Leah Hackl (l.) und Jana Vötter aus Hall starten ihre Lehre zur Pflegeassistentin im Altenwohnheim Saggen in Innsbruck.
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Tirols erste Pflegelehrlinge

Seit dem 1. September 2023 ist es möglich, in Tirol eine Lehre zur „Pflegeassistenz“ und „Pflegefachassistenz“ zu absolvieren. Tirol setzt damit einen mutigen Schritt, um junge Menschen für die Zukunft der Pflege zu begeistern.

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Aktualisiert am 02.11.2023

Der Fachkräftemangel in der Pflege ist ein weit verbreitetes Problem, das auch in Tirol nicht unbekannt ist. Um diesem entgegenzuwirken, wurde nun ein neuer Ansatz eingeführt, der es Jugendlichen ermöglicht, bereits nach Abschluss der Schulpflicht in den Pflegeberuf einzusteigen.

Am 16. Oktober starten bei den Innsbrucker Sozialen Diensten insgesamt 16 Jugendliche – 14 Mädchen und 2 Jungs. „Es ist ein großer Tag. Die Pflegelehre haben wir viele Jahre angestrebt. Ich bin überzeugt, das ist der richtige Weg, das Ausbildungsangebot im Pflegebereich zu erweitern“, erklärt Hubert Innerebner, Geschäftsführer der Innsbrucker Sozialen Dienste GmbH und fügt hinzu: „Die Lehrlinge haben eine Wahl für eine Ausbildung getroffen, die wirklich zukunftsträchtig ist und nicht besser sein könnte. Was könnte sinnstiftender sein als ein Beruf, der Menschen hilft und unterstützt. Hier braucht man Herz, Einfühlungsvermögen und Stärke. Jeder, der Spaß an diesem Beruf hat, wird immer eine Stelle bekommen.“

Praxisorientiert

Die Ausbildung in den Pflegeassistenzberufen wird in Österreich bisher nur in schulischer Form mit Praxisanteilen in Pflegeeinrichtungen angeboten. Die bestehenden Bildungsmöglichkeiten werden um die berufspraktische Ausbildungsform der Lehre mit den Lernorten Betrieb (Pflegeeinrichtungen) und Berufsschule ergänzt. Interessierte junge Menschen erlernen die Qualifikationen zukünftig auch unmittelbar in den Pflegeeinrichtungen nach aktuellen Qualitätsstandards.

„Betrieb und Berufsschule ergänzen einander und vermitteln aufeinander abgestimmte Ausbildungsinhalte. Nach dem Lehrabschluss bietet die Lehre den neuen Fachkräften einen unmittelbaren Berufseinstieg in den ausbildenden Betrieben. Wir handeln und setzen neue Schritte und Maßnahmen, um die Personalsituation in der Pflege mittel- und langfristig abzusichern und die Betreuungsqualität auch künftig auf jenem hohen Niveau vorzufinden, wie wir sie heute kennen“, so Patrick Rauter, Fachgruppengeschäftsführer der Gesundheitsbetriebe in der WK Tirol.

Die Lehrausbildung zur Pflegeassistenz wird drei Jahre dauern, die Lehrausbildung zur Pflegefachassistenz vier Jahre. Die Ausbildungsvorschriften werden so aufeinander abgestimmt, dass die ersten drei Lehrjahre wechselseitig zur Gänze anrechenbar sind. Es ist daher z.B. möglich, mit der Lehre zur Pflegeassistenz zu beginnen und bei Interesse später in die Lehre zur Pflegefachassistenz umzusteigen. Die Lehre bietet jungen Menschen direkt nach Erfüllung der gesetzlichen Schulpflicht – also üblicherweise mit dem 15. Lebensjahr –die Möglichkeit, mit einer Berufsausbildung in der Pflege zu beginnen. Während der Lehrausbildung zur Pflegeassistenz und zur Pflegefachassistenz werden die Auszubildenden altersadäquat stufenweise und nach einem strukturierten Ausbildungsplan an die Qualifikationen herangeführt.

Volle Begeisterung

Jana Vötter aus Hall und Leah Hackl aus Absam werden ihre Lehre im Pflegeheim im Innsbrucker Stadtteil Saggen absolvieren. Beide haben bereits die Pflegeferrari in Innsbruck besucht und bringen daher schon Vorkenntnisse mit. Ursprünglich wollten beide Mädchen Krankenschwestern werden. Durch die Lehre hat sich für beide ein neues zukunftsträchtiges Berufsbild aufgetan. Für Leah ein absoluter Traumberuf: „Ich mag gerne mit Menschen arbeiten und ihnen helfen. Ich unterhalte mich sehr gerne und ich freue mich schon, die Geschichten der Mitbewohner:innen im Altenwohnheim zu hören.“ Bei der 16-jährigen Jana liegt die soziale Empathie und der Kontakt zur Altenpflege bereits in der Familie: „Meine Patentante und meine Tante arbeiten bereits im Altenwohnheim. Da habe ich von klein auf viel mitbekommen und interessiert nachgefragt. Mir gefällt es einfach, dass wir in unserer täglichen Arbeit einen direkten Bezug zu den Menschen haben.  Zu helfen, Lösungen zu finden und Vertrauen zu haben – darauf freue ich mich ganz besonders.“

Erste Berufsschulklasse in Innsbruck

Voraussichtlich Ende April wird der erste Schulblock an der Tiroler Fachberufsschule am Standort Lohbachufer im Umfang von zehn Wochen stattfinden. Nach dieser intensiven Theorieeinheit können dann neue praktische Aufgabenfelder auch in der Praxis bearbeitet werden. Durch die Kooperation von Betrieb und Berufsschule, welche ihrerseits mit dem Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe eng zusammenarbeitet, kann eine rundum qualifizierte Lehrzeit gewährleistet werden.

Die Ausbildung richtet sich an Interessierte ab 15 Jahren und dauert drei bzw. vier Jahre. Direkte Pflegetätigkeiten werden mit Erreichen des 17. Lebensjahrs ausgeübt, wodurch auch auf das Alter und das damit einhergehende Reife- bzw. Belastungsmaß Bezug genommen wird.

Weitere Informationen:

Helmut Wittmer
Bildungsabteilung der WK Tirol
T +43 5 90 905 7301
E helmut.wittmer@wktirol.at