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Anton Berger
© Karl Schrotter
Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker, Bundesinnung

Die ersten Monate an der Spitze der Bundesinnung – Erfahrungen und Ausblicke

Interview mit Bundesinnungsmeister Anton Berger

Lesedauer: 4 Minuten

02.11.2025

Herr Berger, Sie haben im Juni Ihre neue Funktion als Bundesinnungsmeister übernommen. Wie läuft die Innungsarbeit?

Anton Berger: In der Bundesinnungsarbeit sind wir gerade in einer sehr positiven Phase. Es gab einige personelle Wechsel, und wir starten mit einem hoch motivierten Team neu durch. Nach der Pensionierung von DI Atzmüller hat seit 1. Oktober Dr. Paul Morolz die Geschäftsführung der Bundesinnung übernommen. Er arbeitet schon beinahe 15 Jahren in der Bundesinnung mit. Es macht derzeit wirklich Freude, gemeinsam Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen.

Was haben Sie sich vorgenommen? Was ist Ihr größtes Ziel?

Anton Berger: Mein persönliches Ziel ist es, die wechselseitige Kommunikation zwischen der Bundesinnung und den Landesinnungen zu stärken. Die Bundesinnung wird zur unterstützenden Servicestelle für die Landesinnungen.

Ein gegenseitiger Austausch verbessert die Qualität der Arbeit enorm, da wir regionale Unterschiede besser berücksichtigen können. Wien ist eben nicht der Bregenzer Wald – die Aufgabenstellungen sind unterschiedlich.

Im November findet in Vorarlberg ein Strategieworkshop statt, bei dem alle Landesinnungen gemeinsam Ziele und Vorhaben bis 2030 erarbeiten werden.

Mein persönliches Ziel ist es, die wechselseitige Kommunikation zwischen der Bundesinnung und den Landesinnungen zu stärken [...] Ein gegenseitiger Austausch verbessert die Qualität der Arbeit enorm, da wir regionale Unterschiede besser berücksichtigen können.

Da wir schon vom Jahr 2030 sprechen – was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen für die Branche bis dahin?

Anton Berger: Unsere zentrale Aufgabe ist, Teil der Energiewende zu sein und dabei den Markt zu stabilisieren. Wir müssen den krisensicheren Job des Installateurs auch so darstellen, um Nachwuchs zu gewinnen. Nur mit ausreichenden Fachkräften bleibt die Branche langfristig funktionsfähig. Die Nachwuchsgewinnung ist sicherlich eine der größten Herausforderungen. Wir bieten Green Jobs mit sinnstiftenden Tätigkeiten und gutem Verdienst.

Die Attraktivität des Berufs soll auch die neue Ausbildung der Installations- und Energietechnik erhöhen. Wie weit ist man hier bei der Umsetzung?

Anton Berger: Die Ausbildungsordnung liegt aktuell bei den Sozialpartnern zur finalen Abstimmung und soll noch heuer freigegeben werden. Realistisch gesehen, können wir hoffentlich mit der Ausbildung im September 2027 starten. Davor werden noch Lehrpläne ausgearbeitet, die die praktische Umsetzung ermöglichen.

Was bringt die neue Ausbildung?

Anton Berger: Die beiden getrennten Zweige Gas/Sanitär und Heizung werden vereint. Damit schaffen wir für die Zukunft eine ganzheitliche Ausbildung. Daneben gibt es weiter die Lüftungstechnik. Zudem werden Lehrinhalte modernisiert – unter anderem mit Blick auf Erneuerbare Energietechnik: Wärmepumpen, Solarthermie oder Biomasse. Digitalisierung und Automatisierung werden noch stärker in der Ausbildung verankert.

Die österreichweiten Unterschiede in der Ausbildung werden behoben. In Wien dauerte etwa die Lehre mit Gas- und Sanitärtechnik bislang drei Jahre. In anderen Bundesländern war sie vierjährig – mit einem zusätzlichen Lehrjahr für Heizungs- und Lüftungstechnik. Nun wird die Ausbildung bundesweit auf 3,5 Jahre standardisiert. Ergänzend gibt es dann noch ein Spezialmodul Steuerungs- und Regelungstechnik.

