Österreichs Industrie: Bedeutung und regionale Unterschiede
Informationen der Bundessparte Industrie
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Die österreichische Industrie verteilt sich auf die Bundesländer unterschiedlich und prägt die regionale Wirtschaft auf ganz eigene Weise.
Die neuesten Daten der Leistungs- und Strukturstatistik zeigen deutlich, wie bedeutend die Industrie im Jahr 2023 für die gewerbliche Wirtschaft in Österreich ist. Laut Statistik Austria stammen rund vier von zehn Euro des gesamten Produktionswertes und mehr als rund ein Fünftel der Wertschöpfung aus Industrieunternehmen. Auch bei den Investitionen ist die Industrie führend: 27 % der Bruttoinvestitionen der gewerblichen Wirtschaft werden von heimischen Industrieunternehmen getätigt. Jeder siebte Arbeitsplatz in der gewerblichen Wirtschaft entfällt auf die Industrie.
Die Struktur der Industrie ist geprägt von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU): 87 % der Betriebe beschäftigen bis zu 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die restlichen 13 % sind Großunternehmen – etwa 450 an der Zahl –, die gemeinsam mehr als drei Viertel der industriellen Wertschöpfung erwirtschaften und 77 % der Investitionen tätigen.
Großunternehmen sind mit ihrer Leistungskraft ein zentraler Motor für den Wohlstand in Österreich. Doch ihr Erfolg hängt auch vom Zusammenspiel mit den zahlreichen KMU ab. Gemeinsam erwirtschaften sie jährlich über 220 Milliarden Euro an Produktionswert, mehr als 50 Milliarden Euro an Wertschöpfung und investieren rund 12 Milliarden Euro in den Standort Österreich.
Die Industrie als regionaler Anker: Wo Österreichs Bundesländer besonders stark sind
Die Industrie bildet das wirtschaftliche Rückgrat vieler österreichischer Regionen – doch ihre Bedeutung ist keineswegs überall gleich verteilt. Oberösterreich, Niederösterreich und die Steiermark führen das Ranking an, wenn es um die absolute industrielle Wertschöpfung und Investitionssumme geht. Hier entstehen die höchsten Produktionswerte und die größten Investitionen der Industrieunternehmen – diese Bundesländer sind die industriellen Schwergewichte des Landes.
Doch ein Blick auf die relativen Kennzahlen offenbart eine weitere spannende Perspektive: In Kärnten und Vorarlberg spielt die Industrie eine überdurchschnittlich große Rolle für die regionale Wirtschaft. In Kärnten stammt mehr als jeder dritte Euro der gewerblichen Wertschöpfung aus der Industrie, in Vorarlberg ist es fast jeder dritte. Besonders eindrucksvoll: Jeder zweite investierte Euro der gewerblichen Wirtschaft Kärntens kommt aus Industrieunternehmen, in Vorarlberg sind es rund vier von zehn Euro. Diese regionale Vielfalt macht die österreichische Industrielandschaft zu einem dynamischen Motor für Innovation und Wachstum.
Bruttowertschöpfung: Regionale Schwerpunkte und Entwicklungen in Österreichs Industrie
Die industrielle Wertschöpfung in Österreich ist ein Spiegelbild der regionalen Vielfalt und wirtschaftlichen Dynamik des Landes. Jede Region setzt eigene Akzente, und die Branchenlandschaft ist geprägt von unterschiedlichen Schwerpunkten und Entwicklungen. Ein aktueller Blick auf die Bundesländer zeigt, welche Industrien jeweils dominieren und wie sich die Bedeutung einzelner Branchen im Vergleich zum Vorjahr verändert hat.
Burgenland:
Die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Metalltechnische Industrie prägen das industrielle Bild des Burgenlands. Auch die Nahrungs- und Genussmittelindustrie spielt eine wichtige Rolle. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Metalltechnische Industrie ihre Bedeutung ausbauen, während die Chemische Industrie leicht an Gewicht verliert, aber weiterhin zu den wichtigsten Branchen zählt.
