Ein Stock-Bild, eine Person im Arztkittel hält beide Hände auf, darüber schwebt eine leuchtende Simulation einer Lunge
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Grazer Start-up lässt Lungenerkrankte aufatmen

Mit dem Atemanalyse-Gerät von Lumetry Diagnostics sollen sich Lungenkranke Arztbesuche sparen und Sicherheit sowie Lebensqualität gewinnen.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Erst diskutierte Österreich über das Rauchverbot in der Gastronomie, dann überlastete Covid weltweit Krankenhäuser. Keine Frage, die Lunge zog in den vergangenen Jahren einiges an Aufmerksamkeit auf sich. Noch heute leiden viele Menschen unter Long-Covid, etwa eine halbe Million soll laut Experten in Österreich von Asthma betroffen sein – und da ist noch gar nicht die Rede von einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), der laut WHO dritthäufigsten Todesursache der Welt. Genau dieser sagt das Grazer Start-up „Lumetry Diagnostics GmbH“ mit ihrem Atemanalyse-Gerät den Kampf an – und früher oder später sollen auch all die anderen Lungenerkrankungen dran sein. „Wir wollen mit unserer Technologie die Nummer-eins-Lungenplattform der Welt werden“, erzählt Co-CEO Antonia Riva-Frizberg. 


Antonia Riva-Frizberg im Porträt
© Lumetry Diagnostics Antonia Riva-Frizberg

„Es geht nicht, dass wir kein Fieberthermometer für COPD haben – die dritthäufigste Todesursache der Welt. Das wollen wir ändern.“


Aber der Reihe nach. Im März 2022 gründeten Riva-Frizberg und Christian Neubauer Lumetry Diagnostics, zuvor waren beide beim Start-up „breath ilo“ beschäftigt. „Auch dort haben wir uns mit Atemgasanalyse beschäftigt“, berichtet Neubauer – da ging es aber um den weiblichen Zyklus. „Mit der Zeit haben uns einige Lungenfachärzte angesprochen, ob wir nicht auch etwas für COPD machen könnten.“ Nun will man die Lebensqualität von Lungenpatienten verbessern. Denn bisher kann eine der gravierendsten COPD-Konsequenzen, eine Hyperkapnie (CO2-Vergiftung), nur per Blutgasanalyse von Fachärzten bestätigt werden – was Zeit kostet, die Patienten oft nicht haben. Mit der Technologie von Lumetry sollen sie ihre Werte künftig wie mit einem Fieberthermometer von Zuhause aus messen und bei Bedarf schnell reagieren können. „Nutzer atmen einmal täglich für eine Minute ganz normal durch das Gerät hindurch. Dabei wird das Atemverhalten analysiert und der CO2-Anteil mit einem Sensor gemessen“, berichtet Neubauer. „Bei gesunden Menschen entspricht der CO2-Anteil im Atem jenem im Blut – je schlechter die Lunge funktioniert, desto weiter gehen die Werte auseinander.“ 

Kommt es zu einem CO2-Stau im Körper, kann das lebensgefährlich sein. Genau das will Lumetry mithilfe von Künstlicher Intelligenz verhindern – im Homecare-Bereich, sodass Betroffene nicht ständig zur Blutabnahme zum Arzt müssen. Immerhin könne sich der Zustand von Erkrankten rasch verschlechtern.

Links das Führungs-Duo aus Neubauer und Riva-Frizberg (v.l.), rechts der Prototyp
© Lumetry Diagnostics Links das Führungs-Duo aus Neubauer und Riva-Frizberg (v.l.), rechts der Prototyp


Erste funktionierende Prototypen gibt es bereits (die „Steirische Wirtschaft“ machte den Selbstversuch), eine vorklinische Studie läuft. „Das Produkt soll Ende 2024 auf den Markt kommen“, berichtet Neubauer. Zuvor gilt es noch einige regulatorische Anforderungen zu erfüllen, wie bei Medizinprodukten üblich. Das treibt zwar die Kosten – Interesse ist aber da, wie Kooperationen mit Universitätskliniken im In- und Ausland belegen. Dementsprechend sind auch schon einige Sponsoren mit an Bord.



Quergefragt

Was ist eure Vision?

Neubauer: Menschen mit Lungenerkrankungen wieder mehr Lebensqualität zurückzugeben.

Die nächsten Ziele? 

Wenn unser Produkt auf dem Markt ist, wollen wir es weiterentwickeln – für andere Erkrankungen, aber auch für die Sportdiagnostik oder Metabolismus-Tracking.

Die größte Herausforderung? Hohe Kosten durch die strengen Regulatorien, gerade am Anfang.



Antonia Riva-Frizberg und Christian Neubauer (Mitte v.l.) mit ihrem Team
© Lumetry Diagnostics Antonia Riva-Frizberg und Christian Neubauer (Mitte v.l.) mit ihrem Team