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Sparte Industrie

Standort- und klimapolitische Studien der Bundessparte Industrie

Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in der industriellen Produktion

Lesedauer: 7 Minuten

25.04.2024

Studie: Auswirkungen der WHO-Luftqualitätsrichtlinien 2021 auf produzierende Unternehmen in Österreich“

Mögliche Auswirkungen eines CO2-Grenzausgleichs (CBAM) auf industrielle Wertschöpfungsketten

Studie climAresilienz: Wie eine widerstandsfähige und klimaverträgliche heimische Wertschöpfung gelingen kann

Policy Paper „Im Wettbewerb um die Zukunft“

Studie climApro: Welche Effekte kann eine Veränderung der industriellen Produktionsstrukturen in Österreich für den globalen Klimaschutz bewirken?

Studie climAconsum Utl: Konsumbasierte CO2-Emissionen Österreichs verschlechtern die nationale Klimabilanz


Studie: Auswirkungen der WHO-Luftqualitätsrichtlinien 2021 auf produzierende Unternehmen in Österreich“

Um die möglichen Auswirkungen von möglichen neuen EU-Luftqualitäts-Grenzwerten auf den produzierenden Sektor in Österreich (Standorte der Industrie und des Gewerbes) besser abschätzen zu können, beauftragte die Bundessparte Industrie zusammen mit der Umweltpolitischen Abteilung und der Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Joanneum Research mit einer Analyse.

Die Studie simuliert, welche Auswirkungen auf die 7.500 Industrie-Standorte (bzw. 66.000 Standorte der gesamten produzierenden Wirtschaft) in Österreich zu erwarten sind, wenn die Empfehlungen der WHO (sie bestehen aus vier sogenannten „interim targets“ plus dem strengsten Level „AQG“ = Air Quality Guideline) als künftige EU-Grenzwerte gelten würden. Dafür wurden zehntausende Datensätze von insgesamt knapp 150 Messstellen in Österreich für die Jahre 2018-2021 herangezogen. Die ausgearbeiteten Karten zeigen, in welchen Gebieten es Überschreitungen in den vergangenen vier Jahren gegeben hätte, wenn WHO-Empfehlungen bereits gegolten hätten. Da nicht in allen Regionen Österreichs Messstellen platziert sind, zog Joanneum Research dafür ein Modell topographisch-klimatischer Regionen des österreichischen Umweltbundesamtes heran.

Autoren:
Birgit Kornberger, Ulrike Kleb, Hermann Katz
Joanneum Research – Policies – Institute for Economic and Innovation Research (Graz)

Projektkoordination BSI und Ansprechpartner:
Mag. Richard Guhsl, Telefon: +43 5 90 900 3435, Email: richard.guhsl@wko.at

Weitere Informationen und Studie

Mögliche Auswirkungen eines CO2-Grenzausgleichs (CBAM) auf industrielle Wertschöpfungsketten

Ergebnisse einer aktuellen Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts zeigen, dass der Wegfall der freien Zuteilung bei Einführung des geplanten CO2-Grenzausgleichs die österreichische Industrie bis 2035 mit direkten und indirekten Kosten von bis zu 8,9 Milliarden Euro belasten könnte. Betroffen davon sind nicht nur die direkt vom CBAM in der ersten Phase umfassten Produkte (Stahl, Aluminium, Zement und Düngemittel), sondern auch mit diesen Sektoren verbundene Wertschöpfungsketten. Diese befinden sich vor allem in der metallverarbeitenden Industrie und dem Maschinenbau, der Fahrzeugindustrie, der chemischen Industrie, der Stein- und keramischen Industrie, der Elektro- und Elektronikindustrie, der Feuerfestindustrie, der Bauwirtschaft sowie der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie.

Die Studie berücksichtigt, dass nicht nur Lieferungen auf den Binnenmarkt, sondern sogar auch Exporte klimafreundlicher Produkte europäischer Unternehmen in Nicht-EU-Märkte die freie Zuteilung vollständig verlieren. Durch Mehrbelastung der Unternehmen in den CBAM-Sektoren ist damit zu rechnen, dass Wettbewerbsnachteile gegenüber Ländern ohne CO2-Bepreisung entstehen. Diese würden sich etwa in einem Rückgang der Exporte in Nicht-EU-Staaten äußern, da in Europa bzw. in Österreich produzierte Güter infolge der höheren Herstellungskosten, die meist nicht weitergegeben werden können, dort nicht konkurrenzfähig sind. Dadurch kann es zu Export- und letztlich Produktionsrückgängen kommen. Diese wären aufgrund der starken Vernetzung mit anderen Sektoren nicht allein auf die CBAM-Sektoren beschränkt. Vielmehr würden die negativen Effekte auf die gesamte Volkswirtschaft ausstrahlen und auch zahlreiche heimische Arbeitsplätze gefährden. Gleichzeitig würden die weltweiten CO2-Emissionen aufgrund geringerer Emissionsstandards an Produktionsstätten außerhalb der EU sowie längerer Transportwege steigen.