Kärnten:
Hier dominiert die Elektro- und Elektronikindustrie, gefolgt von der Metalltechnischen Industrie und der Bauindustrie. Die Elektro- und Elektronikindustrie gewinnt im Vorjahresvergleich an Bedeutung, während die Holzindustrie einen Rückgang beim Wertschöpfungsanteil verzeichnet.
Niederösterreich:
Die Metalltechnische Industrie ist führend, gefolgt von der Chemischen Industrie und der Mineralölindustrie. Während die Mineralölindustrie im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung verliert, legen die Chemische Industrie, die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie die Elektro- und Elektronikindustrie zu.
Oberösterreich:
Auch hier steht die Metalltechnische Industrie im Fokus, ergänzt durch die Fahrzeugindustrie und die Chemische Industrie. Das Wertschöpfungsprofil bleibt im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil, mit leichten Zugewinnen in der Elektro- und Elektronikindustrie.
Salzburg:
Die Metalltechnische Industrie ist die tragende Säule, während die Holzindustrie ebenfalls regional relevant ist. Im Vorjahresvergleich verliert die Metalltechnische Industrie an Bedeutung, wohingegen die Bauindustrie bei den Wertschöpfungsanteilen zulegen kann.
Steiermark:
Die Metalltechnische Industrie, die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Fahrzeugindustrie sind besonders wertschöpfungsstark. Die Metalltechnische Industrie verzeichnet leichte Zugewinne, während die Papier- und Holzindustrie im Periodenvergleich an Bedeutung verlieren.
Tirol:
Die Chemische Industrie ist neben der Metalltechnischen und der Holzindustrie besonders präsent. Während die Chemische Industrie ihren regionalen Wertschöpfungsanteil steigert, verliert die Holzindustrie im Vergleich zum Vorjahr.
Vorarlberg:
Die Metalltechnische Industrie ist hier besonders stark vertreten, ebenso die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Während die Metalltechnische Industrie an Bedeutung verliert, gewinnt die Nahrungs- und Genussmittelindustrie an regionaler Wertschöpfungsrelevanz.
Wien:
Die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Metalltechnische Industrie führen das Ranking an, gefolgt von der Chemischen Industrie, den Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen und der Bauindustrie. Im Vergleich zur Vorperiode verlieren die Chemische Industrie und die Bauindustrie an Bedeutung, während die Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen und die Metalltechnische Industrie ihre Wertschöpfungsaktivität steigern.
Die Metalltechnische Industrie ist in Österreich regional breit vertreten und zählt in vielen Bundesländern zu den drei wichtigsten Branchen im Bruttowertschöpfungsranking. In Kärnten und im Burgenland sorgt vor allem die Elektro- und Elektronikindustrie für besonders hohe Wertschöpfungsanteile innerhalb der Industrie, während in Tirol die chemische Industrie eine herausragende Rolle spielt. Im Vergleich zum Vorjahr gewinnt die Elektro- und Elektronikindustrie in allen Bundesländern zumindest leicht an Bedeutung, wohingegen die Holzindustrie vielerorts an regionalen Wertschöpfungsanteilen verliert. Viele Fachverbände halten ihre regionalen Anteile in den Bundesländern auf stabilem Niveau.
Die Fachverbände der Industrie sind in ganz Österreich fest verwurzelt und zeichnen sich durch ihre regionale Vielfalt aus. Viele dieser Unternehmen sind seit Generationen am heimischen Standort aktiv und stehen für wirtschaftliche Stabilität – oft als traditionsreiche Familienbetriebe. Ihr Beitrag geht jedoch weit über die lokale Wertschöpfung hinaus: Sie schaffen Arbeitsplätze, fördern die Entwicklung ihrer Regionen und investieren kontinuierlich in Innovation und Ausbildung. Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftsfähigkeit und Wettbewerbsstärke der österreichischen Industrie insgesamt.
Autorin:
Mag. Sandra Lengauer
E-Mail: sandra.lengauer@wko.at