Zwei Personen an Arbeitstisch sitzend in Unterhaltung miteinander, am Tisch verschiedene Arbeitsutensilien, Dokumente mit statistischen Grafiken und Kaffeebecher
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Wie Startups Scheitern vermeiden können

Die wichtigsten Tipps zusammengefasst

Lesedauer: 3 Minuten

09.10.2023

Die häufigsten Gründe des Scheiterns

Warum ist das so?

Gründer sind innovativ und fachlich kompetent. Unternehmertum erfordert darüber hinaus persönliche, strukturelle Stärken in der Unternehmensführung und Entwicklung, die nicht an den Unternehmensgegenstand gekoppelt sind. Dazu zählen u.a.:

  • Akquisition
  • Expansionskraft
  • Kritische Analyse bei der Beurteilung von Marktchancen und bei der Entscheidungsfindung
  • Durchsetzungskraft
  • Soziale Kompetenz Umgang mit Widersprüchen
  • Netzwerken
  • Organisieren

Die Wenigsten kennen ihre persönlichen strukturellen Stärken, daher können sie diese auch nicht gezielt nutzen. Sie agieren als Unternehmer dann oft so, als ob ein Rechtshänder versucht, die wichtigen Tätigkeiten mit der linken Hand zu erledigen. 

Die strukturelle Stärken

Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass eine Stärke daran erkennbar ist, dass man etwas gerne tut. Dass dem nicht so ist, zeigt der Breitensport täglich. Gerne Tennis oder Golf zu spielen führt noch nicht zum Ranking unter den Top Ten. 

Eine strukturelle Stärke erkennt man daran, dass einem etwas besonders leichtfällt. Strukturelle Stärken sind individuelle Stärken …

  • in der Herangehensweise an Aufgaben und Tätigkeiten
  • in der Kommunikation
  • bei der Entscheidungsfindung
  • im Umgang mit Veränderungen
  • in der Zusammenarbeit

Das Wesentliche an ihnen ist, dass sie nicht themen- und inhaltsgebunden sind. Mit einer strukturellen Stärke kann man gleichermaßen eine Sprache lernen, ein Instrument spielen und ein Date erfolgreich inszenieren. 

Um nachhaltig erfolgreich zu sein, benötigt ein Startup unterschiedliche und widersprüchliche strukturellen Stärken in hoher Qualität, die eine einzelne Person kaum allein einbringen kann. Bspw. die Power, auf der einen Seite ein visionäres Bild der gewünschten Zukunft zu verwirklichen, und auf der anderen Seite einen „Röntgenblick“ für Risiken sowie den Impuls, sehr konservativ zu agieren.

Scheitern an „Kein Marktbedarf“ vermeiden

Wird Marktforschung aus der Begeisterung für das eigene Angebot betrieben, werden häufig die falschen Fragen gestellt. Wenn in einer Zielgruppe erhoben wird, ob Kaufinteresse besteht, kommt oft Zustimmung, die dann als verbindliches Kaufsignal interpretiert wird. Diese Gefahr ist umso größer, je engagierter die Interviews geführt werden. 

Erfolgt Marktforschung auf Basis wissenschaftlicher Vorgehensweisen, sinkt diese Gefahr bereits. 

Die geringste Gefahr entsteht, wenn jemand mit der strukturellen Stärke „Kritische Genauigkeit“, den potenziellen Markt prüft und alle Gründe, warum jemand nicht kaufen könnte, mindestens ebenso in den Research einbezieht, wie mögliche Kaufgründe.  

Scheitern an „Geldmangel“ vermeiden

Der Businessplan versucht, die Zukunft vorherzusagen. Im Fokus steht dessen Plausibilität für Banken und Geldgeber. Auch gute Businesspläne scheitern, wenn die verfügbaren strukturellen Stärken nicht bereits beim Erstellen des Businessplans berücksichtigt werden und gegebenenfalls vorgesorgt wird, dass fehlende Stärken durch bspw. Outsourcing oder die Teamzusammensetzung verfügbar gemacht werden.

Fehlt bspw. die strukturelle Stärke „Organisation“, laufen Prozesse nicht so gut, wie angenommen wurde, Planung ist unzureichend realistisch und aus Fehlern wird kaum gelernt. Fehlen die Stärken „Akquisition“ und „Durchsetzungskraft“, werden Absatzziele nicht erreicht und es fehlen notwendige Deckungsbeiträge. Ebenso gefährlich ist es, wenn Optimismus dazu führt, Risiken zu wenig einzupreisen.

Scheitern an „Unpassendes Team“ vermeiden

Die Entscheidung, miteinander ein Startup zu gründen, ist überwiegend emotional begründet. Ausschlaggebend sind meist das gemeinsame Interesse, Freundschaft und das Überwiegen von Ähnlichkeiten. 

Personen, mit denen Konflikte zu erwarten sind, werden selten eingebunden. Doch gerade sie können die wertvolle Ergänzung der eigenen strukturellen Stärken sein. 
Ein Hochleistungsteam ist gekennzeichnet durch …

  • Vielfalt und Unterschiedlichkeit
  • Anerkennen dieser Vielfalt und Unterschiedlichkeit als Qualität
  • eine Teamleistung, die höher ist, als die Summe der Einzelleistungen (1 + 1 =3).

Im Recruiting wird neben der fachlichen Qualifikation auch darauf geachtet, dass jemand ins Unternehmen „passt“. Wenn darunter verstanden wird, dass die Person sich „harmonisch“ ins Team fügt, wird damit möglicherweise die Chance vertan, eine zusätzlich strukturelle Stärke zu gewinnen, die im Team noch nicht repräsentiert ist.

Dieser Fehler wird vermieden, wenn die im Team vorhandenen strukturellen Stärken bekannt sind, und auch die BewerberInnen ihre strukturellen Stärken benennen sowie durch Beispiele belegen können.

Peter Kornfeind ist Gastautor bei StartupNOW und berät seit über 25 Jahren Menschen dabei, ihre persönlichen Stärken und die des Unternehmens auszuschöpfen.

Mehr unter www.gut-aufgestellt.com.

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