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Wirtschaftsmission Marokko 2025: Kärnten baut Brücken in den Zukunftsmarkt Nordafrika

Vier Tage, zwei Städte, unzählige Möglichkeiten - so lässt sich die Wirtschaftsmission nach Marokko unter der Leitung von WKK-Präsident Jürgen Mandl zusammenfassen. Die Reise führte 15 Kärntner Unternehmer:innen in die pulsierenden Wirtschaftsmetropolen Casablanca und Rabat, wo sie tiefe Einblicke in aktuelle Markttrends, Rahmenbedingungen und Investitionsprojekte erhielten.

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Aktualisiert am 05.05.2025

Das Königreich Marokko, bekannt für seine kulturelle Vielfalt, seine traditionsreiche Geschichte und seine strategische Lage, rückt zunehmend auch wirtschaftlich ins Zentrum der globalen Aufmerksamkeit. Dank stabiler politischer Verhältnisse, ambitionierter Reformprogramme und gezielter Standortentwicklung zählt das Land heute zu den aufstrebenden Wirtschaftsnationen Afrikas. Dieses enorme Potenzial nahm die Wirtschaftskammer Kärnten zum Anlass, gemeinsam mit dem Außenwirtschaftscenter Casablanca eine Wirtschaftsmission nach Marokko zu organisieren und mit einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation vor Ort neue Chancen auszuloten. 

Marokko: Brückenkopf zwischen zwei Kontinenten

„Marokko ist das Tor zu Afrika. Und Casablanca, modern und doch tief mit den Traditionen verbunden, ist seine wirtschaftliche Visitenkarte“, betont WK-Präsident Jürgen Mandl, der die Wirtschaftsmission leitete. Welche konkreten Vorteile Marokko österreichischen Unternehmen bietet, erläutert Albrecht Zimburg, Wirtschaftsdelegierter im Außenwirtschaftscenter Marokko: „Nur 15 Kilometer vom europäischen Festland entfernt, erweist sich Marokko als Brückenkopf zwischen zwei Kontinenten. Die geografische Nähe zu Europa, modernste Infrastruktur mit Hochgeschwindigkeitszügen, ein dichtes Autobahnnetz sowie ein stabiles, investorenfreundliches Geschäftsumfeld machen das Land besonders attraktiv. Hinzu kommen umfassende Freihandelsabkommen, ein hohes Maß an politischer Stabilität und gezielte staatliche Förderungen - ideale Voraussetzungen für Unternehmensansiedlungen und strategisches Nearshoring.“

Marokko präsentiert sich als faszinierender Wirtschaftsstandort, der mit beeindruckender Dynamik den Wandel von einer agrarisch geprägten Vergangenheit zu einer modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft vollzieht. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Ausbau der grünen Wasserstoffwirtschaft, der Solar- und Windenergie sowie Infrastrukturprojekten wie Hochgeschwindigkeitsstrecken, Seehäfen und LNG-Terminals. Der Staat zieht sich dabei zunehmend zurück und überlässt das Feld privaten Akteuren, unterstützt durch steuerliche Anreize, Bürokratieabbau und Public-Private-Partnerships. Marokko treibt die Energiewende mit strategischer Weitsicht und hohem Tempo voran. 

Marokko als Nearshoring-Standort

Bis 2030 will das Land 52 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen decken. Grundlage dafür sind massive Investitionen in Solar- und Windkraftanlagen, eine nationale Wasserstoffstrategie sowie internationale Partnerschaften. „Trotz globaler Herausforderungen bleiben die wirtschaftlichen Perspektiven Marokkos vielversprechend - auch für österreichische Unternehmen, deren Exporte 2023 um mehr als 11 % gestiegen sind. Der bilaterale Austausch profitiert nicht nur von wirtschaftlichen Interessen, sondern auch von langjährigen diplomatischen Beziehungen, die bis ins 18. Jahrhundert reichen. Schon heute gilt Marokko als Nearshoring-Standort für die europäische Industrie, bestehende Freihandelsabkommen mit der EU und den USA erleichtern den Zugang zu internationalen Märkten“, so Hemma Kircher-Schneider, Leiterin der Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Kärnten. Vor dem Hintergrund der Fußball-Weltmeisterschaft 2030, die Marokko gemeinsam mit Spanien und Portugal ausrichten wird, ergeben sich zusätzliche wirtschaftliche Impulse - insbesondere in den Bereichen Infrastruktur und Tourismus. „Marokko positioniert sich zunehmend als verlässlicher und wirtschaftlich zukunftsorientierter Partner im nordafrikanischen Raum“, erklärt Andreas Altmüller, Konsul der Republik Österreich in Casablanca.

