Sozialmissbrauch mit Fairnesspaket eindämmen, System zukunftssicher machen
Das Vertrauen in das Sozialsystem muss gestärkt und missbräuchliche Inanspruchnahme im Sinne eines Fairnesspakets für Unternehmen und Arbeitnehmer:innen konsequent unterbunden werden.
Lesedauer: 1 Minute
Das österreichische Sozialsystem ist ein zentraler Pfeiler des gesellschaftlichen Zusammenhalts – aber es steht zunehmend unter Druck. Immer mehr Fälle von missbräuchlicher Inanspruchnahme gefährden seine Finanzierbarkeit und untergraben das Vertrauen jener, die auf das System angewiesen sind oder es durch ihre Beiträge mittragen.
Tatsächlich belegen aktuelle Zahlen den Handlungsbedarf: Im Jahr 2024 wurden 4.865 Fälle von Sozialleistungsbetrug registriert – ein Plus von 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der entstandene Schaden summiert sich seit 2018 auf rund 135 Millionen Euro, wobei von einer erheblich höheren Dunkelziffer auszugehen ist. Hinzu kommen wirtschaftliche Auswirkungen durch steigende Krankenstandszahlen: Diese verursachen jährlich 5,8 Milliarden Euro an Kosten und bis zu 8,5 Milliarden Euro an Wertschöpfungsverlusten. Seit dem Jahr 2000 sind die Krankenstandstage von 12 auf rund 15 pro Jahr gestiegen – ein Anstieg, der fast einem Prozent des gesamten Arbeitsvolumens entspricht.
Zwei Schwerpunkte für ein ausgewogenes Fairnesspaket
Um die Treffsicherheit im Sozialsystem zu verbessern und es für alle Beteiligten fair zu gestalten, ist die Bekämpfung von Missbrauch unerlässlich – nicht nur auf Seiten der Unternehmen, sondern auch auf der Arbeitnehmerseite. Schwerpunktmäßig wären etwa gezieltere Sanktionen bei der Arbeitslosenversicherung anzudenken, wenn etwa Arbeitsangebote ohne triftigen Grund abgelehnt werden.
Auch eine Reform der Krankenstandskontrollen könnte zur Missbrauchsvermeidung beitragen, etwa durch bundesweit einheitliche Vorgaben, verpflichtende Prüfungen bei begründetem Verdacht sowie einer stärkeren Rolle der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). Ziel muss es sein, jene zu schützen, die tatsächlich krank sind, und gleichzeitig eine missbräuchliche Nutzung einzudämmen.
Fazit: Betrugsbekämpfung breiter und mit Augenmaß denken
Eine wirksame Betrugsbekämpfung trägt zur Sicherung und Entlastung unseres Sozialsystems bei. Wichtig ist aber, dass sie nicht einseitig zu Lasten der Unternehmen erfolgt, sondern im Sinne eines echten Fairnesspakets breiter gedacht wird.
Das soziale Netz muss gezielt dort gespannt werden, wo es tatsächlich gebraucht wird – und darf nicht durch Überlastung aufgrund von Missbrauch reißen. In einer Zeit großer budgetärer Herausforderungen ist ein ausgewogenes Fairnesspaket daher ein wesentlicher Schritt hin zu einem zukunftsfitten, stabilen und leistungsfähigen Sozialsystem.