Ein Mann vor blauem Hintergrund hält eine Drohne in einer Hand
© Adobe Stock/klepach

Drohnen boomen in der grünen Mark

2013 erblickte sie das Licht der Welt: die Fotodrohne. Doch nicht nur Hobbyfotografen finden seither an der Technologie Gefallen – auch immer mehr steirische Unternehmen und Organisationen setzen auf sie.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 22.09.2023

Das leichte Surren eines Elektromotors nähert sich von oben. Eine Drohne fliegt durch die Luft. Vor Jahren hätte dieses Szenario an einen Science-Fiction-Film erinnert. Heute ist sie keine Seltenheit mehr und sorgt kaum mehr für Verwunderung. Geflogen werden Drohnen sowohl zum Vergnügen als auch aus professionellem Anlass. Ursprünglich fürs Militär entwickelt, spielen sogenannte Kampf-Drohnen aktuell im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine wesentliche Rolle. Und auch im zivilen Bereich sind so viele Drohnen im Einsatz wie noch nie. Wir haben uns die Lage in der Steiermark angeschaut. 

Zuletzt ließ das steirische Rote Kreuz aufhorchen: Die Einsatzorganisation schaffte sich kürzlich eine zwei Kilo schwere Drohne mit einer hochauflösenden Kamera inklusive Wärmebildsensoren an. Zwei weitere sollen folgen. Eingesetzt wird das Fluggerät sowohl bei Personensuchen als auch bei Großschadensereignissen oder Großambulanzen. „Wir werden mit den Möglichkeiten, die die Drohne bietet, die bewährten Einsatzabläufe ergänzen und zusätzliche Unterstützung bieten“, erklärt Drohnenkommandant Heinz Stocker, dessen Team aktuell neun Leute umfasst. In den kommenden Monaten soll auf 30 Personen aufgestockt werden. Nach Interessenten, die die 15.000 Euro teure Drohnen fliegen werden, wird noch gesucht.  



  • 275.000 Euro kostet die EHang 184 und ist damit die teuerste zivile Drohne der Welt. Sie wurde als autonome Taxi-Drohne entwickelt und kann 23 Minuten in der Luft bleiben. 


Was beim Roten Kreuz eine Innovation ist, ist bei der Polizei schon längst Usus. Seit 2018 setzt die Exekutive auf Drohnen. Für die Tatortarbeit, Suchaktionen, Fahndungen, bei Großveranstaltungen und der Verkehrsbeobachtung seien sie mittlerweile unabdingbar, heißt es vonseiten der Landespolizeidirektion. In der Steiermark stehen den Beamten 14 Drohnen zur Verfügung. Im vergangenen Jahr kamen sie rund 370 Mal zum Einsatz.  

Und auch die Landesfeuerwehr ist von der Nützlichkeit der Drohnentechnologie überzeugt. Bis Jahresende möchte sie zwölf Fluggeräte erwerben. Die Ausstattung der zehn Kilo schweren Modelle kann sich sehen lassen: Jede Drohne ist mit einer Wärmebild- und Restlichtkamera, einem Scheinwerfer, einem Radar und acht Akkus ausgestattet. Das hat seinen Preis. Kostenpunkt pro Drohne: 35.000 Euro. Die Investition zahle sich laut Drohnenbeauftragtem Martin Prangl jedoch aus: „Wir können sie bei Personensuchen, beim Auffinden von Glutnestern, Hochwassereinsätzen oder bei der Personenortung einsetzen.“  

Drohnentechnologie für das Business nutzen

Bereits jetzt verfügen einige steirische Feuerwehren über wesentlich kleinere Drohnen. Solche finden sich unter anderem auch im Geschäft von Gerald Knöbl und Reinhard Knor. Seit acht Jahren betreiben sie vom oststeirischen Kaindorf aus ihren auf Drohnen spezialisierten Onlinehandel meinedrohne.at. Die Geschäftsidee entwickelte sich aus dem Hobby heraus. „Vor zehn Jahren habe ich zum ersten Mal eine Drohne geflogen. Die Perspektive von oben ist faszinierend“, erzählt Knöbl. Sieben verschiedene Drohnenmodelle haben er und sein Geschäftspartner im Programm. Zu den Kunden gehören vor allem Männer. „Seit wir das Geschäft betreiben, ist das Interesse für Drohnen jedes Jahr größer geworden. Aktuell erleben wir einen Höhepunkt.“ 

Doch nicht nur Hobbyflieger und Einsatzorganisationen vertrauen auf Drohnentechnologie – auch große Unternehmen, wie der steirische Mobilitätszulieferer AVL, setzen darauf. Seit diesem Jahr arbeitet AVL mit dem deutschen Start-up Deepscenario zusammen. Die Stuttgarter Firma erschafft virtuelle Fahrwelten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und kombiniert diese mit durch Drohnen aufgenommene Realszenarien. Fahrassistenzsysteme können von AVL auf diese Weise kostensparender getestet werden.  „Während wir uns auf die Fahrzeugperspektive konzentrieren, bringt Deepscenario den Blickwinkel aus der Luft ein. Dadurch, dass das Start-up den Verkehr von oben beobachtet, können bestimmte Szenarien viel schneller aufgelöst und erkannt werden“, erklärt AVL-Experte Max Nestoriuc.

