Wohlstandsmotor EU-Binnenmarkt: Ungenutzte Potentiale nutzen
Durch den Binnenmarkt ist Österreich zu einem gefragten Handelspartner innerhalb der EU geworden. Rund 70 % unseres Außenhandels entfallen auf den gemeinsamen Wirtschaftsraum – dessen Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.
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Österreich zählt zu den exportstärksten Ländern der Welt – gemessen am Exportvolumen pro Kopf rangiert es unter den globalen Spitzenreitern. Die zentrale Plattform dieses Erfolgs: der europäische Binnenmarkt. Seit dem EU-Beitritt im Jahr 1995 sind die heimischen Warenexporte in EU-Staaten laut Statistik Austria von 33 Mrd. Euro auf 137 Mrd. Euro im Jahr 2023 gestiegen. Auch 2024 wurden trotz herausfordernder Rahmenbedingungen beachtliche 128 Mrd. Euro an Waren in den EU-Binnenmarkt exportiert – das entspricht rund 70 % des gesamten Exportvolumens von 191 Mrd. Euro. Exporte in Drittstaaten beliefen sich auf 63 Mrd. Euro.
Der Binnenmarkt steht für grenzenlosen Zugang zu 450 Mio. Konsument:innen, stabile Rahmenbedingungen und verlässliche Planbarkeit. Unsere Betriebe profitieren dabei von Einsparungen von rund 2,7 bis 6,85 Mrd. Euro jährlich durch den Wegfall von Zollkontrollen und Wartezeiten. Der Abbau von nichttarifären Handelsbarrieren und die gegenseitige Anerkennung von Prüfzeugnissen sichern Unternehmen Einsparungen von 15 bis 20 % des Warenwerts – ein enormer Vorteil, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, denen dadurch der Markteintritt in andere EU-Länder deutlich erleichtert wird.
Waren es 1989, zur Zeit der Ostöffnung, noch 12.000 Exportbetriebe, so tragen heute rund 64.000 Unternehmen mit ihren Exporten wesentlich zu Beschäftigung und Wohlstand in Österreich bei.
Auch jenseits des Handels wirkt der Binnenmarkt als Wachstumshebel: Laut Österreichischer Nationalbank (OeNB) haben sich die jährlichen Direktinvestitionen aus dem Ausland seit dem Beitritt von rund 16 Mrd. Euro auf fast 212 Mrd. Euro erhöht.
Ungenützte Potenziale heben
Der europäische Binnenmarkt ist zweifellos eine Erfolgsgeschichte – doch sein volles Potenzial bleibt bislang noch ungenutzt. Gerade im grenzüberschreitenden Dienstleistungsverkehr werden Unternehmen durch unterschiedliche Vorschriften, umfangreiche Meldepflichten und komplexe Entsende-Regelungen ausgebremst. Laut Internationalem Währungsfonds haben die bestehenden Handelshemmnisse im Binnenmarkt den gleichen Effekt, als würden sich die EU-Staaten untereinander Warenzölle in Höhe von 44 % und Zölle auf Dienstleistungen in Höhe von 110 % auferlegen.
Fazit: Handbremsen lösen, Binnenmarkt entfesseln!
Die von der EU-Kommission kürzlich präsentierte Binnenmarktstrategie ist ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität. Angesichts zunehmender globaler Unsicherheiten – von geopolitischen Spannungen bis hin zu Zolldrohungen – ist ein starker, vertiefter Binnenmarkt zentral für die wirtschaftliche Resilienz Europas und exportorientierter Volkswirtschaften wie Österreich. Dafür braucht es u.a. weniger Bürokratie, eine einheitliche Anwendung, Umsetzung und Durchsetzung bestehender Binnenmarktregeln sowie einen stärkeren Fokus auf den Dienstleistungsbinnenmarkt.
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