Zum Inhalt springen
Hand hält eine Visualisierung der Weltkugel mit Icons zum Thema Nachhaltigkeit, Zukunft, ethischer Wirtschaft vor einem grünen Hintergrund mit Bokeh
© narawit | stock.adobe.com

Wie Nachhaltigkeit zum Erfolgsfaktor wird

Nachhaltigkeit ist kein Nice-to-have, sondern bietet handfeste Vorteile bei Kosten, Effizienz, Finanzierung und Marktzugang. Die WK Tirol unterstützt Betriebe in der Transformation – und geht mit einem eigenen Nachhaltigkeitsbericht selbst voran.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 17.12.2025

Für WK-Vizepräsident Markus Dax, in der Wirtschaftskammer Tirol für Nachhaltigkeit zuständig, ist klar: „Nachhaltigkeit ist kein Luxus für gute Zeiten, sondern ein Zukunftsthema und die Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit“. Viele Betriebe hätten bereits erkannt, dass sich nachhaltiges Wirtschaften in nahezu jeder Unternehmensgröße und Branche lohnt. Unternehmen, die sich mit Energieeffizienz, Ressourcenschonung, Mitarbeiterbindung oder transparenten Kennzahlen auseinandersetzen, profitieren unmittelbar: Sie reduzieren Kosten, verbessern Prozesse, erfüllen Erwartungen von Kundinnen, Lieferant:innen und Banken – und stärken ihre Wettbewerbsposition. 

Hoher Stellenwert in Wirtschaft und Gesellschaft

Wie hoch der Stellenwert tatsächlich ist, zeigt eine österreichweite WKO-Umfrage unter 1.000 Unternehmen und 2.000 Privatpersonen. Rund 80 Prozent der Befragten geben an, dass nachhaltiges Wirtschaften für sie einen hohen oder sehr hohen Stellenwert hat. Besonders bemerkenswert: Diese Einschätzung zieht sich durch alle Generationen und Unternehmensgrößen. Zwei Drittel der Unternehmerinnen und Unternehmer erwarten sogar, dass das Thema in den kommenden Jahren noch an Bedeutung zulegen wird. In herausfordernden Zeiten, in denen viele Unternehmen die wirtschaftliche Lage als kritisch einschätzen, bleibt Nachhaltigkeit ein Stabilitätsfaktor. Sie vermittelt Planungssicherheit und schafft Vertrauen – intern wie extern. 

Nachhaltigkeit ist kein Luxus für gute Zeiten, sondern ein Zukunftsthema und die Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit.

Mehr Freiwilligkeit bei EU-Regeln

Das EU-Parlament wird Mitte Dezember eine Lockerung der Berichtspflichten beschließen: Künftig gelten diese nur noch für Unternehmen mit einem Nettojahresumsatz von über 450 Millionen Euro und mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen. Dadurch sind in Tirol statt ursprünglich ca. 130 Betrieben nur noch einige wenige formell verpflichtet, detaillierte Nachhaltigkeitsberichte vorzulegen. Doch der Eindruck, damit sei das Thema in der Praxis weniger relevant geworden, täuscht. Die Anforderungen kommen längst nicht mehr nur aus Brüssel, sondern aus dem Markt selbst. Banken verlangen ESG-Daten für Finanzierungen, Kundinnen und Kunden prüfen zunehmend Lieferketten, große Auftraggeber:innen erwarten Transparenz in Umwelt- und Sozialbereichen, und auch das Employer Branding hängt immer stärker von glaubwürdigem nachhaltigem Handeln ab. Unternehmen benötigen also verlässliche Kennzahlen – unabhängig davon, ob eine gesetzliche Verpflichtung besteht oder nicht.

Mit Kennzahlen punkten

Für Tiroler Betriebe wird Nachhaltigkeit zum entscheidenden Faktor, wenn es um Angebote, Ausschreibungen oder Kooperationen geht. Dax betont, dass Unternehmen „über Kennzahlen verfügen müssen, weil sie von Banken, Kund:innen und Lieferant:innen eingefordert werden“. Wer keine nachvollziehbaren Daten vorweisen kann, muss mit Nachteilen rechnen – etwa bei Finanzierungskonditionen oder bei der Teilnahme an Wertschöpfungsketten. Darin liegt die indirekte, aber deswegen nicht weniger relevante Wirkung dieses Themas. Es gibt auch eine direkte Wirkung, die sofort spürbar wird: Energieeffizienzmaßnahmen, Gebäudesanierungen, moderne Beleuchtungssysteme oder ein optimierter Fuhrpark reduzieren laufende Kosten teils erheblich. Auch in Prozessen zeigt sich Potenzial: Weniger Materialverbrauch, digitale Abläufe und strukturierte Berichte rechnen sich langfristig. 