Werfen wir einen Blick auf die Gegenwart: Wie läuft das Geschäft in diesem Jahr?  

Anton Berger: Bis Mitte des Jahres war die Branche noch gut mit Aufträgen aus dem Vorjahr ausgelastet, vor allem aufgrund der damaligen Förderungen, die Ende letzten Jahres ausgelaufen sind. Einige Nacharbeiten wurden noch durchgeführt. Es gab aber keine neuen Aufträge, wodurch im zweiten Halbjahr eine große Lücke entstanden ist. Diese Situation bereitete einigen Unternehmen massive Schwierigkeiten.

Das könnte sich jetzt ändern. Die Regierung hat im Oktober ihre "Sanierungsoffensive Neu" präsentiert. Bis 2030 sollen Kesseltauch und thermische Sanierungen mit insgesamt 1,8 Milliarden Euro gefördert werden. Erfüllt das Paket Ihre Erwartungen?

Anton Berger: Zuallererst bin ich froh, dass es die Offensive jetzt endlich gibt. Trotzdem erfüllt das Paket aber nicht alle Erwartungen. Einige Punkte könnten anders sein, aber wir verfügen nicht über das Budget der Regierung. Wichtig ist, dass die Offensive Planbarkeit bis 2030 schafft. Es motiviert Kund:innen zu investieren, sichert Ausbildungsplätze und lässt die Industrie, ihre Kapazitäten besser planen.

Sind Sie mit der Förderhöhe für die einzelnen Vorhaben zufrieden?

Anton Berger: Die Höhe bewerte ich nicht. Sie hängt vom jeweiligen Budget ab. Wir sind zufrieden, dass es eine neue Sanierungsoffensive gibt. Der Anreiz ist in Summe vernünftig. Zwar niedriger als früher, aber jeder investierte Euro rechnet sich. Das Paket hat viele positive Effekte. 

Handwerksbetriebe sollen arbeiten können, ohne durch übermäßige Kosten und Auflagen ausgebremst zu werden. Weniger Bürokratie bedeutet mehr Effizienz – und hilft, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen.

Was wünschen Sie sich über die Förderungen hinaus von der Politik?

Anton Berger: Vor allem eines: Bürokratieabbau. Handwerksbetriebe sollen arbeiten können, ohne durch übermäßige Kosten und Auflagen ausgebremst zu werden. Weniger Bürokratie bedeutet mehr Effizienz – und hilft, Arbeitsplätze zu erhalten und zu schaffen. 

Wo schmerzt die Bürokratie denn ganz besonders?

Anton Berger: Etwa bei Bewilligungen und Bauverfahren: Verfahren dauern vielfach zu lange und österreichweit unterschiedlich. Bauverfahren können mitunter endlos in die Länge gezogen werden, was enorme unnötige Kosten verursacht. Hier würde ich mir mehr Hausverstand wünschen. Unser Wohlstand kann nur durch Wirtschaft mit Wachstum erhalten werden.

Sie haben vorhin die Green Jobs in der Branche angesprochen. Was wünschen Sie sich bei der Grünen Transformation von der Politik? 

Anton Berger: Wir wünschen uns vor allem Technologieoffenheit. Die Politik soll Ziele definieren, aber nicht die Wege dorthin vorschreiben. Forschung, Entwicklung und Wirtschaft können Lösungen frei gestalten. Ein Beispiel: Wenn ich bei einem Ölkessel fossilen durch erneuerbaren flüssigen Brennstoff ersetze, hat das denselben ökologischen Effekt wie ein kompletter Anlagentausch – vorausgesetzt, der erneuerbare Brennstoff ist verfügbar, woran es leider noch fehlt. Entscheidend muss die CO₂-Reduktion sein, nicht Technologien zu verbieten. Am Ende zählt der Effekt. Und, dass unsere gut ausgebildeten Installateurinnen und Installateure verschiedene Lösungen umsetzen können.

Danke für das Gespräch.

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