Drei junge Leute stehen um ein Tablet herum und unterhalten sich
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Pensions- und Vorsorgekassen, Fachvertretung

Vorsorgereport 2/2023

Lesedauer: 8 Minuten

30.10.2023

News

Sehr geehrte Damen und Herren, 

nach den multiplen Krisen des Jahres 2022 ist auch das Jahr 2023 bislang durchaus herausfordernd. Trotz hoher Volatilität auf den Finanzmärkten konnten die heimischen Pensionskassen allerdings im ersten Quartal 2023 bereits ein gutes Ergebnis erzielen – das lässt uns für dieses Jahr optimistisch sein.

Wir bieten Ihnen Details zu Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten in einem fundierten Kommentar in diesem Vorsorgereport.

Außerdem können wir Ihnen vom derzeit wohl bekanntesten ORF Korrespondenten, Mag. Christian Wehrschütz, einen spannenden Beitrag bieten. Mag. Wehrschütz war Gastredner bei unserem Neujahrsempfang und hat für den Vorsorgereport eine Analyse zur Situation in der Ukraine geschrieben.

Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre!


Mit freundlichen Grüßen

Mag. Andreas Zakostelsky                               
Obmann

Dr. Stefan Pichler, LL.M. CPM

Geschäftsführer


Pensionskassen: Erstes Quartal 2023 bringt klares Plus

Auch das Jahr 2023 war im ersten Quartal von hoher Volatilität auf den Finanzmärkten geprägt. Die heimischen Pensionskassen konnten aber, trotz der Schwankungen an den Finanzmärkten, ein klar positives Ergebnis erzielen: Das durchschnittliche Anlageergebnis lag im ersten Quartal 2023 bei 1,71 Prozent.

"Die heimischen Pensionskassen haben einen guten Start ins Jahr 2023 geschafft. Die Bedingungen sind zwar nach wie vor höchst herausfordernd, aber wir sind nach diesem ersten Quartal optimistisch", so der Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen Andreas Zakostelsky.

Langfristergebnis bei knapp 5 Prozent

Die Pensionskassen veranlagten per Ende März 2023 insgesamt 24,79 Milliarden Euro für mehr als 1 Millionen Anwartschafts- und Leistungsberechtigte. "Besonders wichtig ist bei der betrieblichen Altersvorsorge die Langzeitperspektive. Hier können wir auf eine solide Performance von 4,9 Prozent pro Jahr verweisen. Die Pensionskassen liefern langfristig eine gute Rendite", erklärt Andreas Zakostelsky.

Generalpensionskassenvertrag: Erleichterter Zugang zur Betriebspension ab 2024

Bislang beziehen allerdings nur rund 25 Prozent der in Österreich Beschäftigten eine betriebliche Zusatzpension. Der im aktuellen Regierungsprogramm enthaltene Generalpensionskassenvertrag würde bei Pensionsantritt die Möglichkeit eröffnen, die Abfertigung in eine lebenslange Rente umzuwandeln. Damit sollen auch jene ArbeitnehmerInnen, die während ihrer Aktivphase keinen Pensionskassenvertrag hatten (rd. 75 % aller Erwerbstätigen), zum Zeitpunkt ihres Pensionsantrittes entscheiden können, ob sie das angesparte Kapital aus der Vorsorgekasse in eine Pensionskasse übertragen und damit eine lebenslange Rente generieren wollen. "Die Voraussetzungen für eine solche Regelung sind vorhanden. Eine Umsetzung wäre also mit Anfang 2024 möglich", so Zakostelsky.


Wirtschaftliche Analyse

Kommentar von Bernhard Lafer, MA, APK Pensionskassen

Ein kurzer Rückblick zeigt, dass die Pensions- und Vorsorgekassen das Jahr 2022 mit dem schlechtesten Veranlagungsergebnis seit der Finanzmarktkrise 2008 beendet haben. Besonders schmerzhaft war, dass Aktien und Anleihen in einem ähnlichen Ausmaß Kursverluste hinnehmen mussten. Das herausfordernde Kapitalmarktumfeld aus dem letzten Jahr bleibt für heuer bestehen.

