Katja Bühler
© KATJA BÜHLER

Gesundheitsmanagerin des Monats März/April 2023

Bühler Katja

Lesedauer: 3 Minuten

06.11.2023

Berufliche und persönliche Eckdaten

Seit 2021 wissenschaftliche Leiterin des COMET-Kompetenzzentrums VRVis, das in Österreich im Bereich der menschzentrierten anwendungsnahen Visual-Computing- und KI-Forschung führend ist.

Langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Innovations- und Forschungsstrategien sowie ihrer Implementierung als Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Wirtschaft und Wissenschaft auf internationaler Ebene. Katja Bühlers wissenschaftliche Wurzeln liegen in den Bereichen Reliable Computing, numerische Mathematik, Geometrieverarbeitung und Visualisierung. Als Head der Biomedical Image Informatics-Forschungsgruppe am VRVis setzt sie ihre Expertise in den Bereichen Bildanalyse, Künstliche Intelligenz und Machine Learning, High-Performance Computing, Data Mining, Visualisierung und Mensch-Computer-Interaktion dafür ein, innovative Visual-Computing-Lösungen für die Medizin, die Life Sciences und die industrielle Fertigung zu schaffen.

Als auch über die österreichischen Grenzen hinaus bekannte Forscherin ist sie als wissenschaftliche Beraterin und Vorstand bzw. aktives Mitglied etlicher renommierter Initiativen, wie u.a. Austrian Bioimaging oder der "GI Fachgruppe Visual Computing in der Medizin" der Deutschen Gesellschaft für Informatik, ebenso gefragt wie als Panelistin bei Fachkonferenzen und Podiumsdiskussionen. 

Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit sind zwei essentielle Eckpfeiler für ein modernes digitales Gesundheitswesen der Zukunft. Gerade der Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten und KI-gestützte Diagnostikprozesse benötigen hier innovative Lösungen, die den Menschen ins Zentrum stellen.

Interview:

Wie wird sich die Gesundheitswirtschaft weltweit in den nächsten Jahren entwickeln – was lernen wir aus der Corona-Pandemie?

Wenn wir, auch als Öffentlichkeit, eines während der Corona-Pandemie gelernt haben, dann das gute und zuverlässige Gesundheitsdaten das A und O sind – und zwar nicht nur in der Prävention, sondern auch um Situationen wie Pandemien schon im Geschehen besser zu verstehen und zukünftige Entwicklungen, etwa durch Simulation, voraussagen und somit positiv beeinflussen zu können. Fragen nach Qualität, Anonymität, Zugänglichkeit und internationaler Homogenisierung von Daten werden das nationale wie internationale Gesundheitswesen sicher in den nächsten Jahren sehr stark beschäftigen. Selbiges gilt im Übrigen auch weltweit für bildgebende Verfahren, da gerade in der KI-gestützten Radiologie gilt: Je mehr und je besser die Datenlage, desto zuverlässiger und schneller die Befundung! In diesen beiden Bereichen wird die medizinische Informatik mit maßgeschneiderten Visualisierungs- und KI-Methoden sehr viel leisten.

Was möchten Sie im Bereich Gesundheitswirtschaft, dem Gesundheitssystem bzw. in der Gesundheitsversorgung Österreichs verändern?

Das Gesundheitssystem wird, ebenso wie alle Bereiche unseres Lebens, immer mehr von Daten definiert und auch geformt. Wie wir nicht zuletzt während der Corona-Pandemie gesehen haben, gibt uns das sehr viele Chancen, um als internationale Forschungscommunity gemeinsam schneller und zielgerichteter an Lösungen zu kommen. Als KI-Expertin kann ich aus langjähriger Erfahrung heraus aber in größter Deutlichkeit sagen: Datenbasierte Lösungen sind immer nur so gut wie die Daten, auf denen sie beruhen. Hier muss man also unbedingt ansetzen und einerseits nach wie vor ein größeres Bewusstsein schaffen und andererseits auch international noch stärkeren Austausch und Kooperationen anstreben. Was hier wie überall hilft, ist natürlich wiederum, die Daten – die eigenen wie die der anderen – besser zu verstehen.

Welche Rolle wird dabei Ihre Vision, Strategie bzw. Geschäftsidee spielen? 

Visual Computing ist als Querschnittstechnologie, die viele Technologien und Anwendungsfelder miteinander verbindet, prädestiniert, im medizinischen Bereich unglaublich viel zu leisten. Unsere Forschungsarbeit am VRVis zeigt auch ganz deutlich: Visual Computing ist einer DER Schlüssel zu vertrauenswürdiger KI-gestützter Diagnostik, da innovative, menschzentrierte Datenvisualisierung eine Kommunikationsmöglichkeit zwischen Mensch und Daten eröffnet, durch die auch KI-Entscheidungen sichtbar und so für medizinisches Fachpersonal auf nur einen Blick nachvollziehbar gemacht werden können. Genau diese Nachvollziehbarkeit und Vertrauenswürdigkeit brauchen wir, um die Entscheidungsgewalt auch im digitalen Zeitalter immer in unseren Händen behalten zu können. Etwas, das gerade im Gesundheitswesen von allergrößter Bedeutung ist, wo die richtigen Entscheidungen ja oft genug im wahrsten Sinne des Wortes Leben retten. Genau an diesem neuralgischen Punkt schaffen wir am VRVis innovative Lösungen, um Licht in die Blackbox der Künstlichen Intelligenz zu bringen. Denn dass KI-gestütztes Arbeiten auch in der Medizin die Zukunft ist, ist unbestritten, da wir schon heute sehen, wie stark damit klinische Workflows und Diagnoseprozesse beschleunigt und der Arbeits- und Zeitdruck auf medizinisches Fachpersonal entschärft werden kann.

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