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Sujet Wirtschaftspanorama
© EU Representation WKÖ

EU-Wirtschaftspanorama 20/2025

Ausgabe 23. Mai

Lesedauer: 10 Minuten

23.05.2025

Im Brennpunkt


EU-Binnenmarktstrategie: Vereinfachungen sollen Europas Unternehmen stärken

Aufnahme des Kontinenten Europas aus dem All bei Nacht mit leuchtenden Ballungszentren. Darüber steht EU Wirtschaftspanorama, Im Brennpunkt, EU-Binnenmarktstrategie, Vereinfachungen sollen Europas Unternehmen stärken
© EU Representation / NicoElNino | stock.adobe.com

Die Europäische Kommission hat eine neue Strategie zur Weiterentwicklung des EU-Binnenmarkts vorgestellt. Ziel ist es, Unternehmen in Europa bessere Rahmenbedingungen zu bieten und bestehende Hindernisse im Waren- und Dienstleistungsverkehr abzubauen. Im Fokus stehen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie wachstumsstarke Firmen. Weiters soll die die Digitalisierung wirtschaftlicher Prozesse vorangetrieben werden. 

Kern der Strategie ist die Beseitigung der sogenannten „Terrible Ten“ – besonders belastende Hürden im Binnenmarkt wie komplizierter Vorschriften, unterschiedlicher nationaler Standards oder erschwerter Anerkennung beruflicher Qualifikationen. Diese Maßnahmen sollen den Zugang zum Binnenmarkt vereinfachen und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit von Europas Unternehmen steigern. 

Langsames Wachstum und Handelshindernisse bremsen die EU aus 

Dass diese Maßnahmen dringend notwendig sind, zeigt der neue Brussels Economic Monitor der Abteilung für Wirtschaftspolitik und der EU Representation der WKÖ. Zwar bleibt die EU mit einem BIP von 19 Milliarden Euro nach wie vor der zweitgrößte Wirtschaftsraum der Welt, beim BIP-Wachstum fällt sie jedoch seit der Eurokrise hinter das Wachstum der USA zurück. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg stellen hier weitere Herausforderungen für die EU dar.  

Gleichzeitig haben eine schwächere Umsetzung der Binnenmarktregeln und fehlende Impulse für Kapitalmarktwachstum dafür gesorgt, dass der Warenhandel innerhalb der EU langsamer wächst als der Weltwarenhandel. Hinzu kommen interne Handelshemmnisse, die laut einer IWF-Studie den gleichen Effekt wie 44-prozentige Zölle auf Waren und 110-prozentige Zölle auf Dienstleistungen in der EU haben. 

Vereinfachungen im Dienstleistungssektor und mehr Digitalisierung 

Um Hindernisse abzubauen, fokussiert sich ein weiterer Schwerpunkt der Binnenmarktstrategie auf den Dienstleistungssektor. Geplant sind unter anderem vereinfachtere Regelungen für das Bauwesen und die Zustellbranche sowie für branchenspezifische Dienstleistungen. Ziel ist es, das bislang begrenzte Wachstum im grenzüberschreitenden europäischen Dienstleistungshandel anzuregen. 

KMU sollen durch einen digitalen „KMU-Ausweis“ gezielt unterstützt werden. Zudem will die Kommission bestehende Regeln vereinfachen und verstärkt auf digitale Lösungen setzen, etwa durch die digitale Bereitstellung von Produktinformationen. Nationale Behörden werden aufgefordert, Binnenmarktbeauftragte, sog. „Sherpas“, zu benennen, welche neue nationale Maßnahmen vorab auf ihre Vereinbarkeit mit dem Binnenmarkt zu prüfen. 

Aus Sicht der heimischen Wirtschaft ist die neue EU-Binnenmarktstrategie eine richtige Prioritätensetzung seitens der EU-Kommission, und eine notwendige Reaktion auf die Berichte von Mario Draghi und Enrico Letta: „Ein vertiefter Binnenmarkt und weniger Bürokratie sind zentrale Hebel für Europas Wettbewerbsfähigkeit“, betont Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der WKÖ

Die Strategie wird durch eine jährliche Vollzugsagenda begleitet und von regelmäßigen Berichten der Kommission behandelt. Damit soll sichergestellt werden, dass der Binnenmarkt auch künftig als der Wachstumsmotor für Europas Unternehmen wirkt und unsere Stellung in der Welt festigt.

