Lebenswerke suchen Nachfolger
In Kärnten wechseln in den nächsten Jahren hunderte Betriebe ihre Eigentümer:innen. Wie dieser Generationenwechsel gelingen kann, stand im Mittelpunkt einer Roadshow der WK Kärnten. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür lieferte Lisa-Marie Müller vom Himmelberger Zeughammerwerk Leonhard Müller & Söhne GmbH.
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Mit der Roadshow „Mein Lebenswerk in guten Händen“ rückte die Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Kärnten eines der wichtigsten Zukunftsthemen der heimischen Wirtschaft in den Mittelpunkt: die rechtzeitige und erfolgreiche Betriebsnachfolge. An drei Terminen in Spittal, Wolfsberg und Klagenfurt informierten Expert:innen aus Recht, Notariat und Steuerberatung über die zentralen Aspekte rund um den Generationenwechsel in Unternehmen. Das Interesse war sehr groß, mehr als 200 Besucher:innen nutzten die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren. WK-Präsident Jürgen Mandl: „In Kärnten stehen in den kommenden Jahren hunderte Betriebsübergaben an und die Zahl wird weiter steigen, da viele Unternehmer:innen der Babyboomer-Generation in den Ruhestand treten. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig mit dem Thema Nachfolge zu befassen.“ Peter Storfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WK Kärnten und selbst erfolgreicher Nachfolger im elterlichen Betrieb, kennt diese Herausforderungen aus eigener Erfahrung: „Eine Betriebsübergabe ist weit mehr als ein wirtschaftlicher Schritt – sie ist ein Generationenprojekt. Es braucht Vertrauen, Weitblick und gegenseitigen Respekt, um das Lebenswerk der Eltern erfolgreich in die Zukunft zu führen. Wer frühzeitig plant, kann den Übergang aktiv gestalten und Chancen für beide Seiten schaffen.“
Expert:innen rechtzeitig kontaktieren
Wie wichtig eine fachkundige Begleitung bei diesem komplexen Prozess ist, zeigten die Expert:innen der Roadshow. Sie beleuchteten die unterschiedlichen rechtlichen und steuerlichen Aspekte, die dabei eine entscheidende Rolle spielen. Werner Stein, Präsident der Kärntner Notariatskammer, betont: „Eine gelungene Betriebsnachfolge beginnt mit der perfekten notariellen Beratung. Wir begleiten zirka 50 bis 100 Betriebe bei Übergabe, Verkauf oder erbrechtlichen Nachfolgeregelungen.“ Bernhard Fink, Präsident der Rechtsanwaltskammer Kärnten, ergänzt: „Die drei wichtigsten Dinge bei einer Betriebsübernahme sind ein gut gestalteter Übergabevertrag, die Entscheidung für die künftige Rechtsform des Unternehmens und die Beachtung arbeitsrechtlicher Auswirkungen. Der größte Fehler ist, wenn im Übergabevertrag entscheidende Regelungen, beispielsweise welche Verbindlichkeiten übernommen werden, fehlen und eine Streitbeilegung nicht klar geregelt ist.“ Und Ingrid Gritschacher, Präsidentin der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen Kärnten, unterstreicht in diesem Zusammenhang die wirtschaftliche Dimension: „Es geht beim Generationenwechsel nicht nur um die Übergabe von Vermögen, sondern auch darum, dies auf eine Weise zu tun, die finanziell sinnvoll und steuerlich optimal ist. Eine frühzeitige und gründliche Beratung durch Steuerexpert:innen ist daher unerlässlich, um spätere Überraschungen und finanzielle Belastungen zu vermeiden.“
Gut zuhören und miteinander sprechen
Wie eine erfolgreiche Übernahme innerhalb der Familie funktioniert, darüber referierte Lisa-Marie Müller. Nach 13 Generationen hat sie als erste Frau das traditionsreiche Familienunternehmen „Himmelberger Zeughammerwerk Leonhard Müller & Söhne GmbH“ aus Frantschach-St. Gertraud übernommen und führt das Lebenswerk ihrer Eltern und ihrer Vorfahren nun mit frischem Elan und großem Respekt weiter. Welchen Tipp Sie künftigen Nachfolgegeneration geben kann? „Ich glaube, das Wichtigste ist, sich bewusst zu machen, dass man nicht einfach nur „weiterführt“, sondern auch selbst Teil einer Entwicklung ist. Das Lebenswerk der Eltern oder Vorfahren verdient Respekt, schließlich steckt darin unglaublich viel Herzblut, Mut und Durchhaltevermögen. Aber genauso wichtig ist es, den eigenen Weg darin zu finden.“ Ihr Tipp: Gut zuhören und miteinander sprechen. „Eine Nachfolge gelingt nur dann wirklich, wenn Tradition und Innovation in Balance bleiben. Man sollte stolz auf die Wurzeln sein, aber keine Angst davor haben, neue Äste wachsen zu lassen.“ Das Schwierigste in seinem solchen Prozess ist die emotionale Ebene. „Es geht nicht nur darum, eine Firma weiterzuführen, sondern ein Stück Familiengeschichte lebendig zu halten. Die größte Herausforderung für mich war, meinen eigenen Platz zu finden, zwischen dem, was über Generationen gewachsen ist, und meinen eigenen Vorstellungen davon, wie der Betrieb in Zukunft aussehen soll. Mein Vater und ich führen unserem Schmiedebetrieb heute gemeinsam, und auch wenn wir vieles ähnlich sehen, gibt es natürlich Momente, in denen Tradition und neue Ideen aufeinandertreffen. Was dabei hilft, ist gegenseitiger Respekt. Ich habe gelernt, dass Nachfolge nicht bedeutet, einfach alles zu übernehmen, sondern zuzuhören, zu verstehen und dann Schritt für Schritt Verantwortung zu übernehmen, ohne die Wurzeln aus dem Blick zu verlieren“, so Müller abschließend.