Frau zahlt mit Handy
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Nicht nur Bares ist für Österreicher Wahres

Mit Bargeld zu zahlen, ist in Österreich beliebt. Digitale Zahlungsmöglichkeiten finden jedoch immer mehr Zulauf – auch unter steirischen Unternehmern.

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Aktualisiert am 22.09.2023

„Zahlen Sie in bar oder mit Karte?“ Dieser Satz gehört wohl zum Einkauf dazu. Während Bargeldzahlungen in Zeiten der Pandemie eher ungern gesehen wurden, wurde das Bargeld jüngst zum Politikum erklärt.  So ließ Bundeskanzler Karl Nehammer zuletzt mit der Forderung aufhorchen, Scheine und Münzen als Zahlungsmittel in der Verfassung verankern zu wollen. Ob es dazu kommt, ist noch offen. Im September ist jedenfalls ein Gipfel mit der Bankenwirtschaft geplant.  

Breite Akzeptanz und Vertrautheit 

Egal, wie die Entscheidung ausgeht, eines steht fest: Aus dem Börserl zücken die meisten Österreicher Bargeld. Laut einer 2023 veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Bawag Group und des Bankenverbands gaben 97 Prozent der Befragten an, mit Bargeld zu zahlen.


Als Argumente werden eine breite Akzeptanz, Vertrautheit und die Wahrung der Privatsphäre angeführt. Dass Bares nach wie vor hoch im Kurs steht, zeigen auch die vielen Bankomaten: „Österreich hat einen Stockerlplatz, was die Bankomatdichte anbelangt. Es gibt in unserem Land fast 9.000 Bankomaten“, hält Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich, fest. 

Digitales Bezahlen liegt in Europa im Trend

Doch nicht nur am Bankomaten, auch direkt an der Kassa kommt die Bankomatkarte häufig zum Einsatz. So geben 95 Prozent an, für Zahlungen die Karte zu nutzen. Es geht aber auch öfter. 2021 führte die EZB eine Erhebung unter 27 EU-Staaten durch. Das Ergebnis: Während in Österreich vor zwei Jahren jede Person durchschnittlich 141 Kartenzahlungen tätigte, waren es in Litauen und Luxemburg über 400. Beide Länder liegen damit im Spitzenfeld. Gefolgt werden sie von den skandinavischen Ländern Dänemark, Finnland und Schweden.

Bazahlen mit Smartphone
© amixstudio/stock.adobe.com Seit 2019 kann man in Österreich mit dem Smartphone zahlen

Die Bezahlart ist letztlich eine Frage des Alters. Vor allem in der jüngeren österreichischen Bevölkerung stehen in Sachen Bezahlung die Zeichen auf digital. Erst 2019 wurde hierzulande das sogenannte Mobile Payment eingeführt. Bezahlt wird bei dieser Methode mit Smartphone oder Smartwatch. Vor allem bei jungen Menschen unter 35 Jahren ist das attraktiv. Jeder Dritte nutzt Mobile Payment bereits regelmäßig.  „Wir stehen hier vor einem kontinuierlichen Wandel. 25 Prozent der Bevölkerung gehen davon aus, dass sich das Zahlungsverhalten in den nächsten zehn Jahren ändern wird. Die Kreditkarte und das Mobile Payment gewinnen an Bedeutung. Die Bargeldnutzung geht langsam zurück“, konstatiert Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes.


Smartphone als Selbstbedienungskasse 

Ähnlich sieht man das beim Grazer Unternehmen Shopreme (mehr dazu im roten Kasten unten). Dieses stattet Händler in der EU seit 2019 mit Selbstbedienungskassen im Smartphone-Style aus. Die Grundidee ist einfach erklärt: Kunden laden sich eine App auf ihr Smartphone und scannen damit die Produkte. Die Rechnung wird im Anschluss mit einem Handybezahldienst, wie Google Pay oder Apple Pay, oder an einem Exit Terminal am Ausgang beglichen.