Die aktuelle Energiekrise, verbunden mit gewaltigen Kostensteigerungen bei Gas und Strom, stellt Unternehmen vor massive Herausforderungen, die in der Folgenabschätzung der Europäischen Kommission nicht vorhersehbar waren. Produktionsrückgänge und Schließungen in der europäischen Industrie sind sehr wahrscheinlich, die entstehende Produktionslücke wird dann weitgehend von außereuropäischen Produzenten mit meist höherer Emissionsintensität aufgefüllt. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger daher auf, dass sie davon absehen, neue Kostenbelastungen hinzuzufügen oder dringend notwendige Carbon-Leakage-Maßnahmen zu untergraben, die für die Aufrechterhaltung der Beschäftigung in der Industrie in Europa und die Verringerung der globalen Emissionen von entscheidender Bedeutung sind.

Autor:
Industriewissenschaftliches Institut – IWI, 1050 Wien

Projektkoordination BSI und Ansprechpartner:
DI Oliver Dworak, Telefon: + 43 5 90 900 3403, Email: oliver.dworak@wko.at


Studie climAresilienz

Wie eine widerstandsfähige und klimaverträgliche heimische Wertschöpfung gelingen kann

Anpassungsfähigkeit und Innovation waren schon immer für den Erfolg und die Überlebensfähigkeit der industriellen Produktion essenziell. Beides wird auch zur Bewältigung von zwei aktuellen Herausforderungen nötig sein:

Die COVID-19-Wirtschaftskrise zeigt auf, wie verletzbar und abhängig global vernetzte Wertschöpfungsketten geworden sind. Der Green Deal der Europäischen Union verfolgt ambitionierte (Klima)ziele, fordert den Umbau der Wirtschaft ein und stellt konventionelle Herstellungstechniken, Lieferketten und Produkte vor völlig neue Herausforderungen. Vieles wird sich in den kommenden Jahren strukturell verändern – nur wohin?

Um die Resilienz von Unternehmen und Branchen angesichts dieser Situation bewerten und systematisch stärken zu können, bedarf es einer strukturierten Analyse. Im Auftrag der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer Österreich haben die Autoren der Studie climAresilienz exemplarisch für ausgewählte heimische Produktionsketten die Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Veränderung der gesetzlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen untersucht.

Wo Risiken sind, sind auch Chancen. Deshalb konnten zusätzliche Wertschöpfungspotenziale identifiziert werden. Berechnungen der volkswirtschaftlichen Effekte und der Effekte auf die nationalen und globalen Treibhausgasemissionen gewährleisten, dass die ökonomische, soziale und ökologische Dimension gleichermaßen berücksichtigt wird und die zusammenfassenden Schlussfolgerungen tatsächlich zukunftstauglich sind.

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Projekt- und Kooperationspartner
Die Studie erfolgte 2020/21 im Auftrag der Bundessparte Industrie der Wirtschaftskammer Österreich.

Autoren:
DI Bernhard Windsperger, Dr. Andreas Windsperger
Institut für Industrielle Ökologie (St. Pölten)

Peter Luptacik, FH-Hon.-Prof. Dr. Dr. Herwig W. Schneider
Industriewissenschaftliches Institut (Wien)

Projektkoordination BSI und Ansprechpartner:
Mag. Richard Guhsl, Telefon: +43 5 90 900 3435, Email: richard.guhsl@wko.at


Policy Paper „Im Wettbewerb um die Zukunft“

Klimapolitische Perspektiven für den Beitrag der österreichischen Industrie zur Treibhausgasneutralität 2050

Österreichs Industrieunternehmen leisten mit zahlreichen Maßnahmen wichtige Beiträge zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Sie gestalten aber auch die Transformation Richtung Klimaneutralität aktiv mit. Energie- und Klimapolitik sind zentrale Standortfaktoren der österreichischen Industrie – sowohl im Hinblick auf Versorgungssicherheit und internationale Wettbewerbsfähigkeit, als auch als Innovationstreiber und Technologieanreiz. Im Dialog mit der Österreichischen Energieagentur (AEA) und dem Austrian Institutes of Technology (AIT) haben WKÖ-Bundessparte Industrie und Industriellenvereinigung unter Einbindung zahlreicher Experten aus Unternehmen, Industrie-Fachverbänden und –Landessparten in einem branchenübergreifenden Projekt die Beiträge der Industrie zur Erreichung der Klimaneutralität skizziert. Im Policy Paper werden die wichtigsten Herausforderungen, Handlungsfelder und Rahmenbedingungen dargestellt.

