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Peter Storfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten
© WKK, Sabine Biedermann

Gewerbe & Handwerk in Kärnten: Zwischen Hoffnung und massiven Herausforderungen

Die aktuelle Konjunkturerhebung für das zweite Quartal 2025 zeigt: Die Lage ist ernst – in nahezu allen Branchen stehen die rund 16.400 Betriebe des Kärntner Gewerbes und des Handwerks unter großem Druck. Real sinkende Umsätze, stagnierende Auftragslagen und große Herausforderungen bei Fachkräften, Kosten und Investitionsbereitschaft zeichnen ein Bild der Unsicherheit. Auch für die nächsten Monate werden die Aussichten als pessimistisch eingestuft.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 08.07.2025

Die aktuelle Konjunkturerhebung für das zweite Quartal 2025 zeigt, dass das Kärntner Gewerbe und Handwerk trotz einzelner Lichtblicke weiterhin mit erheblichen strukturellen Herausforderungen kämpft. Kostendruck, Investitionszurückhaltung und schwierige Marktbedingungen prägen das Bild. Dennoch zeigt sich insbesondere im Stimmungsbarometer eine leichte Besserung gegenüber dem Vorquartal. „Der wirtschaftliche Druck ist in vielen Branchen ungebrochen – und dennoch zeigt der Bericht, dass unsere Betriebe nicht aufgeben, sondern mit ganzer Kraft weiterkämpfen“, so Peter Storfer, Spartenobmann des Gewerbes und Handwerks in der WK Kärnten.  

Geschäftslage hellt sich leicht auf

Im zweiten Quartal 2025 bewerteten 24 % der Betriebe ihre Geschäftslage als gut, 48 % als saisonüblich und 28 % als schlecht. Daraus ergibt sich ein Saldo von –4 Prozentpunkten, was eine leichte Verbesserung gegenüber dem österreichweiten Wert von –6 bedeutet. Dennoch liegt Kärnten weiterhin hinter den wirtschaftlich stärkeren Bundesländern Salzburg und Tirol. „Die leichte Aufhellung der Stimmung ist ein gutes Zeichen, aber kein Grund zur Entwarnung. Es braucht jetzt dringend strukturverbessernde Maßnahmen, um diesen zarten Aufwärtstrend zu verstärken“, fordert Storfer.  

Stabile Auslastung im Investitionsgüterbereich – konsumnahe Branchen unter Druck

Die investitionsgüternahen Branchen melden eine stabile Auslastung: Im Schnitt beträgt sie 12,8 Wochen, was in etwa dem Vorjahresniveau entspricht und den Stand von 2019 übertrifft. 77 % der Aufträge stammen von privaten oder gewerblichen Kunden, 12 % von öffentlichen Bauprojekten und 11 % von Direktvergaben der öffentlichen Hand. „Die Zahlen zeigen: Die Budgets von Bund, Ländern und Gemeinden sind erschöpft“, kommentiert Storfer. Der Anteil sofort verfügbarer Kapazitäten liegt bei 50 % – ein Hinweis auf freie Ressourcen, aber auch auf eine schwächere Nachfrage.

Demgegenüber stehen die konsumnahen Bereiche unter starkem Druck: Nur 12 % verzeichneten ein Umsatzplus, während 27 % Rückgänge meldeten. Der Saldo liegt bei –15 Prozentpunkten und ist damit schlechter als der österreichweite Wert von –9. Besonders betroffen: Kreativ-/Designgewerbe sowie Gesundheit/Wellness. Die Kaufzurückhaltung ist hier besonders deutlich spürbar. 

Aussichten trüben sich weiter ein

Die Erwartungen für das dritte Quartal verschlechtern sich weiter: Nur 11 % der Betriebe rechnen mit einer Besserung, 32 % hingegen mit Rückgängen. Daraus ergibt sich ein deutlich negativer Saldo von –21 Prozentpunkten. Dies ist eine Verschlechterung gegenüber dem Vorquartal (–14 Punkte) und liegt unter dem österreichweiten Durchschnitt von –11 Punkten. Besonders investitionsgüternahe Branchen blicken mit einem Saldo von –26 Punkten sehr skeptisch in die Zukunft. 