Ansprechpartner: Peter Dohr


Internationaler Handel


EU und Vereinigtes Königreich wollen Zusammenarbeit vertiefen

Zwei Papierschiffchen sind auf einem hellblauen Untergrund platziert, das vordere mit United Kingdom Flagge gefaltet und das hintere mit der Symbolik der Europäischen Union
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Der erste Gipfel am 19. Mai zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich (VK) soll der Startschuss für eine Neuaufstellung und Stärkung der Beziehungen zwischen beiden Seiten nach dem Brexit darstellen. EU und VK haben sich auf eine engere Zusammenarbeit in strategischen Bereichen geeinigt.

Im Fokus stehen eine engere Zusammenarbeit in Sicherheits- und Verteidigungsfragen – u. a. bei der Ukraine-Unterstützung, Cybersicherheit und Krisenmanagement – sowie bei maritimer Sicherheit, humanitärer Hilfe und Gesundheitsvorsorge.

Auch wirtschaftlich soll die Partnerschaft ausgebaut werden, besonders durch die mögliche Anbindung des Vereinigten Königreichs an den EU-Strommarkt. Außerdem streben beide Seiten ein gemeinsames Abkommen für Agrarstandards (SPS-Abkommen) an. Dies soll den Großteil der Bewegungen von Tieren, tierischen Produkten, Pflanzen und pflanzlichen Produkten zwischen GB und der EU ohne die derzeit erforderlichen Zertifikate und Kontrollen ermöglichen.

Weitere Themen sind jugendbezogene Mobilitätsprogramme, eine mögliche Rückkehr zu Erasmus+ und vereinfachte Einreisebedingungen. Zudem streben beide Seiten Fortschritte bei Justiz- und Polizeizusammenarbeit, Wettbewerbsrecht, Migrationsbekämpfung und dem Austausch sicherheitsrelevanter Daten an.

Eine engere EU-UK-Kooperation ist aus österreichischer Sicht begrüßenswert. Das Vereinigte Königreich ist Europas zweitgrößter Markt und mit 4,93 Milliarden Euro (2024) Österreichs zehntwichtigster Exportmarkt – mit einem Warenbilanzüberschuss von 2,6 Milliarden Euro. Nach einem Plus von 6,7 % im Jahr 2023 sanken die Exporte 2024 um 9,5 % (weltweit: -4,9 %).

Österreichische Direktinvestitionen im VK belaufen sich auf 8,09 Milliarden Euro (Rang 11), laut Schätzungen des Außenwirtschaftscenter London produzieren oder assemblieren rund 50 der über 300 Tochterfirmen vor Ort. Im Dienstleistungsbereich ist das VK Österreichs fünftgrößter Exportmarkt.

Mehr Key Facts, Kennzahlen und aktuelle Entwicklungen finden Sie im AUSSENWIRTSCHAFT Wirtschaftsbericht aus dem Vereinigten Königreich

Ansprechpartner: Sebastian Köberl


Binnenmarkt


Neue Unternehmenskategorie „small-mid caps“ soll Berichtspflichten bei wachsenden Unternehmen senken

Papierstapel und Aktenordner, die das ganze Bild ausfüllen
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Die Europäische Kommission hat diese Woche ihr viertes Omnibus-Paket, welches in ihrer im Februar veröffentlichten Mitteilung über die Umsetzung und Vereinfachung angekündigt wurde, vorgestellt. Kernstück der Maßnahmen ist die Einführung einer neuen Kategorie von Unternehmen, der sogenannten small-mid caps (SMCs). Diese umfasst Firmen mit mehr als 250 und weniger als 750 Mitarbeitenden und bis zu 150 Millionen Euro jährlichem Umsatz oder einer Bilanzsumme von 129 Millionen Euro.  

Small-mid caps sollen künftig von Erleichterungen wie vereinfachten Datenschutzpflichten oder leichterem Kapitalmarktzugang profitieren. Damit soll verhindert werden, dass KMU, sobald sie über eine bestimmte Unternehmensgröße hinauswachsen, wie bisher automatisch als Großunternehmen eingestuft und mit einem starken Anstieg von Berichtspflichten konfrontiert werden. Knapp 38.000 europäische Unternehmen würden als Small Mid-Caps eingestuft werden. 

