Ein Münzer-LKW vor dem Standort
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Die Bratpfanne als Tankstellen-Lieferant

Münzer Bioindustrie verarbeitet alte Speisefette zu Biodiesel. Dass Autos bald nur noch Strom „tanken“, bereitet den Oststeirern indes keine Sorgen.

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Aktualisiert am 22.09.2023

Bratfette und Speisöle gelten in der Küche zwar als beliebte Geschmacksverstärker, diätologisch aber  nicht zwingend zu den großen Sympathieträgern. In ihrem „zweiten Leben“ nach der Küche ändert sich das: Da wird aus den präsumptiven „Dickmachern“ hochsympathischer, weil CO2-sparender Alternativtreibstoff. Daran ist das in Sinabelkirchen beheimatete Unternehmen Münzer Bioindustrie nicht ganz unbeteiligt. 

Das 1991 vom Vater des heutigen Geschäftsführers Ewald-Marco Münzer gegründete Unternehmen gilt als Pionier bei der Verwertung von Altspeiseölen. Auf der Suche nach Verwertungsmöglichkeiten abseits der Deponie entwickelte Münzer zusammen mit Forschern der Karl-Franzens-Universität eine Technologie, mit der aus Altspeisefetten und -ölen ein alternativer Energieträger gewonnen werden kann: Biodiesel.

Heute betreiben die Steirer Österreichs größte Biodieselproduktionsanlage im Ölhafen Wien-Lobau – ein Fabrikat der ebenfalls steirischen BDI-BioEnergy International, dem Weltmarktführer im Anlagenbau in diesem Bereich.

Ein Mann zieht eine gelbe Münzer-Mülltonne, daneben stehen weitere
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220 Millionen Liter Biodiesel werden dort pro Jahr hergestellt und fließen unter anderem direkt in das OMV-Netz. Dort wird das Recyclingprodukt konventionellem Diesel beigemengt. Der Rohstoff stammt vor allem aus der Gastronomie – von Fastfoodketten-Filialen über Spitzenrestaurants bis zu Würstelständen. Zunehmend werden aber auch Privathaushalte angezapft. Eine als Pilotprojekt in Leoben gestartete Initiative ist mittlerweile fixer Bestandteil der Sammelinfrastruktur der Stadt. Insgesamt gibt es in der Steiermark aktuell 250 Sammelpunkte. „Graz kann sich aber schon bald über mehr Boxen freuen“, kündigt Münzer an. Bereits im Juni wurde in Wien eine Kooperation mit der OMV gestartet, bei der man an 17 Tankstellen in handelsüblichen Plastikflaschen sein Altspeiseöl abgeben kann.   

Das Geschäft floriert. Der Umsatz konnte binnen sechs Jahren auf 470 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden, weltweit wuchs die Belegschaft auf knapp 450 Mitarbeiter, die Hälfte davon in Österreich. „Davon wiederum ist knapp die Hälfte an den beiden steirischen Standorten in Sinabelkirchen und Gaishorn am See beschäftigt“, so Münzer.

Dass im Zuge der fortschreitenden Elektrifizierung des Fahrzeugbestands bald der Kundenmarkt für (Bio-)Diesel schrumpfen könnte, befürchtet Münzer nicht. „Zum einen wird auch die Bestandsflotte zu versorgen sein, zum anderen sehen wir gerade den Transportbereich, aber auch die Schifffahrt und Teile des Bahnverkehrs als einen Wachstumsmarkt.“



  • 220 Millionen Liter Biodiesel werden von Münzer pro Jahr produziert.