Noch einen Schritt weiter gehen rund 20 Unternehmen in der Steiermark. Bezahlen kann man bei ihnen nicht nur mit Bargeld und digital, sondern auch mit der Kryptowährung Bitcoin. Derzeit werden sie von rund sechs Prozent der Österreicher als Zahlungsmittel benutzt. Einer von ihnen ist der Grazer Johannes Grill, Präsident des Vereins Bitcoin Austria. „Bitcoins haben viele Reize. Bei weiterhin hoher Inflation werden sicherlich noch mehr Betriebe Bitcoins als alternative Zahlungsmöglichkeit akzeptieren“, ist Grill überzeugt. Erstehen kann man die Währung an einer Kryptobörse oder an einem der neun Kryptoautomaten in Graz. Hier kann man unkompliziert Bargeld gegen digitale Bitcoins eintauschen. 

Wer Bitcoins als Investment nutzen möchte, braucht Know-how. Mein Tipp ist hier, langfristig zu denken. Bei Fragen hilft der Verein Bitcoin Austria.

Präsident von Bitcoin Austria Johannes Grill
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Online-Shopping im Supermarkt vor Ort

Das Grazer Unternehmen Shopreme sagt Warteschlangen vor der Supermarktkasse seit 2019 den Kampf an. Die von ihnen entwickelte Scan & Go App macht’s möglich. Damit können Kunden Produkte bequem mit dem Smartphone scannen und den Einkauf dann direkt in der App bezahlen. Wer traditionell zahlen möchte, nutzt einen QR-Code aus der App an der Kasse.

Das System hat sich bewährt. Über 1.300 Filialen in über sieben Ländern setzen auf die Grazer Lösung. In Österreich ist Shopreme in rund 60 Handelskonzernen vertreten – darunter auch in der Grazer Billa-Filiale beim LKH.

Dieses Jahr hat sich das Unternehmen wieder etwas Neues überlegt: Mit den Ladenbau-Experten von Umdasch The Store Makers haben sie die Shopreme matrix entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Selbstbedienungskasse, die so schnell und unkompliziert wie eine App funktioniert und je nach Belieben mit der Scan & Go  App verknüpft werden kann. Die Bezahlung erfolgt digital: „Wir richten uns mit diesem System bewusst an ein junges Publikum und schlagen eine Brücke zwischen der digitalen und der physischen Einkaufswelt. Damit prägen wir das Bezahlverfahren von morgen “, ist Nico Müller von Shopreme überzeugt. 




Der Krypto-Wirt aus der Weststeiermark

Die Gerichte, die im Ligister Wirtshaus Gangl serviert werden, sind österreichische Klassiker. Von der neu angebotenen Bezahlmethode kann man das allerdings nicht behaupten. Hausgemachtes Gulasch und Flecksuppe können beim „Wirten“ René Gangl seit einem Monat in Bitcoins bezahlt werden. Bislang ist sein Betrieb der einzige im ganzen Bezirk Voitsberg, in dem eine Bezahlung mit der Kryptowährung möglich ist.

Lokal hat das Angebot daher auch bereits für Furore gesorgt. „Im Ort spricht mich jeder auf die neue Bezahlmöglichkeit an. In ganz Voitsberg bin ich mittlerweile bekannt“, sagt Gangl – selbst großer Fan der Kryptowährung. Seit 2018 beschäftigt er sich täglich zwei Stunden lang mit Bitcoins.

Was ihn daran fasziniert? „Bitcoins kommen beim Empfänger so schnell an wie eine E-Mail. Es ist eine faire Währung, die ohne weitere Institutionen auskommt. Mit meiner Aktion hoffe ich, die Bitcoins weiterbringen zu können“, erzählt der Wirt. Bislang wurde die alternative Bezahlmöglichkeit erst von einem einzigen Gast genutzt. Alle anderen bezahlen weiterhin in bar oder mit Karte. Gangl hofft auf mehr: „Egal, wie klein der Betrag ist, bei mir kann man ihn in Bitcoins begleichen.“