Kooperation als Schlüssel zur Stärkung des Kärntner Handels
Der Kärntner Handel steht vor neuen Herausforderungen und Chancen, die vor allem durch den wachsenden Einfluss des Online-Handels geprägt sind. Der Einzelhandel hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, insbesondere durch die zunehmende Konkurrenz aus der virtuellen Welt. Der Online-Handel ist zu einem festen Bestandteil des Einkaufsverhaltens geworden und wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen.
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Eines ist den Kaufleuten in den Innenstädten inzwischen klar: Ohne Online-Handel kein Offline-Umsatz – und umgekehrt. Nur durch eine enge Verzahnung von Online- und Offline-Handel kann der Einzelhandel langfristig erfolgreich bleiben. Während der Online-Handel mit bequemen Einkaufsmöglichkeiten und einer großen Produktauswahl punktet, bietet der stationäre Handel einzigartige Erlebnisse, persönliche Beratung und die unmittelbare Verfügbarkeit von Waren. Beide Ansätze ergänzen sich. „Der stationäre Handel kann durch digitale Lösungen seine Reichweite erhöhen, während Online-Anbieter durch physische Präsenz Vertrauen und Kundennähe aufbauen. Gemeinsam schaffen sie ein nahtloses Einkaufserlebnis, das den modernen Kundenbedürfnissen entspricht“, erklärte KommR Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Kärnten. Haberl lud heute gemeinsam mit Inga Horny, Präsidentin des Stadtmarketing Austria, und Trend- und Innovationsexperte Lukas Rössler zum Pressegespräch ein.
Die Experten sind sich einig: Der Kärntner Handel befindet sich im Umbruch. Das zeigt auch die aktuelle CIMA-Studie aus dem Jahr 2023. So ist der Kaufkraftabfluss, etwa aus Klagenfurt, signifikant gestiegen - der Online-Handel hat seit 2010 um beeindruckende 517 Prozent zugelegt. „Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass der Online-Handel keine temporäre Erscheinung ist. Er ist gekommen, um zu bleiben“, betonte Haberl. Besonders im Bereich Mode, Elektrogeräte und Wohnungseinrichtungen verzeichnet dieser in Kärnten erhebliche Zuwächse.
Stationärer Handel und Onlinehandel als Partner
Trotz der Herausforderungen bietet die Verknüpfung von online- und stationärem Handel Chancen für beide Seiten. Der stationäre Handel, insbesondere in der Innenstadt von Klagenfurt, kann durch digitale Strategien seine Attraktivität steigern und den steigenden Kundenwünschen nach einem nahtlosen Einkaufserlebnis gerecht werden. Lukas Rössler, Trend und Innovationsexperte, betonte: „Online und offline müssen keine Konkurrenten sein – vielmehr können sie sich ergänzen und voneinander profitieren.“ Auch lokale Marktplatz-Plattformen, die den regionalen Handel digital vernetzen, bieten Möglichkeiten, die Vorteile des Online-Handels mit der persönlichen Beratung und dem Erlebnis im Geschäft zu verbinden. Hier liegt die Zukunft. „Der stationäre Handel muss sich stärker digital vernetzen und die Kunden dort abholen, wo sie sich informieren und einkaufen – nämlich online“, ergänzte Nikolaus Gstättner, Geschäftsführer der Sparte Handel.
Ein zentraler Punkt muss die Stärkung des stationären Handels durch Multifunktionalität sein. Die Innenstädte sollen sich nicht nur als Einkaufsorte, sondern auch als Erlebnis- und Aufenthaltsorte etablieren. „Innenstädte und Ortskerne haben das Potenzial, durch die Kombination von Handel, Gastronomie, Kultur und Freizeit noch attraktiver zu werden“, so Inga Horny, Präsidentin des Stadtmarketings Austria. Der Ausbau digitaler Angebote wie Click & Collect oder lokale Plattformen für Online-Bestellungen könnten dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Bedenklich sei allerdings der Trend zu Multi-Use-Angeboten in Einkaufszentren mit Sport- und Gesundheitsangeboten. Haberl: „Das führt zu einem Kaufkraftabfluss aus den Innenstädten, schwächt die lokale Wirtschaftsstruktur und beeinträchtigt die städtische Vielfalt und Attraktivität.“
Jahrhundertchance AREA Süd nutzen
Auch die neuen Chancen durch die Koralmbahn müssen genutzt werden. „Mit der Inbetriebnahme Ende 2025 eröffnen sich völlig neue Entwicklungsmöglichkeiten und Wachstumspotenziale entlang der Achse Graz-Klagenfurt-Villach. Diese aufstrebende Metropolregion, die AREA Süd, soll sich auch als Einkaufsdestination positionieren und dabei die Stärken und Angebote Klagenfurts und auch Villachs berücksichtigen“, so Haberl.
Entscheidend für die Zukunft wird die Zusammenarbeit der verschiedenen Handelsformen sein. „Nur durch die Nutzung von Synergien und den gezielten Einsatz digitaler Tools können wir den stationären Handel in Kärnten langfristig stärken. Es braucht einen Schulterschluss aller politischen Entscheidungsträger, es braucht konkrete Unterstützung für unsere heimischen Betriebe“, betonte Haberl abschließend.