Zwei der Gründer vor der Maschine. Einer bedient eine Touch-Board, der andere hält eine blaue Platine
© Multivative

Steirer revolutionieren den Bau von Prototypen

Das Grazer Unternehmen „Multivative“ hat eine Maschine entwickelt, um die Herstellung von Prototypen für die Elektronik-Branche zu erleichtern und zu verschnellern. Das Interesse aus der Wirtschaft ist groß.

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Aktualisiert am 30.01.2024

Laptops, Smartphones, E-Autos – kein elektronisches Gerät kommt heute ohne Leiterplatten – Platinen – aus, die als Bauteil-Träger fungieren und zur Herstellung elektrischer Verbindungen dienen. Unsere moderne Welt wäre ohne sie kaum vorstellbar – aber gerade die Entwicklung neuer Prototypen für derartige Hightech-Geräte bleibt herausfordernd. „In der Hardware-Entwicklung ist es aktuell noch schwer, so agil zu arbeiten, wie im Software-Bereich schon üblich“, erklärt Elias Vögel, einer der Gründer des Grazer Start-ups „Multivative“.  In der Regel werde vorab der Prototypen-Produktion genau analysiert und dann in einem Durchlauf entwickelt, ohne flexibel eingreifen zu können. „Mit einer agileren Arbeitsweise kann man aber laufend bewerten: Sind wir am richtigen Weg, wie ist das Feedback, zeigen sich Fehler? All das kann in den Entwicklungsprozess einfließen – und wir wollen das ermöglichen.“

Wir wollen in der Hardware-Entwicklung ermöglichen, was bei Software schon üblich ist: Rasches Testen, ohne Wochen auf Prototypen zu warten.

Auf Basis eines HTL-Schulprojekts und der Entwicklung erster eigener Prototypen kam Vögel mit seinen Co-Foundern die Idee, den Prozess zu vereinfachen. 2018 wurde daraus Realität und das Unternehmen, das er heute gemeinsam mit Laurenz Fussenegger, Manuel Sperl und Claudius Kofler führt, offiziell gegründet. Der Ansatz: Eine Maschine für den Prototypen-Bau, die erledigt, was bisher nur von mehreren abgedeckt werden konnte. Konkret gesagt: Sogenannte SMD-Fertigungslinien, in deren Zuge Lötpaste auf Platinen aufgetragen wird, Bauteile bestückt werden und auch gelötet wird, werden in dieser einen Maschine abgewickelt. Bisher seien Serienfertigungen am Fließband üblich, um die Durchlaufzeiten zu verringern. „Da spielen der Rüstaufwand, das Aufsetzen der Maschinen oder das Einlegen der Bauteile keine große Rolle. Im Prototypenbau sieht es ganz anders aus“, so Vögel. Hier seien geringe Stückzahlen relevant, entscheidend sei eine einfache Bedienung. „Genau darauf haben wir unsere Maschine optimiert. Sie kann all diese Bearbeitungsschritte durchführen und automatisch zwischen Fertigungsschritten hin und her wechseln. Alles ist stark automatisiert.“ Das habe es so bisher noch nicht gegeben. 

Rechts liegt eine blaue Platine in der Maschine, links sieht man eine Nadel
© Multivative Ein genauerer Blick in die Maschine – inklusive Platine

Entsprechend ausgeprägt ist das Interesse. Vögel: „Wir sind in Kontakt mit einigen Unternehmen.“ Seit Anfang 2023 ist man in einer ersten Entwicklungspartnerschaft mit der Firma „Pierer Innovation“, einer Tochter der Pierer Mobility-Gruppe. „Sie nutzen unsere Maschine bereits, testen sie, geben Feedback – und wir entwickeln auf dieser Basis weiter.“ Somit gibt es erste Umsätze, heuer sollen weitere Partnerschaften aufgebaut werden – und Schritt für Schritt der tatsächliche Markteintritt erfolgen. Inzwischen wird entwickelt. „Unser Fokus liegt auf weiterer Automatisierung und einer Senkung der Rüstzeiten. Wir peilen an, sie bis Jahresmitte auf unter zehn Minuten zu reduzieren“, erzählt Vögel. Danach kann mit der Fertigung begonnen werden. Unternehmen sollen somit, je nach Komplexität, künftig nur zwischen 20 Minuten und einer Stunde auf Prototypen warten müssen.  

Die Maschine, ein großer viereckiger Kasten mit Multivate-Branding
© Multivative So sieht die Multivative-Maschine aus.


Quergefragt

Was ist eure Vision, was wollt ihr erreichen?

Vögel: Agileres Arbeiten in der Hardware-Entwicklung.

Das heißt?

Vögel: Testen und Ausprobieren soll künftig einfacher werden.

Am Standort fühlt ihr euch weiter wohl?

Vögel: Ja. Die Steiermark ist ein gutes Pflaster für Elektronik.