Die Notenbanken sind aufgrund der nach wie vor sehr hohen Inflationsraten gezwungen, die im letzten Jahr begonnene Straffung der Geldpolitik fortzusetzen. Die EZB hat dies auf ihren beiden Sitzungen im Februar und März mit Leitzinserhöhungen von jeweils 50 Basispunkten getan. Die Fed hat ihrerseits Anfang Februar beschlossen, auf Leitzinssatzerhöhungen von 0,25 % zurückzukehren, um diese Entscheidung einige Wochen später durch ihren Vorsitzenden Jerome Powell im Finanzausschuss des US-Senats in Frage zu stellen. Dieser Zickzack-Kurs zeigt, wie schwierig es sogar für Notenbank-Vorsitzende ist, die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung und Inflation einzuschätzen. 

Mitte März hat sich die Situation an den Kapitalmärkten mit der Insolvenz der Silicon Valley Bank in den USA wiederum gänzlich geändert. Die Bank war mit heftigen Abflüssen von Kundengeldern konfrontiert – einem klassischen "bank run". Seit der Finanzkrise 2008 und der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers war dies die größte Bankeninsolvenz in den USA. Die amerikanischen Behörden und die Fed handelten unverzüglich, um die Finanzstabilität zu gewährleisten. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen und potenzielle Ansteckungsrisiken zu minimieren, erfolgte in Europa die Übernahme der in Schieflage geratenen Credit Suisse durch die UBS. 

Die Reaktion und Unsicherheit an den Finanzmärkten lässt sich beispielhaft sehr gut anhand der Renditeentwicklung von 2-jährigen US Staatsanleihen veranschaulichen. Die Volatilität an den Anleihenmärkten, gemessen durch den MOVE Index, hat ein Ausmaß erreicht, das seit der globalen Finanzkrise 2008 nicht mehr beobachtet werden konnte.

Grafik ICE BofA MOVE Index
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Grafik zur Entwicklung der Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen
© FVPV

Die Sorge um die Finanzstabilität und die als plötzlich viel zu restriktiv geltende Geldpolitik, bestärkten jene Finanzmarktteilnehmer, die von einer herannahenden Rezession ausgehen. Allerdings können auch positive Daten erwähnt werden, die gegen einen unmittelbaren Wirtschaftsabschwung sprechen. Dazu zählen zum Beispiel die Arbeitsmarktdaten. Sowohl in den USA als auch in Europa liegen die Arbeitslosenquoten auf historisch niedrigen Niveaus. Es gibt in den USA nach wie vor sehr viele offene Stellen, die nicht besetzt werden können.

Verlaufsdiagramm der Arbeitslosenquote der USA und der Eurozone im Vergleich
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Aus den Emerging Markets ist durch die Abkehr Chinas von ihrer "Null-Covid-Politik" und einem einsetzenden "wiedereröffnen" der Wirtschaft mit positiven Effekten auf das globale Wirtschaftswachstum zu rechnen. Als Fazit lässt sich festhalten, dass unmittelbar definitiv große Unsicherheit und Risiken am Finanzmarkt vorherrschen. Allerdings bieten sich für Investoren mit einem mittel- und langfristigen Anlagehorizont dadurch oft sehr attraktive Investitionsmöglichkeiten.


Neujahrsempfang des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen

Traditioneller Neujahrsempfang am Donnerstag, 19. Jänner 2023

Einen guten Einstieg in das neue Jahr bei interessanten Gesprächen bot der diesjährige Neujahrsempfang des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen. Nach einer Impulsrede durch den Obmann des Fachverbandes, GD Mag. Andreas Zakostelsky, mit dem Aufhänger "Stabilität in unsicheren Zeiten" gab es einen Fachvortrag von Mag. Christian Wehrschütz. Der ORF-Korrespondent und Leiter der ORF-Büros in Kiew und Belgrad gab dem anwesenden Publikum aus Wirtschaft und Politik eine kompakte Analyse zum Ukrainekrieg.