Trotz Krise: Jeder fünfte Betrieb plant Neueinstellungen

20 % der Betriebe planen im dritten Quartal zusätzliches Personal aufzubauen – im Schnitt 3,7 neue Beschäftigte pro Betrieb. Damit bleibt die Personalnachfrage stabil und liegt über dem österreichweiten Durchschnitt. Storfer: „Das zeigt: Der Kärntner Mittelstand denkt nach vorne und investiert - allerdings müssen die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen.“  

Leichte Erholung gegenüber dem Jahresbeginn

Im Vergleich zum Jahresauftakt zeigt sich im zweiten Quartal 2025 ein leicht positiverer Trend. Während im ersten Quartal 2025 die Auftragseingänge/Umsätze nominell um –1,6 % und inflationsbereinigt um –3,9 % zurückgingen, bewerteten 15 % der Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“. Im zweiten Quartal hat sich das Stimmungsbild aufgehellt: 24 % bewerten ihre Lage als gut, nur noch 28 % als schlecht – der Negativsaldo schrumpfte von –18 auf –4 Prozentpunkte. „Zwischen Jänner und Juni hat sich gezeigt: Die Talsohle scheint durchschritten – doch von einem Aufschwung kann noch keine Rede sein. Es braucht jetzt wirtschaftspolitische Impulse, um diesen zarten Hoffnungsschimmer zu einem echten Trend zu machen“, betont Peter Storfer. 

NoVA-Befreiung: Gewerbe und Handwerk profitieren

Mit 1. Juli 2025 ist eine wichtige steuerliche Entlastung für das Gewerbe in Kraft getreten: Klein-Lkw sind von der Normverbrauchsabgabe (NoVA) befreit. Damit setzt die Bundesregierung eine langjährige Forderung der Wirtschaft um und entlastet insbesondere Handwerksbetriebe, für die solche Fahrzeuge ein unverzichtbares Betriebsmittel sind. „Die NoVA-Befreiung ist ein wichtiger Erfolg für unsere Betriebe. Sie ist ein konkretes Beispiel dafür, wie politische Maßnahmen im Alltag der Unternehmen ankommen“, freut sich Spartenobmann Storfer, der weitere NoVA-Erleichterungen – zum Beispiel für allradgetriebene Pickups – einmahnt.  

Wo der Schuh drückt: Forderungen an die Politik

Die Herausforderungen sind nach wie vor vielschichtig: sinkende Umsätze, stagnierende Aufträge, Investitionszurückhaltung und ein zunehmender Fachkräftemangel. „Es braucht weniger Bürokratie, spürbare Steuererleichterungen, Investitionsanreize und eine echte Fachkräfteoffensive. Unsere Betriebe wollen gestalten – aber dafür brauchen sie die richtigen Rahmenbedingungen“, fordert Storfer. Besonders problematisch ist der demografische Wandel. Künftig werden weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten als ältere ausscheiden – eine Entwicklung, die das Handwerk besonders hart treffen wird. 

Strompreisbremse & Reparaturbonus: Weitere Schritte notwendig

Positiv bewertet Storfer, dass die Bundesregierung das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) in Begutachtung geschickt hat. Die „Strompreis-runter-Garantie“, die Energieversorger dazu verpflichtet, sinkende Großhandelspreise an Endkunden weiterzugeben, könnte stromintensiven Betrieben dabei helfen, ihre Betriebskosten zu senken.

Zudem wird die Wiedereinführung des Reparaturbonus nachdrücklich gefordert – ein wichtiges Instrument zur Konjunkturbelebung für zahlreiche Branchen. „Kärntens Gewerbe und Handwerk zeigen trotz widriger Rahmenbedingungen Standhaftigkeit und Investitionswillen. Die leichte Verbesserung der Stimmung im zweiten Quartal darf jedoch nicht über die strukturellen Herausforderungen hinwegtäuschen. Jetzt ist die Politik gefragt, mit gezielten Maßnahmen den Weg für einen nachhaltigen Aufschwung zu ebnen. Die Betriebe sind bereit – sie brauchen nur die Möglichkeit, ihr Potenzial voll zu entfalten“, so Storfer abschließend.

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