Die WK Tirol geht voran

Um kompetent beraten zu können, geht die WK Tirol den Weg selbst und hat einen freiwilligen Nachhaltigkeitsbericht erstellt. Die Basis bildet eine Wesentlichkeitsanalyse, die nach anerkannten ESRS Standards durchgeführt wurde. Sie zeigt, welche Themen für die Organisation besonders relevant sind – sowohl hinsichtlich ihrer eigenen Auswirkungen als auch der Erwartungen der Stakeholder.

Nachhaltigkeitsbeauftragte Marlene Hopfgartner betont, dass die Wesentlichkeitsanalyse „die Grundlage bildet, weil ohne valide Daten keine belastbaren Strategien entstehen können“. Deshalb setzt die WK Tirol auf den VSME-Standard, der klare, vergleichbare und praktikable Kennzahlen liefert.
Die Klimabilanz für das Haupthaus und das WIFI Innsbruck ergibt rund 600 Tonnen CO2₂-Ausstoß jährlich – eine Basis, um künftige Fortschritte messbar zu machen. Bereits umgesetzt wurden zahlreiche Maßnahmen: 80 Prozent des Fuhrparks sind elektrifiziert, neue Photovoltaikflächen am WIFI Innsbruck decken künftig 30 Prozent des Eigenstroms, Gebäudesanierungen verbessern Effizienz und Raumklima. Hopfgartner erklärt, dass der VSME-Standard „nicht nur als Berichtswerkzeug dient, sondern als Grundlage für unsere Beratungsqualität“. Denn die WK Tirol wolle Betriebe nicht nur informieren, sondern aktiv bei ihrer Transformation unterstützen. Die Wirtschaftskammer gibt damit ihren Mitgliedern nicht nur die Instrumente in die Hand, sondern zeigt auch, wie man sie richtig nutzt. Die drei wichtigsten Service-Tools der WK Tirol sind in der Fact-Box erläutert. 

Nachhaltigkeit öffnet Türen

Nachhaltigkeit bleibt – unabhängig von politischen Rahmenbedingungen – ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Sie schafft Transparenz, erhöht Effizienz, senkt Kosten und öffnet Türen zu Märkten und Finanzierungen. Die WK Tirol geht diesen Weg selbst und begleitet ihre Mitgliedsbetriebe praxisnah bei der Umsetzung. Für Vizepräsident Markus Dax ist die Richtung für die Wirtschaftskammer eindeutig: „Wir sehen es als unsere Aufgabe, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit durch Nachhaltigkeit zu stärken – und damit Tirols Betrieben ein stabiles Fundament für die Zukunft zu geben.“

Weitere Infos: www.wk-nachhaltigkeitsbericht.tirol

Hinweis
Drei zentrale Nachhaltigkeits-Services der WK Tirol

1. SDG-Nachhaltigkeitscheck
Mit diesem Basistool können Unternehmen aller Größen und Branchen ihren Status Quo in Bezug auf Nachhaltigkeit reflektieren und einen Fahrplan entwickeln, um ihr Unternehmen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig aufzustelle

2. Tiroler Beratungsförderung (CSR-Schwerpunkt)
Mit bis zu 80 Prozent Förderung im Umfang von 24 Beratungsstunden unterstützt die WK Tirol Unternehmen beim Aufbau von Nachhaltigkeitsstrategien, bei Berichten, bei der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle und bei der Klimarisiko-Analyse. Besonders KMU profitieren davon.

3. Klimabilanz- & Reporting-Tools
Das Klimabilanz-Tool erleichtert den Zugang zur Datenerhebung und macht Fortschritte sichtbar. Zusammen mit weiteren Reporting-Tools gelingt ein strukturierter Einstieg in die Erhebung von Kennzahlen und die Erstellung erster Klimabilanzen – häufig der entscheidende erste Schritt, um Nachhaltigkeit systematisch im Unternehmen zu verankern.