Mag. Christian Wehrschütz, ORF-Korrespondent zwischen Mag. Andreas Zakostelsky, dem Obmann des FV der Pensions- und Vorsorgekassen und Dr. Stefan Pichler, dem Geschäftsführer, FV der Pensions- und Vorsorgekassen
© FVPV/Anna Rauchenberger Mag. Christian Wehrschütz, ORF-Korrespondent zwischen Mag. Andreas Zakostelsky, dem Obmann des FV der Pensions- und Vorsorgekassen und Dr. Stefan Pichler, dem Geschäftsführer, FV der Pensions- und Vorsorgekassen

"Die Milliarde als kleinste Größe in der Ukraine"

Eine kurze schriftliche Analyse der politischen Situation von Mag. Christian Wehrschütz, Ukraine und Balkankorrespondent des ORF, für den Vorsorgereport.

Für alle, denen die Analyse von Mag. Christian Wehrschütz beim Neujahrsempfang entgangen ist, bieten wir hier einen von Mag. Wehrschütz für den Vorsorgereport zusammengestellten Bericht. 

Mag. Christian Wehrschütz, Ukraine und Balkankorrespondent des ORF, berichtet seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 fast täglich aus dem Kriegsgebiet. Hier gibt er einen Einblick in die derzeit schwierige ökonomische Lage der Ukraine und einen Ausblick über das mögliche Überleben der ukrainischen Wirtschaft.

Der am 24. Februar 2022 von Russland begonnene Krieg hat in der Ukraine nicht nur Tod und Leid, sondern auch enorme Zerstörungen hervorgerufen und zu massiven wirtschaftlichen Verwerfungen geführt. Natürlich ist jede Bilanz der Schäden und Folgen des Krieges nur vorläufig und mit Vorsicht zu genießen, weil ein Ende der Kämpfe derzeit noch nicht absehbar ist; trotzdem sind die Schätzungen durch Experten erschütternd.

Zerstört wurden demnach mehr als 150.000 Gebäude, macht 53,6 Milliarden USD; mehr als 25.000 Kilometer an Straßen sind zerstört oder beschädigt (36,2 Mrd. USD); Schäden an Bildungseinrichtungen, kritischer Infrastruktur sowie Landwirtschaft werden auf jeweils mehr als 8 Milliarden USD geschätzt. Hinzu kommen noch massive Ausfälle bei der Industrie und bei Unternehmen, die mit mehr als 11 Mrd. zu Buche schlagen.

Massiv leiden viele Industriezweige auch unter den großen Einschränkungen der Transportkapazitäten. Das beste Beispiel dafür ist die dominante Gruppe "Metinvest", deren Generaldirektor, Dmitrij Nikolaenko, Ende März in Kiew betonte, dass eine Wiederherstellung des Bergbau- und Metallsektors erst nach einer völligen Deblockade aller Seehäfen wieder möglich sei. Vor dem Krieg war dieser Sektor für 33 Prozent aller ukrainischen Exporte und für 10 Prozent des BIP verantwortlich. Jetzt arbeiten nach Angaben von Nikolaenko zwei führende Kombinate der Gruppe nur mit einer Auslastung von einem Drittel bis einem Viertel ihrer Kapazitäten. Eine Substituierung der Seewege durch die Eisenbahn sei auch aus finanziellen Gründen nicht möglich, weil die Tarife für Erze, Kohle und Koks um 140 Prozent, für Metalle um 70 Prozent gestiegen seien, erläuterte der Direktor.

