen wären erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und eine langfristige Budgetstabilität zu sichern.

Besondere Entwicklungen

Seit Jahresbeginn 2023 ist die neue Regierung unter Präsident Luis Inácio Lula da Silva im Amt. Zu deren prioritären Zielen zählt insbesondere die Reformierung des komplizierten Steuersystems. Im August wurde ein neues, umfangreiches Investitionsprogramm in Höhe von insgesamt Euro 320 Mrd. vorgestellt, das über die nächsten Jahre v.a. dem sozialen Wohnbau, der Wasserversorgung und Abfallbehandlung, Energieerzeugung und Verkehrsinfrastruktur zugutekommen soll, wobei insbesondere auf die Beteiligung privater Investoren gesetzt wird und auch Umweltschutzaspekte starke Berücksichtigung finden sollen. Außenpolitisch bemüht sich Lula sehr stark um eine verstärkte Kooperation mit den lateinamerikanischen Ländern und die Verbesserung der Beziehungen zu den Haupthandelspartnern Brasiliens. Aus österreichischer Sicht bedeutsam ist in dem Zusammenhang, dass nun auch wieder Schwung in die mögliche Umsetzung des Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Handelsblock MERCOSUR (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) gekommen ist, das ja schon seit 2019 ausverhandelt, aber noch nicht ratifiziert ist, primär auch aufgrund von Bedenken seitens der EU hinsichtlich mangelnder Umwelt- und Sozialstandards. Nachdem sich Lula nun im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch für den aktiven Schutz des Regenwalds ausgesprochen und er generell eine umweltschutzfreundlichere Politik versprochen hat, scheint der Weg zur Umsetzung des Abkommens jetzt jedenfalls offen.

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 

Die österreichische Wirtschaft ist mit geschätzten 1.000 Brasilien-Exporteuren und ca. 150 Unternehmen mit Stützpunkten in Brasilien gut aufgestellt. Weit mehr als die Hälfte der österreichischen Südamerika-Exporte gehen nach Brasilien, das Land ist der neuntwichtigste Überseemarkt der österreichischen Exportwirtschaft. 2023 war trotz eines leichten Rückgangs (-8 %) bei den Exporten ein äußerst erfolgreiches Exportjahr. Mit einem Exportvolumen von Euro 1,03 Mrd. konnte damit zum 3. Mal in der Geschichte die 1-Milliarden-Euro-Hürde übersprungen werden.

Im ersten Halbjahr 2023 schwächte sich die Dynamik ab, mit Euro 516,5 Mio. lagen die österreichischen Exporte aber immerhin noch 6,1 % über den Vergleichszahlen des Rekordjahres 2022. Nach einem Rekordwachstum von +49,5 % auf Euro 449 Mio. im letzten Jahr sind die Importe aus Brasilien nach Österreich im ersten Halbjahr 2023 um 11,7 % auf Euro 181,6 Mio. zurückgegangen im Vergleich zur gleichen Vorjahresperiode. Großes Potenzial für österreichische Technologien findet sich insbesondere in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur, Umweltschutz, (v.a. Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallbehandlung, Alternativenergie), Land- und Forstwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Naturresourcen. (Öl, Gas, Bergbau).

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Die Wende zur Nachhaltigkeit ist auch in Brasilien deutlich spürbar. Insbesondere die finanzstarken, exportorientierten Industrien setzen auf Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Neue Gesetze fördern nun u.a. die Abfallentsorgung und alternative Brennstoffe. Der nationale Abfallplan verpflichtet zudem brasilianische Städte und Gemeinden zur Schließung von Müllhalden und zur Umsetzung wirksamer Abfallbehandlungslösungen.

Brasilien ist der größte Erdölproduzent Lateinamerikas und zählt mittlerweile zu den Top 10 weltweit. Bis 2030 wird erwartet, dass sich die Erdölproduktion des größten Landes Südamerikas mehr als verdoppelt. Die Pre-Salt Erdölfunde vor der Küste Brasiliens, die bereits für fast 70 % der gesamten Ölproduktion verantwortlich sind, haben das Land in den letzten Jahren auch für die großen internationalen Erdölunternehmen interessant gemacht.

Brasilien zählt zu den wichtigsten Bergbaunationen weltweit; in insgesamt 8.400 brasilianischen Minen werden 72 verschiedene mineralische Substanzen abgebaut. Brasilien ist das Land mit der drittgrößten Eisenerzproduktion der Welt, andere wichtige Mineralien sind Gold, Kupfer, Aluminium und Nickel. Brasilianische Unternehmen spielen global eine wichtige Rolle: Vale ist Weltmarktführer bei Eisenerz und Nickel, NEXA Ressources einer der größten Zink-Produzenten, CSN ein bedeutender Erzförderer. Zudem ist eine Reihe von internationalen Konzernen in Brasilien präsent wie etwa Kinross, Anglo Gold oder auch die die österreichisch-brasilianische RHI-Magnesita.

Erneuerbare Ressourcen spielen eine gewichtige Rolle bei der Energiegewinnung in Brasilien. Traditionell wird der Großteil (rund 70 %) des brasilianischen Stroms aus großen Wasserkraftanlagen erzeugt. In den letzten Jahren ist allerdings ein starker Zuwachs bei alternativen Energieträgern zu verzeichnen. Im Norden und Nordosten des Landes sind riesige Windparks entstanden, sowohl offshore als auch onshore. Die Anzahl der installierten Solaranlagen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht und auch für grünen Wasserstoff bietet das Land ausgezeichnete Voraussetzungen.

Brasilien setzt auf den Ausbau und die Modernisierung des Schienennetzes. Die Konzessionen werden grundsätzlich langfristig vergeben und sollen so Investitionen ins Streckennetz und die Reduktion der Transportkosten für die diversen Commodities des Landes ermöglichen. Daneben werden aufgrund von Privatisierungen derzeit auch große Investition im Bereich Straßen- und Hafeninfrastruktur sowie im Flughafenbereich gemacht.

Statistik: Länderprofil 

Einen kurzen Überblick über die wichtigsten statistischen Daten zu Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bietet das Länderprofil Brasilien der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA und der Stabsabteilung Statistik. 

Wichtige Wirtschafts- und Basisdaten und Informationen für eine Vielzahl weiterer Länder finden Sie auf den jeweiligen Länderseiten sowie in der Übersicht Länderprofile weltweit.

Maßgeschneiderte Informationen

Damit Ihre Marktbearbeitung in Brasilien problemlos abläuft, hat unser Team vor Ort Informationen zu außenhandels- und investitionsrelevanten Fach- und Branchenthemen, die Sie jederzeit beim AußenwirtschaftsCenter São Paulo anfordern können. 

Allgemeines zu Wirtschaft, Land und Leute sowie persönliche Tipps finden Sie in unserem Länderreport Brasilien.

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Stand: 12.04.2024