Firmenbesuche: Kärnten ist Trumpf

Neben B2B-Gesprächen standen konkrete Kooperationsmöglichkeiten in den Bereichen grüne Energie, Digitalisierung, Industrie und Infrastruktur im Mittelpunkt der Reise. Die Teilnehmer:innen aus Kärnten erhielten vor Ort Einblicke in Investitionsmöglichkeiten und knüpften hochrangige Kontakte mit politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern. Beim Besuch der staatlichen Investitionsagentur AMDIE wurde deutlich, wie gezielt sich Marokko als Investitionsstandort positioniert: mit Freihandelsabkommen in über 50 Ländern, steuerlichen Anreizen und staatlich geförderter Standortentwicklung. Weitere Stationen führten zur Energieagentur MASEN, wo ambitionierte Großprojekte in den Bereichen Solarenergie, Windkraft und grüner Wasserstoff vorgestellt wurden, sowie zum Industrieparkentwickler MEDZ, der landesweit spezialisierte Industriezonen verwaltet. Ein juristisches Briefing mit Zakaria Korte, dem Vertrauensanwalt der österreichischen Botschaft in Marokko, gab eine erste Orientierung für einen erfolgreichen Markteintritt und Investitionsbedingungen. Beim Treffen mit der CGEM (Confédération Générale des Entreprises du Maroc), der Stimme von über 90.000 marokkanischen Unternehmen, trafen die Kärntner Unternehmer:innen auf Topvertreter:innen der marokkanischen Industrie.  Zwei Firmenbesuche rundeten das Programm ab: Das marokkanische Familienunternehmen PHARMA 5 zählt zu den führenden Pharmaherstellern am afrikanischen Kontinent. Mit der ersten vollautomatischen „Smart Factory" für die Arzneimittelproduktion setzt das Unternehmen neue Maßstäbe in Effizienz, Qualität und Digitalisierung.

AMIBLU: Green-Tech „Made in Kärnten“

Beim Green-Tech-Unternehmen AMIBLU Marokko stand die nachhaltige Wasserinfrastruktur im Mittelpunkt - ein Erfolgsmodell mit globaler Strahlkraft. AMIBLU produziert langlebige, umweltfreundliche und glasfaserverstärkte Rohrsysteme für die kommunale Wasserwirtschaft, den Hoch- und Tiefbau sowie für Industrieanlagen in ganz Nordafrika. Das Werk in Casablanca ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche Kärntner Internationalisierung: Im Jahr 2017 schlossen sich die beiden Marktführer für glasfaserverstärkte Kunststoffrohre – HOBAS Europe als Teil der Wietersdorfer Holding GmbH und AMIANTIT Europe – in einer Fusion zur neuen Unternehmensgruppe AMIBLU zusammen. Die Zentrale von AMIBLU ist in Klagenfurt.

Großes Potential für Kärntens Unternehmen

Den Abschluss bildete der Austrian Business Circle, bei dem die Gespräche in persönlicher Atmosphäre vertieft werden konnten. Für WK-Präsident Jürgen Mandl steht fest: „Die Tage hier in Marokko waren wirklich beeindruckend. Man konnte hautnah miterleben, mit welcher Geschwindigkeit das Wirtschaftswachstum voranschreitet und mit welcher Intensität am Aufbau des Landes gearbeitet wird. Besonders überrascht hat mich der Einsatz modernster Technologien - zum Beispiel im Bereich der Hochgeschwindigkeitszüge. Dinge, die man hier nicht unbedingt erwartet hätte. Gerade deshalb ist es aus meiner Sicht höchste Zeit, dass wir Kärntner Unternehmen motivieren, ihre Aktivitäten in Marokko auszubauen und gezielt nach Kooperationsmöglichkeiten zu suchen. Die wirtschaftliche Dynamik des Landes bietet großes Potenzial und eine Zusammenarbeit kann für beide Seiten von großem Nutzen sein.“

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