Weitere Maßnahmen des neuen Omnibus-Vorschlages sind der Entfall der F-Gas-Registrierung für Kleinstimporteure, digitale statt papierbasierte Produktinformationen, klarere EU-Vorgaben durch gemeinsame Spezifikationen und eine stufenweise Einführung von Sorgfaltspflichten für die Batterieindustrie. Insgesamt erwartet die EU-Kommission, dass die Maßnahmen des vierten Omnibus Unternehmen jährlich bis zu 400 Millionen Euro an Bürokratiekosten ersparen sollen. 

Aus Sicht der heimischen Wirtschaft ist das vierte Omnibus-Paket ein Schritt in die richtige Richtung. „Wir begrüßen die Erleichterungen, werden aber gleichzeitig die Umsetzung genau beobachten. Statt dem nächsten Papier, das im Nachhinein Erleichterungen bringen soll, wäre es besser, EU-Vorschriften von Beginn an so zu gestalten, dass sie für ein KMU – und somit auch für größere Unternehmen – in der Praxis möglichst einfach anwendbar sind“, erklärt Mariana Kühnel, stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin. Das Paket muss nun vom Europäischen Parlament und dem Rat im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens angenommen werden. 

Ansprechpartner: Peter Dohr


Frühjahrsprognose 2025: EU-Kommission erwartet moderates Wachstum in Europa

Rendering verschiedener statistischer Liniendiagramme
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Die Europäische Kommission hat in ihrer Frühjahrsprognose 2025 ein moderates Wachstum der EU-Wirtschaft trotz globaler Unsicherheiten vorgesehen. Das reale BIP soll 2025 um 1,1 % in der EU und um 0,9 % im Euroraum steigen, für 2026 wird mit 1,5 % bzw. 1,4 % ein stärkeres Wachstum erwartet. Die Inflation im Euroraum dürfte 2025 auf 2,1 % sinken und 2026 weiter auf 1,7 % zurückgehen.  

Die Exporte entwickeln sich schwach, Investitionen und der private Konsum erholen sich nur langsam. Der Arbeitsmarkt bleibt stabil, mit weiter steigender Beschäftigung und sinkender Arbeitslosigkeit. Die Reallöhne steigen, während sich die nominale Lohnentwicklung abschwächt. Trotz rückläufiger Inflation steigen die öffentlichen Defizite leicht, und auch die Schuldenquote nimmt wieder zu.  

Die Prognose basiert auf der Annahme gleichbleibender Handelszölle, mit teils höheren Sätzen zwischen den USA und der EU auf Stahl, Aluminium und Autos. Die Zölle zwischen den USA und China gelten als ausreichend hoch, um den bilateralen Handel spürbar zu belasten. Die Kommission warnt außerdem vor Risiken durch Handelskonflikte und Klimafolgen, sieht aber Chancen in verstärktem Handel, höheren Investitionen und weiteren Reformen. 

Laut der Prognose der EU-Kommission bleibt Österreichs Wirtschaft auch 2025 im dritten Jahr in Folge in der Rezession mit einem erwarteten Rückgang des BIP um 0,3 %. 2026 soll ein moderates Wachstum von 1 % einsetzen. Hauptursachen sind schwache Investitionen, verhaltener Konsum und rückläufige Exporte infolge globaler Handelsspannungen. Trotz geplanter Konsolidierungsmaßnahmen bleibt das Budgetdefizit hoch und liegt voraussichtlich auch 2025 und 2026 über 4 % des BIP, während die Staatsschuldenquote weiter ansteigt.

Ansprechpartner: Sebastian Köberl


Kurz & Bündig


Jetzt für Volontariate 2026 in der EU Representation in Brüssel bewerben

Die EU-Representation der WKÖ in Brüssel bietet mit ihren Volontariaten engagierten Studierenden der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften die Möglichkeit, europäische Politik und Interessenvertretung aus nächster Nähe mitzuerleben. Sammeln Sie wertvolle Erfahrungen direkt im Herzen der EU! Die Bewerbungsphase für 2026 läuft ab sofort bis 31. August – nutzen Sie die Chance, Europa aktiv mitzugestalten!


