Schwerarbeitsrechner

Berufsliste - Anleitung für den Schwerarbeitsrechner - Arbeitskilojouleverbrauch

Lesedauer: 2 Minuten

Der Dienstgeber ist verpflichtet bis Ende Februar eines jeden Jahres, alle Dienstnehmer, die im vorangegangenen Kalenderjahr Schwerarbeit geleistet haben, den Sozialversicherungsträger zu melden (siehe dazu unser Infoblatt "Schwerarbeit“).

Berufslisten 

Um den Dienstgebern diese Meldepflicht zu erleichtern, wurden in speziellen Berufslisten des Bundesministeriums jene Berufe aufgezählt, bei denen Schwerarbeit anzunehmen ist. 

Darüber hinaus kann bei Beschäftigungen, die nicht in der Berufsliste angeführt sind, Schwerarbeit vorliegen, wenn der durchschnittliche Arbeitskilojouleverbrauch entsprechend überschritten wird. In diesen Fällen soll der Schwerarbeitsrechner bei der Entscheidung helfen, ob die geleistete Arbeit als Schwerarbeit gilt.

Was ist der Schwerarbeitsrechner? 

Der Schwerarbeitsrechner errechnet nach einer anerkannten berufskundlichen Methodik nach 

  • der Art der Köperhaltung,
  • der Belastung unterschiedlicher Muskulaturbereiche und
  • dem Ausmaß der Hebe- und Trageleistung

überschlagsmäßig den durchschnittlichen Arbeitskilojouleverbrauch an einem achtstündigen Arbeitstag.

Wie funktioniert der Schwerarbeitsrechner? 

1.    Schritt:
Zunächst sind die Arbeitsabläufe in einzelne Tätigkeiten zu zerlegen und unter Berücksichtigung der verwendeten Arbeitsgeräte bzw. Maschinen zu beschreiben. Dabei ist von einem achtstündigen Arbeitstag auszugehen. 

2.    Schritt:
Es ist der prozentuelle Anteil der einzelnen Tätigkeiten eines Tages derart zu ermitteln, dass 100-%-Punkte auf die erhobenen Tätigkeiten verteilt werden. Werden 100 % auf acht Stunden aufgeteilt, so entsprechen 24 Minuten Arbeitszeit einem Anteil von 5 %. 

3.    Schritt:
Die prozentuell bewerteten Tätigkeiten müssen in die Tabelle des Schwerarbeitsrechners eingetragen werden.

  • Art der Körperhaltung: 7 Kategorien - Sitzen, Knien, Hocken, Stehen, gebückt Stehen, Gehen, Steigen ohne Last
  • Belastung unterschiedlicher Muskulaturbereiche: 4 Kategorien – Handarbeit, Einarmarbeit, Zweihandarbeit und Körperarbeit
  • Hebe- und Trageleistung: je nach Gewicht, Distanz und Pausen
    • Leicht (Stufe 1):
      • keine Hebe- und Trageleistung
      • 1 – 2 kg bis zu 10 m fortlaufend, ohne Erholung
      • 3 – 10 kg bis zu 10 m mit Erholungspausen
      • 10 – 20 kg bis zu 10 m mit Erholungspausen

    • Mittel (Stufe 2):
      • fortlaufendes Tragen 2–10 kg über 10 m mit nur kurzen Pausen
      • 10 – 20 kg bis zu 10 m mit nur kurzen Pausen
      • 20 – 25 kg bis zu 10 m mit Erholungspausen
    • Schwer (Stufe 3):
      • ständige 5 – 10 kg ohne Pausen
      •  0 – 20 kg über 10 m mit nur kurzen Pausen
      • 20 – 30 kg bis zu 10 m mit Erholungspausen
      • 30 – 50 kg über kurze Strecken
    • Sehr schwer (Stufe 4):
      • alle darüber liegenden körperlichen Belastungen 


Vorsicht!
Entfallen auf einzelne Matrixfelder mehrere Prozenteintragungen verschiedener Tätigkeiten, müssen diese als Gesamtprozentsumme eingetragen werden.


Berechnung des Arbeitskilojouleverbrauchs 

Nach vollständigem Eintrag der 100 %-Werte errechnet der Schwerarbeitsrechner automatisch den durchschnittlichen Arbeitskilojouleverbrauch für einen achtstündigen Arbeitstag. 


Beispiel:
Ein Türmonteur in einer Tischlerei muss neben anderen Tätigkeiten Türstöcke einbauen. Dies entspricht ca. 30% seiner Tätigkeit. Die prozentuelle Zuordnung könnte wie folgt aussehen:

         Körperarbeit Gehen – mittel 5 %
         Körperarbeit Stehen – leicht 5 %
         Körperarbeit gebückt – leicht 5 %
         Körperarbeit Stehen – schwer 5 %
         Körperarbeit Stehen – mittel 10 %
 
Diese Werte sind (zusätzlich zu den anderen Teiltätigkeiten) dann in die Matrix des Schwerarbeitsrechner einzutragen.


Tatsächlich längere Arbeitszeiten können einen höheren Arbeitskilojouleverbrauch ergeben! 
Der Kalorienverbrauch mehrerer ausgeübter versicherungspflichtiger Tätigkeiten pro Tag ist zusammen zu rechnen.


Vorsicht! 
Bei dem errechneten Arbeitskilojouleverbrauch handelt es sich um einen ungefähren Durchschnittswert, der auf geschätzten Parametern basiert, und lediglich einen Anhaltspunkt für den tatsächlichen Arbeitskilojouleverbrauch geben soll. 


Für eine individuelle exakte Feststellung des tatsächlichen Arbeitskilojouleverbrauchs ist der Schwerarbeitsrechner nicht geeignet, sondern ist das Beiziehen eines Arbeitsmediziners oder berufskundlichen Sachverständigen erforderlich. Die Ergebnisse des Schwerarbeitsrechners binden weder Sozialversicherungsträger noch Behörden oder Gerichte.


               

Stand: 01.01.2024

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