Frauen in Aufsichtsräten
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Frauen in Aufsichtsräten – Chancen. Herausforderungen. Perspektiven.

Follow-up-Veranstaltung von Frau in der Wirtschaft Vorarlberg setzt starkes Zeichen für weibliche Aufsichtsratskompetenz

Lesedauer: 3 Minuten

14.04.2025

Mit rund 80 Gästen fand kürzlich die Follow-up-Veranstaltung zum Thema „Frauen im Aufsichtsrat“ in Vorarlberg statt – ein eindrucksvoller Abend im Zeichen von Erfahrungsaustausch, Inspiration und ehrlicher Reflexion über die Rolle von Frauen in Aufsichtsgremien.

Im Mittelpunkt standen spannende Podiumsgespräche mit namhaften Persönlichkeiten wie Rechtsanwalt Dr. Tobias Gisinger, Seminarleiter „Aufsichtsratskompetenz kompakt“ und in mehreren Aufsichtsratsgremien sowie Verwaltungsräten tätig. Mag. Marielena Einzinger, Geschäftsführerin der IE Industrial Engineering GmbH in München, Juristin Julia Huber, Aufsichtsratsvorsitzende der Raiffeisenbank Lech und Aufsichtsrätin und Moderatorin Benedicte Hämmerle, MBA, die aus ihrer Praxis berichteten und Einblicke in ihre persönlichen Wege, Herausforderungen und Erfolge als Mitglieder in Aufsichtsräten und Führungspositionen gaben.

Ein besonderer Fokus lag auf dem 2-teiligen Seminar "Aufsichtsratskompetenz kompakt", das im Herbst 2025 bereits zum 14. Mal durchgeführt wird und seit 2014 erfolgreich in Vorarlberg etabliert ist. Über 280 Teilnehmer:innen wurden seither gezielt geschult und auf ein Mandat im Aufsichtsrat vorbereitet – ein Meilenstein für mehr Diversität in Entscheidungsgremien. Nach dem Seminar können sich die Teilnehmer:innen in die österreichweite Aufsichtsrätinnen-Datenbank eintragen lassen und so ihre Chancen auf ein Mandat erhöhen. In Vorarlberg starteten wir 2014 mit 7 Frauen in der Datenbank, aktuell sind 108 Frauen eingetragen.

Der Frauenanteil in Aufsichtsräten in Vorarlberg konnte von 11,6 % im Jahr 2014 auf 22,4 % im Jahr 2024 nahezu verdoppelt werden. 

Chancen und Hürden: Zwischen Potenzial und Realität

Trotz wachsender Kompetenzen und nachweislich erfolgreicher Ausbildungen bleibt der Zugang zu Aufsichtsratsmandaten für Frauen in vielen Fällen herausfordernd. Einerseits gibt es strukturelle Hürden – Frauen werden nach wie vor seltener für diese Positionen angefragt oder sichtbar gemacht. Andererseits verbauen sich manche Frauen selbst den Weg – durch Selbstzweifel, fehlende Netzwerke oder das Zögern, sich einer solchen Aufgabe zuzutrauen.

Es braucht Mut, sich ein solches Mandat zuzutrauen – viele Frauen unterschätzen ihre Kompetenzen“, so ein zentraler Tenor des Abends. Die Diskussion zeigte deutlich: Es braucht nicht nur formelle Qualifikation, sondern auch den inneren Entschluss, Verantwortung auf dieser Ebene zu übernehmen.

Braucht es Quotenfrauen?

Auch die Frage nach der Quote wurde offen diskutiert: Ist sie ein notwendiges Instrument zur Gleichstellung oder eine Krücke? Die Antworten fielen differenziert aus – klar wurde jedoch: Solange systemische Barrieren bestehen, ist eine gezielte Förderung unverzichtbar, um Chancengleichheit herzustellen.

Die gläserne Decke – auch in den Köpfen

Ein weiterer Aspekt, der zur Sprache kam, war die sogenannte gläserne Decke – jene unsichtbare, aber spürbare Grenze, die Frauen am Aufstieg hindert. Interessanterweise wurde dabei nicht nur auf männlich geprägte Machtstrukturen verwiesen. Auch Frauen selbst – unbewusst oder geprägt durch gesellschaftliche Narrative – tragen mitunter zur Stabilität dieser Decke bei.

„Es gibt Hüter und Hüterinnen der gläsernen Decke – in den Köpfen von Männern und auch von Frauen“, brachte es eine Teilnehmerin auf den Punkt. Umso wichtiger ist es, diese mentalen Barrieren sichtbar zu machen, zu hinterfragen und aktiv aufzubrechen.

Fazit
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie viel Potenzial in Frauen für verantwortungsvolle Führungsaufgaben steckt – und wie wichtig Initiativen wie der Lehrgang "Aufsichtsratskompetenz kompakt" sind, um dieses Potenzial sichtbar zu machen und zu fördern. Gleichzeitig braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Wandel, um die strukturellen und mentalen Barrieren, die Frauen den Zugang zu Aufsichtsräten erschweren, konsequent zu beseitigen

Die Zukunft braucht mutige Frauen – und Systeme, die ihnen faire Chancen bieten.


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