EU-Parlament stimmt für Vereinfachung des CO₂-Grenzausgleichssystems 

Das Europäische Parlament hat dem Vorschlag zur Vereinfachung des EU-CO₂-Grenzausgleichssystems (CBAM) zugestimmt. Mit der neuen de-minimis-Grenze von 50 Tonnen sollen 90 % der Importeure, vor allem KMU und Gelegenheitsimporteure, von Meldepflichten und Zusatzkosten befreit werden. Der Vorschlag ist Teil des „Omnibus I“-Vereinfachungspakets der Kommission vom Februar 2025. Auch das Zulassungsverfahren, die Emissionsberechnung und das Finanzmanagement der betroffenen CBAM-Importe sollen einfacher werden. Gleichzeitig soll der Missbrauchsschutz verschärft werden. Trotz der Änderungen würden 99 % der gesamten CO₂-Emissionen aus Importen von Eisen, Stahl, Aluminium, Zement und Düngemitteln weiterhin erfasst werden. Der Text wurde mit 564 von 720 Stimmen angenommen. Das Parlament kann nun in Verhandlungen mit dem Rat treten.


Arbeitnehmerentsendung: Rat beschließt digitale Entlastung für Unternehmen 

Der Rat der EU hat seine Position zur geplanten Verordnung über die elektronische Entsendemitteilung von Arbeitnehmer:innen angenommen. Ziel ist es, den Verwaltungsaufwand für Unternehmen deutlich zu senken und die Kontrolle der Einhaltung der Entsenderichtlinie für Behörden zu erleichtern. Kernstück ist eine europaweite digitale Plattform mit einheitlichem Meldeformular. Neue Funktionen sollen unter anderem das Hochladen von Dokumenten und elektronische Rückmeldungen ermöglichen. Mitgliedstaaten, die das System nutzen, dürften dann keine zusätzlichen Meldepflichten verlangen. Die EU-Kommission beziffert die mögliche Zeitersparnis für Unternehmen auf bis zu 73 %, bei flächendeckender Umsetzung könnten 81 % Bürokratiekosten eingespart werden. Der Rat kann in die Verhandlungen mit dem EU-Parlament gehen, sobald dieses seine Position angenommen hat. 


Jobs+Jobs+Jobs


ESMA sucht Communications Officer 

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) mit Sitz in Paris (Frankreich) sucht

  • Communications Officer
    Temporary Agent, Grade: AD 5, Reference: ESMA/2025/VAC02/AD5ESMA/2025/VAC02/AD5, Deadline for applications: 02/06/2025, 23:59 Paris time

Weitere Informationen sind online abrufbar. 


EUROPOL sucht Specialist 

Die Agentur der Europäischen Union für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Strafverfolgung (Europol) mit Sitz in Den Haag (Niederlande) sucht

  • Specialist – Deployment Management and Support, Deployment Management & Support Team, Operational Centre Unit
    Temporary Agent, Grade: AD 6, Reference: Europol/2025/TA/AD6/699, Deadline for applications: 09/06/2025, 23:59

Weitere Informationen sind online abrufbar. 


EUROPOL sucht Senior Specialist 

Die Agentur der Europäischen Union für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Strafverfolgung (Europol) mit Sitz in Den Haag (Niederlande) sucht

  • Senior Specialist – Head of Team - Security and Facilities Services, Security Risk Management & Services Unit
    Temporary Agent, Grade: AD 7, Reference: Europol/2025/TA/AD7/695, Deadline for applications: 17/06/2025, 23:59

Weitere Informationen sind online abrufbar.


EU-Wochenvorschau 


Sitzungen der Europäischen Kommission 

28. Mai

  • EU-Strategie für Start-up und Scale-up
  • Strategisches Konzept der EU für die Schwarzmeerregion
  • Vereinfachung der Garantie für das auswärtige Handeln 

Sitzungen des Rates

26. Mai

  • Rat (Auswärtige Angelegenheiten)
    • Finanzierung der Entwicklung
    • Beziehungen EU-Afrika
    • Lage in der Ukraine
    • Gipfel „Ernährung für Wachstum
    • Außenpolitische Maßnahmen nach 2027 

27. Mai

  • Rat (Auswärtige Angelegenheiten)
    • Grenzausgleichsmechanismus für Kohlenstoff
    • Vorbereitung der Juni-Tagung des Europäischen Rates
    • Verfahren nach Artikel 7 betreffend Ungarn
    • Jährlicher Dialog zur Rechtsstaatlichkeit
    • Katalanisch, Baskisch und Galicisch
    • Demokratische Widerstandsfähigkeit der EU

Ausgewählte laufende Konsultationen

Verkehr

Binnenmarkt

Inneres, Justiz und Grundrechte

Digitale Wirtschaft und Gesellschaft

Klimaschutz

Wettbewerb

Energie

Verbraucherschutz


REDAKTION: 
Alexander Maurer, EU Representation der WKÖ

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