Die zehn Kilo schwere Drohne soll steirische Feuerwehren bei zukünftigen Einsätzen unterstützen.
© KK Die zehn Kilo schwere Drohne soll steirische Feuerwehren bei zukünftigen Einsätzen unterstützen.
Gerald Knöbl und Reinhard Knor in grauem bzw. blauem Shirt
© KK Gerald Knöbl und Reinhard Knor haben einen Onlinedrohnenhandel.
Blick auf ein Auto mit AVL-Branding
© AVL AVL setzt bei der Überprüfung von Fahrfunktionen von selbstfahrenden Autos auf Drohnentechnologie.


Aber nicht immer muss es der Blick von oben sein. Das beweist das südsteirische Unternehmen Greenhive. Gründer Robert Kögl-Rettenbacher entwickelte jüngst eine Bodendrohne namens „Spritzengel“ – eine elektromechanische Version einer Pflanzenschutz-Spritze. Warum seine Drohne nicht fliegt? „Fliegend kann der Pflanzenschutz nicht gezielt verteilt werden“, erklärt der Elektrotechniker. 14 Testvinzer in der Südsteiermark verwenden aktuell seine Bodendrohne, die rund 40.000 Euro kostet. Das Fazit sei bis jetzt positiv. Die Drohne schone den Boden und schütze die Bauern in rutschigen Steillagen. Im kommenden Jahr soll das Produkt am Markt erhältlich sein. 


Robert Kögl-Rettenbacher im Porträt
© Kögl-Rettenbacher Robert Kögl-Rettenbacher

„Mit meiner Drohne Spritzengel wollte ich ein Gerät schaffen, das den Boden schont, Menschen schützt und leistbar ist.“




Drohnen-Regeln

Wer eine Drohne in Österreich fliegen möchte, muss einige Regeln beachten. Das Mindestalter für Betreiber eines unbemannten Luftfahrzeugs beträgt 18 Jahre, für Personen, die die Drohne tatsächlich steuern, grundsätzlich 16 Jahre. Kamera-Drohnen müssen in der Regel versichert und bei der Austro Control registriert werden. Ob die Kamera bereits eingebaut oder als Zubehör angebracht wurde, spielt dabei keine Rolle. Ausgenommen davon sind lediglich Spielzeugdrohnen für Kinder. Generell sind Drohnenflüge über Menschenansammlungen verboten. Das gilt auch in Gebieten, wo ein Notfalleinsatz stattfindet. In Flugbeschränkungsgebieten sind bewilligungsfreie Drohnenflüge nur bis zu einer Flughöhe von maximal 30 Metern über dem Grund erlaubt, sofern die höchstzulässige Startmasse weniger als 250 Gramm beträgt. Digitale Drohnenkarten von Austro Control und ÖAMTC geben eine Übersicht, wo geflogen werden darf.  



Mit der Drohne auf Urlaubsreise

Die gute Nachricht zuerst: Eine in Österreich regis-trierte Drohne darf seit 2021 im gesamten EU-Ausland geflogen werden. Doch es müssen länderspezifische Vorschriften beachtet werden. Wer seine Drohne nach Italien mitnehmen möchte, muss diese vor der Einreise auf der Plattform D-Flight der Luftfahrtbehörde anmelden. In Kroatien dürfen Fotos und Videos mit einer Drohne nur nach erhaltener Sondergenehmigung aufgenommen werden. In der Regel erhält man diese aber nur für gewerbliche Drohnenflüge. In Grichenland gilt es einen acht Kilometer langen Abstand zu Flughäfen einzuhalten. Auf vielen Inseln darf daher gar nicht geflogen werden. Und wie sieht es abseits der EU aus? In Ägypten, Marokko oder Saudi-Arabien sind Drohnen verboten. 


Ferngesteuerte Drohne im Hintergrund, vorne: Hände, die eine Fernbedienung nutzen
© Adobe Stock/Pratiwi Je nach Land gelten verschiene Drohnen-Vorschriften.

  • 44.500Personen haben sich in Österreich seit Ende 2020 als Drohnenbetreiber registriert
  • 69.000Drohnenführerscheine wurden in Österreich nach erfolgreicher Prüfung seit Ende 2020 ausgestellt
  • 18Jahre beträgt das Mindestalter, um eine Drohne ab 250 Gramm registrieren zu können