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Sparte Industrie

Industrie: HTL-Absolvent:innen dringend gesucht

Informationen der Bundessparte Industrie

Lesedauer: 3 Minuten

26.09.2025

In den kommenden fünf Jahren fehlen bis zu 16.000 Fachkräfte in der Industrie, die Innovationskraft der heimischen Unternehmen steht am Spiel.

Die vor kurzem veröffentlichte Studie „HTL-Qualifikationen für die österreichische Industrie“, beauftragt vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI), dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), dem Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) und der Industriellenvereinigung (IV), verweist auf eine zentrale Schwachstelle des heimischen Arbeitsmarkts: den eklatanten Mangel an HTL-Absolvent:innen. Die Analyse des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zeigt nicht nur das Ausmaß der derzeit bestehenden Lücke, sondern gibt auch einen Ausblick auf den sich verschärfenden Mangel an Fachkräften mit HTL-Hintergrund bis zum Jahr 2030. Die Studienergebnisse unterstreichen die strategische Bedeutung der Ausbildungsform Höhere Technische Lehranstalt als Rückgrat der technisch-industriellen Qualifikation in Österreich.

Im Rahmen der Studie wurden das bestehende HTL-Ausbildungsangebot in Österreich sowie der Fachkräftebedarf in der Industrie auf regionaler Ebene untersucht: Wie gut passen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zusammen und wo bestehen Potenziale für den Ausbau. Ergänzend flossen Interviews mit Personalverantwortlichen ein, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen aus betrieblicher Sicht zu beleuchten.

Kernbereiche besonders betroffen

Derzeit fehlen der Industrie österreichweit rund 10.000 HTL-Absolvent:innen – bis 2030 könnte dieser Mangel auf bis zu 16.000 anwachsen. Besonders betroffen sind jeweils die Kernbereiche der untersuchten Branchen: In der Elektro- und Elektronikindustrie fehlen aktuell insgesamt 3.400 HTL-Absolvent:innen, davon entfallen rund 38 Prozent auf die Kompetenzfelder Elektronik und Elektrotechnik im engeren Sinn. In der Metalltechnischen Industrie fehlen insgesamt 3.600 HTL-Absolvent:innen, davon entfällt rund ein Drittel auf die Kompetenzfelder Metalltechnik und Elektrotechnik. Hinzu kommt in beiden Industriebranchen ein wachsender Bedarf an IT-Fachkräften mit HTL-Background, der durch den digitalen Wandel zusätzlich befeuert wird. Aktuell fehlen hier bereits rund 900 Fachkräfte.

HTL-Ausbildung als Rückgrat der Industrie

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass der Fachkräftemangel hochaktuell bleibt, auch wenn in einzelnen Branchen derzeit Stellen abgebaut werden. Es fehlt an entscheidenden Kompetenzen zur Aufrechterhaltung des industriellen Kerngeschäfts – und damit an der Fähigkeit, die heimische Marktposition zu sichern.

Die Studie zeigt deutlich, dass die HTL-Ausbildung ein unverzichtbarer Bestandteil des technisch-qualifizierenden Ausbildungssystems in Österreich ist. Große Bedeutung wird der Kombination aus Theorie- und Praxisbezug im Technikbereich zugeschrieben. Stark gefragt sind auch überfachliche Kompetenzen, wie Englischkenntnisse, Projektmanagement-Skills und Teamfähigkeit. Die HTL-Ausbildung ist ein Schlüssel zur Innovationskraft der Industrie: Sie bringt nicht nur dringend benötigte Fachkräfte hervor, sondern schafft auch die Grundlage für die technologische Weiterentwicklung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Regionale Unterschiede

Aktuell bleibt österreichweit jede vierte Stelle in diesem Bereich unbesetzt. Der Mangel an HTL-Fachkräften ist in allen Bundesländern gegeben, jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt. In Wien fehlen in absoluten Zahlen aktuell rund 2.400 HTL-Absolvent:innen – das ist der höchste Bedarf im gesamten Bundesgebiet, dahinter folgen Oberösterreich (1.950) und die Steiermark (1.500). Gleichzeitig sind die westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg mit einem stärkeren relativen Mangel von bis zu 26 Prozent konfrontiert – also dem Anteil an offenen Stellen, den Unternehmen trotz intensiver Bemühungen nicht besetzen können. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass sich die Situation weiter zuspitzen wird: Bis 2030 werden voraussichtlich bereits rund 40 Prozent der benötigten Fachkräfte mit fundierter HTL-Ausbildung fehlen.

Ost-West-Gefälle auch bei Ausbildung

Nicht nur beim Fachkräftebedarf, sondern auch hinsichtlich der Verfügbarkeit passender HTL-Ausbildungen zeigt sich ein Ost-West-Gefälle. Hotspots mit besonders relevanten HTL-Ausbildungen und spezifischen Schwerpunkten für die Industrie finden sich vorrangig im Nordosten und Süden Österreichs – Wien und Mödling stechen als zentrale Regionen hervor. Im Westen hingegen fehlen spezialisierte HTL-Standorte, was das bestehende Ost-West-Gefälle künftig weiter verschärft. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg werden gemeinsam und in Summe nur 15 Prozent des gesamten HTL-Fachkräftepools ausgebildet.

Studie verdeutlicht Handlungsbedarf

Der demographische Wandel und der zunehmende Wettbewerb zwischen den Branchen verschärfen die Lage zusätzlich. Unternehmen können diese Herausforderungen nicht allein bewältigen. Es braucht gezielte politische und bildungspolitische Maßnahmen zur Stärkung und zum Ausbau der HTL, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie durch gut ausgebildete Fachkräfte zu sichern. 

Autor:

Mag. Johannes Fraiss
E-Mail: johannes.fraiss@wko.at 

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