Der Pfusch blüht wieder
Laut Studie soll das Volumen der Schwarzarbeit in Österreich heuer auf 34,5 Milliarden Euro klettern. Auch in der Steiermark steigt der Anteil seit Jahren.
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Schwache Konjunktur und hohe Inflation: Es ist der „richtige“ Mix, der aktuell die Schattenwirtschaft befeuert. Laut einer Studie des Linzer Ökonomen Friedrich Schneider soll das Volumen der Schwarzarbeit in Österreich heuer auf 34,5 Milliarden Euro klettern – das ist ein Plus von 1,25 Milliarden Euro oder 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Umgerechnet entspricht das rund 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Besonders viel gepfuscht wurde in Österreich im Vorjahr: „Mit einem Zuwachs von 15 Prozent gegenüber 2022 war das der höchste Anstieg der Schattenwirtschaft seit 25 Jahren“, resümiert Schneider.
Ein negativer Trend, der sich auch in der Steiermark niederschlägt: Für heuer prognostiziert der Experte in der grünen Mark ein Schwarzarbeitsvolumen von 2,69 Milliarden Euro, das ist ein Plus von 3,9 Prozent im Vergleich zu 2023. Wie ein Blick in die Statistik zeigt, haben die Pfuscher-Zahlen in der Steiermark erstmals im Jahr 2000 die magische Grenze von zwei Milliarden Euro geknackt. 1990 lag der Wert noch bei 0,81 Milliarden Euro, 1995 bei 1,41 Milliarden Euro. Insbesondere in den letzten fünf Jahren sind die Pfuscher-Zahlen in der Steiermark stetig gestiegen – von 2,01 Milliarden Euro auf nunmehr 2,69 Milliarden Euro. Um dem Pfusch den Kampf anzusagen, führt der Erhebungsdienst der WKO Steiermark im ganzen Land Untersuchungen durch. Am öftesten wurde zuletzt einem Verdacht auf unbefugte Gewerbeausübung in der steirischen Gastronomie nachgegangen, gefolgt vom Bau und der Hotellerie.
In welchen Branchen am meisten gepfuscht wird
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bundesweit: Nach Branchen gegliedert, führt der Bereich „Baugewerbe und Handwerksbetriebe (inklusive Reparaturen)“ mit 39 Prozent und 13,5 Milliarden Euro Umsatz das unliebsame Ranking an. Mit einem Anteil von 17 Prozent oder 5,9 Milliarden Euro folgen auf Platz zwei „Sonstige Gewerbebetriebe und haushaltsnahe Dienstleistungen“. Auf Platz drei rangieren mit einem Anteil von je 5,5 Milliarden Euro „Andere Gewerbe- und Industriebetriebe“ sowie „Dienstleistungsbetriebe“ (Hotels oder Gaststätten).
Die größte Verlierer der Schattenwirtschaft seien zweifelsfrei der Staat und die Sozialversicherungsträger, so Schneider: „Nach meinen Schätzungen fehlen ihnen jährlich zwei bis 3,5 Milliarden Euro.“ 66 Prozent der Wertschöpfung in der Schattenwirtschaft kommen übrigens von „Nebenerwerbs-Schwarzarbeitern“, die in einem offiziellen Job beschäftigt sind und „nur“ die „schwarzen“ Überstunden nicht versteuern. Außerdem gehen 17 Prozent des Pfuschs auf die organisierte Kriminalität (Prostitution, Bau) zurück, weitere 17 Prozent entfallen auf Arbeitslose und Frühpensionisten.
Am besten könne man den Pfusch mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen wie der Wiedereinführung des Handwerkerbonus von 2.000 Euro pro Haushalt und Jahr sowie einer Senkung der Lohnnebenkosten bekämpfen, ist Schneider überzeugt.