Kärntner Wirtschaft: Hoffnungsschimmer trotz trüber Gesamtstimmung
Das aktuelle WK-Wirtschaftsbarometer zeigt einige positive Signale - beispielsweise bei Investitionen, Exporten und Auftragslage. Das Wirtschaftsklima bleibt in unserem Bundesland aber angespannt. Die Wirtschaftskammer Kärnten fordert daher, endlich den „ImpulsMotor“ für den Standort zu starten, um Kärnten in den Aufschwung zu führen.
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Kärntens Unternehmen sehen sich nach wie vor mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, blicken aber mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. Bei der 22. Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK) mit Spitzenvertretern von Wirtschaftskammer und Landesregierung wurden heute die Ergebnisse des aktuellen Wirtschaftsbarometers präsentiert. Die zentrale Botschaft lautet: Die Talsohle scheint erreicht – von einem Aufschwung kann jedoch noch keine Rede sein. Die Wirtschaftskammer Kärnten pocht auf rasche politische Entlastungsmaßnahmen.
Mandl: Kärnten in den Aufschwung führen
„Die heimische Wirtschaft, vor allem die Industrie, erlebt das dritte Krisen- und Rezessionsjahr. Aktuelle Daten geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus, aber noch keinen Grund zum Aufatmen“, so WK-Präsident Jürgen Mandl. „Deshalb brauchen die Unternehmen jetzt Wachstumsimpulse. Wie das geht, ist keine Raketenwissenschaft.“ Mandl fordert deshalb die Wiederaufnahme einer gezielten Investitionszuwachsprämie auf Landesebene: „Mit dem damaligen Sonderzuschuss von 2,5 Mio. Euro konnten wir zwischen 2016 und 2018 Investitionen in der Höhe von 40 Mio. Euro auslösen. Das war ein funktionierendes Instrument – und genau das braucht Kärnten jetzt, um wieder Fahrt aufzunehmen.“
„ImpulsMotor“ für den Standort Kärnten
Die Wirtschaftskammer schlägt vor, einen „ImpulsMotor für Kärnten“ zu starten – ein mehrstufiges Maßnahmenpaket mit Fokus auf:
- Öffentliche Investitionen, etwa in Sanierung maroder Infrastrukturen und in ein Sonderwohnbauprogramm – insbesondere für junge Menschen und Studierende.
- Anreize für privatwirtschaftliche Investitionen – durch zeitlich befristete Freibeträge oder verlorene Zuschüsse.
- Eine konsequente Umsetzung des Deregulierungspakets zur Entlastung der Unternehmen und zur Beschleunigung von Verfahren
Arbeitsmarkt unter Druck Wenig erfreulich ist die Aussicht im Beschäftigungsbereich: 49 % der Unternehmen sehen sich gezwungen, Mitarbeiter abzubauen. Als Hauptgründe werden die konjunkturelle Abkühlung (92 %) und hohe Arbeitskosten (70 %) genannt. Gleichzeitig erwarten 44 % der Unternehmen steigende Preise. Wesentliche Treiber sind Löhne und Gehälter (86 %) sowie Energie- und Rohstoffpreise (68 % bzw. 59 %).
Mandl: „Jetzt muss geliefert werden“
Für Mandl ist die Botschaft der Umfrage klar: „Unsere Unternehmer:innen erwarten keine Wunder – aber sie brauchen jetzt konkrete Entlastungen und Strukturreformen. Wer Investitionen, Beschäftigung und Zukunft sichern will, muss bei Arbeitskosten, Energiepreisen und überbordender Bürokratie handeln.“ Mandl verweist auf den wachsenden Druck in der betrieblichen Praxis: „Neun von zehn Unternehmen fordern niedrigere Lohnnebenkosten, rund zwei Drittel kritisieren die behindernde Bürokratie. Diese Signale sind eindeutig.“ Zudem wünschen sich 79 % steuerliche Leistungsanreize und 66 % fordern wettbewerbsfähigere Energiepreise.
Landeshauptmann Peter Kaiser lobte im Anschluss an die Konferenz den gemeinsamen Schulterschluss, mit dem man den „immensen Herausforderungen“ begegnen wolle. Als zentrale Aufgabe von Politik, aber auch Sozialpartnern nannte Kaiser „die Wiederherstellung und Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft“.
Leicht positiver Ausblick bei Exporten und Investitionen
Erfreulicher zeigt sich die Stimmung im Export: Rund 23 % der Unternehmen erwarten steigende Auslandsumsätze – ein deutlicher Sprung gegenüber den 2 % im Winter 2024. Während aktuell ein Drittel der Unternehmen keine Erweiterung auf neue Exportmärkte plant, rücken Süd- und Südostasien (35 %) sowie Nordamerika (28 %) stärker ins strategische Interesse. Auch bei den geplanten Investitionen sinkt der Negativtrend: Der Saldo verbessert sich von –61 % auf –35 %. Neuinvestitionen fokussieren vor allem auf Digitalisierung, Innovation und die Reduktion von Abhängigkeiten. Dennoch bleibt die Investitionsbereitschaft unter Druck: Ein Drittel der Betriebe plant aktuell gar keine neuen Vorhaben. Ursachen sind unter anderem hohe Arbeitskosten, Energiemehrbelastungen und die wirtschaftliche Unsicherheit. Laut Umfrage hemmt diese fast 70 % der Unternehmer:innen bei Personal- und Investitionsentscheidungen.
Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig zeigte volles Verständnis für die Anliegen der Unternehmerinnen und Unternehmer. Besonders die Attraktivierung der Infrastruktur im Tourismus, aber auch die „Jahrhundertchance Koralmbahn“ ist ihm ein Anliegen: „Einem Betrieb, der sich an der neuen Koralmbahnstrecke ansiedeln will, sollten wir nicht erklären müssen, dass es dort keinen Glasfaseranschluss gibt - das ist für einen halbwegs modernen Wirtschaftsstandort untragbar.“ Die wirtschaftliche Lage, in der wir uns befinden sei aber keine einfache. „Der Anstieg der Exportumsätze und erste, wenn auch noch verhaltene, Investitionen bestätigen einen positiven Trend. Zugleich ist klar: Jetzt braucht es die richtigen Rahmenbedingungen, um diesen leichten Aufwärtstrend nachhaltig zu stärken und weiter voranzutreiben“, so Schuschnig
Forderung nach Sofortmaßnahmen für attraktiven Standort
Im Rahmen der 22. KIKK haben die Sparten der Wirtschaftskammer Kärnten konkrete Forderungen an die Landes- und Bundespolitik formuliert. Die Themen reichen von erleichtertem Zugang zu Finanzierungen über fairen Wettbewerb im Onlinehandel bis hin zur raschen Umsetzung des Logistikcenters Villach-Fürnitz, dessen Realisierung sich durch das ÖBB-Sparprogramm um zwei Jahre verzögert. „Es geht nicht um punktuelle Änderungen, sondern um die Standortbasis“, sagte Mandl. Die Ergebnisse des WK-Wirtschaftsbarometers seien nicht nur wirtschaftliche Daten, sondern auch Ausdruck einer zunehmenden Ungeduld. „Wir brauchen keine Beruhigungsformeln, sondern mutige Entscheidungen. Kärnten darf sich kein Zögern mehr leisten.“