Denn trotz aller wirtschaftlichen Anstrengungen und aller Fähigkeiten, im Krisenmodus zu arbeiten, bildet das Getreideabkommen die eigentliche Lebenslinie der Ukraine; die zentrale Rolle spielt dabei der Hafen von Odessa; pro Monat werden mehr als sechs Millionen Tonnen ausgeführt; dabei versucht die Ukraine natürlich auch andere Wasserstraßen zu nutzen, wie Mykola Solskyi Landwirtschaftsminister der Ukraine, jüngst in Odessa erläuterte:

"Über Rumänien führen wir ziemlich viel Getreide aus; im Durchschnitt exportieren wir pro Monat mehr als sechs Millionen Tonnen; davon entfällt etwa eine Million auf Rumänien. Hinzu kommt, dass wir über die Donau mehr als eine Million Tonnen ausführen; davon wird ein Teil ebenfalls über den rumänischen Hafen Constanza exportiert."

Insgesamt bleibt aber festzustellen, dass es drei entscheidende Faktoren für das (wirtschaftliche) Überleben der Ukraine gibt. Dazu zählt erstens die internationale Finanzhilfe durch Weltbank, Währungsfonds sowie die EU und ihre Mitglieder. So überwies Ende März die EU-Kommission die zweite 1,5 Milliarden Euro Tranche von insgesamt 18 Milliarden an Finanzhilfe für 2023, damit die Ukraine ihren unmittelbaren Finanzbedarf decken kann.

Zweitens sind die "Sachspenden" zu erwähnen; dazu zählen Stromgeneratoren und andere technische Geräte, um die russischen Angriffe auf die kritische Infrastruktur einigermaßen kompensieren zu können.

Und drittens ist die Fähigkeit der ukrainischen Arbeiter, Fachleute und der Bevölkerung zu nennen, unter diesen schwierigen Bedingungen zu arbeiten. Zu Hilfe kommt dabei der hohe Grad an Digitalisierung, der viele Abläufe leichter macht – solange die Ukraine Strom und Star Link hat, das vom Schlachtfeld bis zur Großbank und dem ORF genutzt wird, um unter fast allen Bedingungen weiter arbeiten zu können.

Sein neues Buch:

Mein Journalistenleben-zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria, das die Geschichte hinter der Geschichte erzählt, ist bereits im Handel erhältlich.


Über den Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen

Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen ist die gesetzliche Vertretung aller Pensionskassen und Betrieblichen Vorsorgekassen. Er ist Teil der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich.

Bei Pensionskassen zahlen Arbeitgeber aufgrund eines freiwillig abgeschlossenen Pensionskassenvertrages monatlich Beiträge für ihre Arbeitnehmer ein, diese können zusätzlich ebenfalls in die Pensionskasse einzahlen. Die Beiträge werden veranlagt und ab Pensionsantritt als lebenslange Zusatzpension ausbezahlt.

Die Betrieblichen Vorsorgekassen sind das einzige flächendeckende System kapitalgedeckter Vorsorge, da 1,53 % der Bruttolohnsumme monatlich vom Arbeitgeber einbezahlt werden (Abfertigung neu) und somit eine wichtige Säule als Ergänzung zur staatlichen Pension bilden.

Derzeit sind fünf überbetriebliche und drei betriebliche Pensionskassen sowie acht Betriebliche Vorsorgekassen Mitglied im Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen.

Insgesamt vertritt der Verband über 4 Millionen Anwartschafts- und Leistungsberechtigte und veranlagen die Pensions- und Vorsorgekassen über 41 Milliarden Euro – sie sind die größten privaten Pensionszahler in Österreich.

Rückfragehinweis

Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
Telefon +43 (0)5 90 900 4095
E-Mail: vorsorgeverband@wko.at
Web: www.vorsorgeverband.at 


Rechtlicher Hinweis
Alle Angaben wurden sorgfältig erhoben und recherchiert, trotzdem sind Fehler nicht ausgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit sowie für das Eintreten von Prognosen wird keine Gewähr übernommen und jede Haftung ist ausgeschlossen. Der Inhalt dieser Unterlage zielt nicht auf die Bedürfnisse einzelner Pensionskassen oder Pensionskassen-Berechtigter ab, sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand, der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Die Informationen sind sowohl für die persönliche Verwendung bestimmt, als auch zur redaktionellen Verwendung freigegeben. Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgendem Link verfügbar: https://www.wko.at/branchen/bank-versicherung/pensionskassen/Offenlegung.html