Die Transformation des Energie- und Wirtschaftssystems Richtung Treibhausgasneutralität birgt erhebliche gesellschaftliche, technologische und rechtliche Herausforderungen - aber, klug und mit Blick über den nationalen Tellerrand umgesetzt, auch wirtschaftliche Chancen, Wettbewerbsvorteile und neue Märkte. Mit steigendem Klimabewusstsein wächst weltweit der Bedarf an Innovationen, Technologien und Lösungen. Die Industrie steht als Partner der Politik bereit, um Österreich zu einem „grünen“, aber auch international wettbewerbsfähigen Industriestandort zu machen. Dazu sind ambitionierte, aber realistische Ziele zu setzen. Regulatorische Weichenstellungen, basierend auf einem starken politischen Commitment zum Standort Österreich, müssen die Unternehmen in ihren intensiven Bemühungen bestmöglich unterstützen.

Unterlagen: 


Auftraggeber:

WKÖ Bundessparte Industrie, Industrie-Fachverbände und –Landessparten, Industriellenvereinigung

Auftragnehmer:
Österreichische Energieagentur (AEA), Austrian Institute of Technology (AIT)

Projektdauer:
September 2018 bis Dezember 2019

Projektkoordination:
DI Oliver Dworak, Telefon: +43 5 90 900 3403, Email: oliver.dworak@wko.at


Studie climApro

Welche Effekte kann eine Veränderung der industriellen Produktionsstrukturen in Österreich für den globalen Klimaschutz bewirken?

In der vorliegenden Studie wurde im Rahmen von drei Szenarien  genauer betrachtet, welches Potenzial ein verstärkter Aufbau von Wertschöpfungsketten in Österreich im Hinblick auf klimaschonendere Produktion gegenüber der Produktion in anderen Herstellländern (EU-Länder ebenso wie nicht-EU-Länder) hätte. Zusätzlich wurden mögliche negative Auswirkungen einer Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland („Carbon Leakage“) analysiert. 

Die Szenarien sind als Planspiel mit echten Zahlen zu verstehen. Sie sollen der interessierten Öffentlichkeit und der Politik zeigen, dass eine globale Treibhausgasreduktion nur dann erreicht wird, wenn man die Produktion von Gütern dort forciert, wo dies technologisch am fortschrittlichsten und emissionsärmsten zustande gebracht wird. Die Ergebnisse der Studie sollen helfen, sinnvolle Wege für die Verbindung von Klimaschutz und wirtschaftlicher Wertschöpfung zu erkennen, um sie gezielt fördern zu können.

Langfassung downloaden Kurzfassung downloaden


Auftraggeber:

Die Studie erfolgte 2018/19 im Auftrag von 

  • Bundessparte Industrie
  • Fachverband Bergwerke und Stahl
  • Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs
  • Fachverband Metalltechnische Industrie
  • Fachverband der NE-Metallindustrie
  • Fachverband der Stein- und keramischen Industrie
  • Umweltpolitische Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich
  • Austropapier

Autoren:
Dr. Andreas Windsperger, DI Bernhard Windsperger
Institut für Industrielle Ökologie (St. Pölten)

Projektkoordination BSI und Ansprechpartner:
Mag. Richard Guhsl, Telefon: +43 5 90 900 3435, Email: richard.guhsl@wko.at


Studie climAconsum

Konsumbasierte CO2-Emissionen Österreichs verschlechtern die nationale Klimabilanz

Um die tatsächlich von Österreich global verursachten Treibhausgas-Emissionen (= konsumbasierte Emissionen) darzustellen, muss man die CO2-Rucksäcke importierter Güter in der nationalen Treibhausgas-Bilanz hinzurechnen und die inländischen Emissionen, die bei der Produktion von Exportgütern entstehen, abziehen. Letztere werden den Zielländern zugerechnet.

Solch ein produktbezogener Ansatz ermöglicht die Treibhausgas-Berechnung auf detaillierter Ebene und zeigt die wesentlichen Verursacher und die emissionsintensivsten Produkte. In einer konsumbasierten Treibhausgasbilanz verschlechtert sich die nationale Klimabilanz

massiv, nämlich um + 50 % CO2. Global gesehen ist es klimaschonender, eine Energie- und CO2-intensive Produktion in Österreich zu halten und zu stärken, anstatt sie auszulagern, da aufgrund der hohen Effizienz und der fortschrittlichen Technologien global gesehen deutlich weniger Treibhausgase emittiert werden.

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Projekt- und Kooperationspartner

  • Institut für Industrielle Ökologie (St. Pölten)
  • JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH (Graz)
  • Wirtschaftskammer Österreich (Wien)
  • treeze Ltd. (Schweiz)
  • Rütter Soceco AG (Schweiz)

Autoren:
Windsperger A., Windsperger B., Bird D. N., Jungmeier G., Schwaiger H., Frischknecht R., Nathani C., Guhsl R. and Buchegger A.

Projektdauer:
Gefördert durch den Klima- und Energiefond im Rahmen des 7. ACRP Call
Laufzeit: 2 Jahre
Projektstart: April 2015
Projektende: März 2017

Projektkoordination BSI und Ansprechpartner:
Mag. Richard Guhsl, Telefon: +43 5 90 900 3435, Email: richard.guhsl@wko.at